Das erste Gesetz der Magie - 1
bröckelt. Man konnte früher nicht durch das Grün in die Finsternis blicken. Auf der anderen Seite war nichts zu erkennen.«
»Chase hat recht«, brachte Zedd vor. »Ich konnte es sogar von hier aus sehen.«
»Wie lange wird es dauern, bis sie zusammenbricht?« fragte Richard den Zauberer.
Zedd zuckte mit den Achseln. »Schwer zu sagen.«
»Dann rate!« fuhr Richard ihn an. »Gib mir irgendeine Vorstellung. So gut es geht.«
»Sie wird wenigstens noch zwei Wochen halten. Aber nicht länger als sechs oder sieben.«
Richard dachte einen Augenblick lang nach. »Kannst du deinen Zauber benutzen, um sie zu stabilisieren?«
»Über diese Art von Macht verfüge ich nicht.«
»Chase, weißt du, ob Darken Rahl die Königspforte kennt?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Nun, ist jemand über den Paß gekommen?«
Chase überlegte. »Ich glaube nicht.«
»Ich bezweifle es«, meinte Zedd. »Rahl kann durch die Unterwelt reisen, er braucht den Paß gar nicht. Außerdem bringt er die Grenze ohnehin zum Einsturz. Ich glaube, er wird sich kaum um einen kleinen Paß scheren.«
»Sich um etwas scheren ist etwas anderes, als von etwas wissen«, sagte Richard. »Ich glaube, wir sollten nicht hier rumstehen. Außerdem macht mir Sorge, er könnte wissen, wohin wir gehen.«
Kahlan wischte sich das Haar aus dem Gesicht. »Was meinst du damit?«
Richard sah sie verständnisvoll an. »Meinst du, du hast deine Schwester und deine Mutter gesehen, als du dort drinnen warst?«
»Ich glaube schon. Bist du anderer Ansicht?«
»Ich glaube, es war nicht mein Vater.« Er sah zum Zauberer hinüber. »Was meinst du?«
»Unmöglich zu sagen. Kein Mensch weiß wirklich etwas über die Unterwelt.«
»Darken Rahl schon«, meinte Richard bitter. »Mein Vater würde mich nicht auf diese Weise holen wollen. Aber Darken Rahl. Meine Augen sagen mir etwas anderes. Aber vermutlich waren es doch Darken Rahls Jünger, die nach mir gegriffen haben. Du hast gesagt, wir könnten nicht durch die Grenze, weil sie nur darauf warten. So wollen sie uns kriegen. Ich denke, was ich gesehen habe, waren seine Gefolgsleute aus der Unterwelt. Sie wissen genau, wo ich den Wall berührt habe. Wenn ich mich nicht irre, wird Darken Rahl also bald wissen, wo wir uns befinden. Ich möchte nicht hierbleiben, um herauszufinden, ob ich recht habe.«
»Richard hat recht«, meinte Chase. »Und wir müssen vor Einbruch der Nacht den Skowsumpf erreichen, bevor die Herzhunde ausbrechen. Das ist der einzige sichere Ort zwischen hier und Southhaven. Southhaven werden wir vor morgen abend erreicht haben. Dort sind wir vor den Hunden sicher. Und übermorgen werden wir eine Freundin von mir aufsuchen, Adie, die Knochenfrau. Sie lebt in der Nähe des Passes. Um hindurchzukommen brauchen wir ihre Hilfe. Heute abend jedoch ist der Sumpf unsere einzige Chance.«
Richard wollte gerade fragen, was eine Knochenfrau ist und wieso sie ihre Hilfe zum Überqueren der Grenze brauchten, da schlug aus der Luft ein dunkler Schatten wie eine Peitsche zu und traf Chase mit solcher Wucht, daß er über mehrere gefällte Bäume hinweggeschleudert wurde. In erschreckendem Tempo wickelte sich die schwarze Gestalt peitschengleich um Kahlans Beine und riß ihr die Füße weg. Sie schrie Richards Namen. Er warf sich auf sie, versuchte, nach ihr zu greifen. Sie packten sich an den Handgelenken. Zusammen wurden sie über den Boden Richtung Grenze geschleift.
Zedd schleuderte aus seinen Fingern Feuer über ihre Köpfe hinweg. Er schoß kreischend vorbei und war verschwunden. Ein weiterer Tentakel hieb schnell wie das Licht auf den Zauberer ein und schleuderte den alten Mann durch die Luft. Richard hakte sich mit einem Fuß am Ast eines Stammes fest. Faulig wie das Holz war, brach er von dem Stumpf ab. Er warf sich herum und versuchte, die Hacken in den Boden zu stemmen. Seine Stiefel glitten auf dem feuchten Sumpffarn aus. Er rammte die Hacken in die Erde, doch er war nicht kräftig genug, zu verhindern, daß die beiden über den Boden geschleift wurden. Er mußte seine Hände freibekommen.
»Halt dich an mir fest!« schrie er.
Kahlan warf sich nach vorn, schlang die Arme um ihn und packte zu. Das sehnige schwarze Etwas, das sich um ihre Beine geschlungen hatte, schloß sich in einer wellenförmigen Bewegung fester um sie. Sie schrie auf, als es zupackte. Richard riß das Schwert heraus. Die Luft füllte sich mit einem Klirren.
Der grüne Lichtschein begann sie einzuhüllen, während sie
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