Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
ließ mich mit einem Fluch und schmerzender Schulter zurücktaumeln. Stabile Türen waren echt ein Ärgernis.
»Zurück«, rief Leandra und unterstrich ihren Befehl mit einer Handbewegung. Es schien, als ob eine riesige Faust gegen die Tür schlug und sie zu tausend kleinen Splittern und Eisenbrocken verarbeitete, die in einer Wolke aus Holz und Metall in den Gang dahinter niederrieselten.
»Zurück«, rief Zokora, als sie sich an mir vorbeidrückte und hinter Leandra hereilte. Frauen!
Ich biss die Zähne zusammen, renkte meine Schulter wieder ein, griff Seelenreißer und rannte ihnen nach.
Wie kaum anders zu erwarten, waren die Männer des Barons zum Turm unterwegs. Als wir ihn erreichten, stand die Tür offen, genauso wie die Falltür zum Keller.
Ich sah Leandra an der Falltür, einen Finger nach unten streckend, und aus diesem einen gleißenden Blitz feuernd, der mit einem Donnerschlag wieder nach oben schoss und im Gestein des Turms einschlug; er hatte Leandra nur knapp verfehlt. Von unten erschall Gelächter.
Die Leiter, die hinabführte, glühte auf und rieselte als Asche in den Keller, ein silbernes Wabern stand zwischen uns und ihnen.
»Was zur Hölle …?«, fragte ich.
»Eine Energiewand«, erklärte Leandra. »Stark genug, um einem Blitz zu widerstehen.«
»Er hat sich soeben ein Leben genommen. Im Moment ist er stark.« Zokoras Stimme war kalt. Sie stand neben uns und sah mit ausdruckslosem Gesicht nach unten, aber ihre Augen glühten in einem inneren Feuer. Nie waren sich Leandra und sie ähnlicher gewesen. Ich war froh, dass dieser Zorn nicht mir galt.
»Was jetzt?«, fragte ich und blickte von Leandra zu Zokora.
»Wir sind zum Zuschauen verurteilt«, antwortete mir Leandra durch die Zähne. Das rötliche Leuchten ihrer Augen war so stark, dass es fast Schatten warf.
Hinter dem magischen Schirm sah ich, wie Balthasar und seine Leute sich nacheinander durch den Schacht nach unten begaben. Zum Schluss beugte sich der Mann, der Sieglinde trug, nieder, um sie in den Schacht fallen zu lassen.
»Nein!«, rief hinter mir erstickt die Stimme des Wirts. Und genau in diesem Moment wirbelte Janos herum und trennte mit einem Schlag den Kopf seines eigenen Mannes vom Hals, so dass dieser statt ihrer in den Schacht fiel. Janos zerrte Sieglinde von der Öffnung zurück.
Das silberne Wabern verschwand abrupt.
Zokora streckte beide Hände zur Falltür, sie fingen an zu glühen, doch Leandra schob sie zur Seite.
»Nein.«
Es gab ein zischendes Geräusch, als Zokoras Zauber verlöschte, dann wirbelte die Dunkelelfe herum und funkelte Leandra an. »Wieso soll ich ihn verschonen!«
»Seht«, sagte Leandra leise.
Janos hatte Sieglinde ergriffen, sein blutiges Schwert lag unbeachtet neben dem Schacht und dem abgetrennten Kopf. Er hielt sie wie eine zerbrechliche Puppe, als wäre sie kostbar für ihn. Langsam hob er sein Gesicht zu uns.
»Sie lebt. Es ist ihr nichts geschehen!«, rief er zu uns hoch. »Wenn ihr ein Seil findet, kommt herunter.« Er lächelte schief. »Ich warte hier auf euch.« Er zog seinen Umhang aus, wickelte Sieglinde hinein und stand einfach nur da und wartete.
»Wer braucht ein Seil?«, rief Zokora und sprang hinab, um federnd unten anzukommen. Leandra tat es ihr nach. Ich wünschte mir, ich hätte ein Seil, und sprang ebenfalls.
Die Götter waren mit mir, ich kam gut auf, konnte abrollen, ohne mir etwas zu brechen, und war nur etwas außer Atem, als die beiden ungleichen Frauen sich vor Janos aufbauten.
Zokora wirkte, als hielte sie sich nur mit Mühe zurück. Kleine blaue Funken tanzten über ihren Körper, ihre Haare bewegten sich zu einem Wind, den niemand sonst spürte.
»Ich habe ihr versprochen, dass ihr nichts passiert«, sagte Janos leise. Er sah zu mir herüber. »Ich halte mein Wort.«
»Ihr habt auch versprochen«, sagte ich, als ich meinen Atem wiedergefunden hatte, »dass heute niemand durch das Tor des Todes gehen würde.«
»Ja. Aber es war ein anderer, der mein Wort brach.«
»Wollt Ihr sagen, Ihr habt die Fronten gewechselt?«, fragte Leandra misstrauisch.
Janos nickte. »Ja. Nicht erst eben, sondern schon vorher, im Bad.«
»Ihr hättet es erwähnen können«, meinte ich trocken. »Das hätte geholfen!« Hinter uns wurde eine Leiter heruntergelassen, und Eberhard war der Erste, der herabstürmte; er eilte sofort auf Janos zu. Noch bevor Eberhard etwas sagen konnte, reichte ihm Janos seine Tochter.
Eberhard schlug Janos’ Umhang zur Seite. In ihm lag
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