Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Interesse. »Was hat den denn erwischt? Sieht aus wie Spieße.« Er schaute sich im Eingang um, betrachtete nachdenklich die Löcher und runzelte die Stirn. »Ich dachte, die Soldaten des Sergeant hätten damals die Fallen alle entschärft. Doch es sieht nicht so aus, nicht wahr? Aber Balthasar lässt sich von ein paar Fallen nicht aufhalten. Er wird seine Leute vorschicken. Und der hier hat nicht aufgepasst.«
Varosch nickte. »Scheint so. Ich frage mich nur, wie er sie dazu bringt, voranzugehen.«
»Du kennst ihn eben nicht, glaube mir, er hat Möglichkeiten«, antwortete Janos leise. Dann sah er Varosch und mich fragend an. »Also, wohin soll ich nicht treten?«, fragte er und betrachtete den Boden vor sich misstrauisch.
Varosch zögerte einen Moment und seufzte dann. »Diese Platte dort ist der Auslöser«, sagte er und wies auf einen Bereich knapp vor Janos’ Füßen.
Janos nickte und musterte den jungen Mann. »Du hättest mich gerne genau dorthin geschickt, nicht wahr?«
»Ja. Ich kann dich nicht leiden, aber nun ist es irgendwie anders, du bist jetzt ein Kamerad.« Er schaute ratlos drein. »So fühlt es sich jedenfalls an.«
»Dein Rücken ist sicher vor mir Kamerad«, sagte Janos leise, und Varosch nickte dankbar.
»Gut«, sagte ich. »Anders geht es auch nicht. Was machen wir jetzt?« Wir sahen alle drei nach vorne in die Dunkelheit.
Vor uns erstreckte sich ein Gang, vielleicht zwei Mannslängen breit und etwas mehr als eine Mannslänge hoch. Wände, Böden und Decke waren mit rechteckigen Steinplatten versehen, nicht unähnlich denen, die im Gasthof so reichlich Verwendung gefunden hatten. Der Gang ging geradeaus, so weit der Schein von Varoschs Laterne reichte.
»Wir gehen voran, vermute ich«, meinte Janos und deutete eine Verbeugung vor mir an. »Nach Euch, Ser.«
Varosch lachte leise. » Ich gehe voran. Aber vorsichtig!«, sagte er und hielt seine Laterne anders, um einen Schatten im Stein zu studieren. »Das braucht seine Zeit.«
Während er den Gang sorgfältig absuchte, kamen die anderen nach. Nicht einer war durchs Eis gebrochen.
Ich trat zu Simon. »Das war eine gute Idee, Simon«, sagte ich, aber seine Aufmerksamkeit war auf den Toten gerichtet.
»Hmm«, meinte Leandra nachdenklich und sah ebenfalls auf den Banditen herab. »Wenn das so weitergeht …«
»Wie viele hat er noch?«, fragte Sieglinde.
»Mal überlegen.« Leandra runzelte die Stirn. »Er selbst, die zwei Frauen, die drei Wachen, die drei anderen Banditen und drei von Janos’ Leuten. Zwölf.«
»Das reicht für ein paar Fallen«, stellte Zokora trocken fest.
»Damit weiß ich, wofür er uns noch gebraucht hat«, meinte Janos zu mir. »Ich wette, er wusste, dass die Fallen noch oder wieder aktiv sind.« Er wischte sich über die Stirn und betrachtete überrascht den Schweiß auf seiner Hand. »Täusche ich mich, oder ist es nicht mehr so kalt?«
Vielleicht. Aber für meinen Geschmack war es immer noch viel zu eisig.
»Mist!«, rief Varosch von vorne. Aus der Ferne ertönte ein dumpfes Grollen.
»Falle!«, hörte ich ihn rufen und sah ihn auch schon angerannt kommen. Wir standen alle in der Mündung des Gangs. Einen Schritt hinter uns war die Tür, danach das tiefe Wasser des Eissees.
»Was ist es?«, rief ich.
»Ich weiß es nicht«, war Varoschs verzweifelte Antwort. »Aber es kommt näher!«
Was folgte, langsam, aber unaufhaltsam, war eine steinerne Walze, die den Gang fast vollständig ausfüllte, nur in der Höhe ließ sie etwa drei Handbreit Platz.
»Ach du heiliges Exkrement!«, entfuhr es Leandra.
Zokora trat einen Schritt nach hinten und schwebte auf das Eis. »Fürchtet nicht, dass eure Taten vergessen werden«, teilte sie uns mit. »Ich werde von euch singen.«
»Sing nicht!«, rief Simon. »Hilf uns besser aus dem Schlamassel heraus!«
Zokora war ratlos. »Sagt mir, wie?«
Gute Frage, dachte ich, aber mir fiel auch nichts ein. Ich konnte nur dastehen und wie gebannt die Walze anstarren.
Das Poltern wurde so heftig, dass der Boden unter meinen Füßen vibrierte und Eis von der Decke brach. Die Walze bewegte sich langsam, aber ich sah keine Möglichkeit, sie aufzuhalten. Ich schaute Leandra an.
»Ich liebe dich«, sagte sie leise, ergriff meine Hand und lächelte tapfer. Für einen langen, ewigen Moment erfüllte mich Panik, dann wusste ich, was ich tun musste. Ich griff sie und schob sie halb, halb trug ich sie, zu der Stufe unter der Tür. »Hierhin legen«, befahl ich ihr. »Die Walze wird
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