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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Meine Ahnin war etwas enttäuscht. Aber sie nickte, sagte artig danke, wollte sich abwenden, um weiter die Blumen zu pflücken, denn sie fühlte sich befangen in der Nähe dieser schönen, aber kleinen Fee. Halt, sagte diese, dieser Wunsch war klein, ich schulde Euch mehr. Die Stimme, sagte sie dann schüchtern, sie gefalle ihr auch. Die Fee lachte erneut und berührte meine Ahnin am Hals. Einmal im Jahr, sagte sie … Meine Ahnin nickte, sie war wiederum enttäuscht. Sie wusste es schon. Wenn es ihr am meisten nützen würde, hätte sie die Stimme der Fee. Mittlerweile war sie der Meinung, dass die Geschichten über die Feen wohl wahr wären und man ihren Gaben nicht trauen konnte. Aber wenigstens war nichts Schlechtes dabei. Also sagte sie erneut artig danke und wandte sich ab, um wieder zurückgehalten zu werden. Auch dies sei nur ein kleiner Wunsch gewesen, sagte die Fee, es stände ihr immer noch mehr zu. Meine Ahnin indes stimmte ihr insgeheim zu, die beiden erfüllten Wünsche erschienen auch ihr klein, als seien sie nicht wahr. Diesmal, sagte sie, wünsche sie sich etwas, was sie greifen, sehen, nach Hause tragen und ihrem Vater zeigen könnte. Etwas, was sie erfreuen würde und andere Menschen auch. Etwas, was glücklich mache und niemandem schade, was ewig hält und stets neu ist. Dann stand sie da und wartete. Die Fee setzte sich nieder auf den Baumstamm, ein zierlicher Fuß wippte auf und ab, als sie nachdachte, die Bitte meiner Ahnin hatte sie überrascht. Schließlich schnippte sie mit dem Finger und rief, sie habe gefunden, was sie bräuchte. Sie nahm einen Ast vom Boden auf, küsste ihn, und dieser Ast verwandelte sich in die Geige, die ihr hier seht. Denn Musik erfreut, macht glücklich und schadet niemandem.«
    Sieglinde hob die Geige an, so dass alle sie sehen konnten, es herrschte Stille im Raum. Dann schloss sie langsam die Augen, legte die Geige in die Beuge ihres Halses und fing an zu spielen.
    Als sie die Augen wieder öffnete, ging ein Raunen durch die Zuschauer, selbst die Banditen schienen verblüfft, denn Sieglindes Augen waren nun von einem überirdischen Grün.
    Als der Bogen die Geige berührte, erschien es mir, vielleicht auch den anderen, als ob die Geige zu leuchten begann. Die Töne, die dem Instrument entsprangen, waren so klar, so rein, dass sie schmerzten.
    Sieglinde fing an zu singen, und ihre Stimme berührte mich. Sie sang die Ballade vom alten Grafen, der sich seiner Jugendliebe erinnerte …
     
    Es reitet schweigend und allein
    Der alte Graf zum Wald hinein.
    Er reitet über Stein und Dorn,
    Zur Seiten schlendert Schwert und Horn.
     
    Und immer düstrer wird die Bahn,
    Wie raget Fels an Fels hinan.
    Zu einer Mühle kommt er da,
    Doch ist kein Leben fern und nah.
     
    Zerfallen sind die Gänge all.
    Kein Mühlrad treibt der Wasser Schwall.
    Durchs offne Dach der Himmel schaut,
    Getrümmer rings und Wucherkraut.
     
    Nur eine Bank erblickt er drin,
    Drauf setzt der düstre Gast sich hin,
    Verschränkt die Arme auf der Brust,
    Und schließt das Auge unbewusst.
     
    Da wird’s lebendig um ihn her,
    Die Werke poltern dumpf und schwer,
    Das Wasser braust, es lebt der Hain,
    Das Mühlrad klappert lustig drein.
     
    Und sieh, mit Säcken ein und aus
    Kommt Knecht um Knecht durch Saus und Braus,
    Vom Mühlgang erst noch leer und wüst,
    Der Müller freundlich niedergrüßt.
     
    Jetzt fliegt der Steig herab im Sprung
    Sein Töchterlein, gar frisch und jung,
    Das Antlitz wie der Himmel klar,
    In Flechten tanzt ihr schönes Haar.
     
    Das naht dem Grafen und kredenzt
    Das Glas, drin flüss’ges Gold erglänzt.
    Wohl fühlt da wie in alter Zeit
    Sein Herz der Liebe Seligkeit.
     
    Und auf das Kind den Blick gewandt,
    Hin streckt er nach dem Glas die Hand.
    Doch wie nach ihm er greift mit Hast,
    Da ist’s nur Luft, was er erfasst.
     
    Verschwunden ist so Glas als Wein,
    Der Müller und sein Töchterlein.
    Kein Mühlrad geht, kein Wasser braust,
    Der Wind nur durchs Gebälke saust.
    Es mag wohl an der Magie der Geige gelegen haben oder aber an der seltsamen Stimmung, die mich umfing, aber mir war, als ob ich jene Mühle sehen könnte, das Mädchen, wie es mir das Glas voll Wein reichte. Ich konnte den alten Grafen gut verstehen.
    Janos erhob sich, streckte sich und lachte laut.
    »Schönes Lied, Mädchen, schönes Lied und ach gar so traurig! Spiel ein anderes, das mich schmunzeln lässt. Spiel eine Weise, die nicht von vergangener Liebe spricht. Was kümmert mich, was

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