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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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war!«
    Sieglinde stand auf den Tischen und sah mit ihren grünen Augen den Banditen an. Ich konnte sehr wohl spüren, wenn Magie am Wirken war, und ich glaubte jedes Wort der kleinen Geschichte, die sie am Anfang erzählt hatte. Magie, so leicht gesponnen und doch so weit reichend, konnte nur den Feen entstammen.
    Immer noch mit diesem Lächeln, setzte sie den Bogen erneut an, die folgende Weise war schnell und munter, ein Reigen, wie man ihn um den Brunnen eines Dorfes tanzen mochte.
     
    Ich saß und spann vor meiner Tür,
    Da kam ein junger Mann gegangen;
    Sein braunes Auge lachte mir,
    Und röter glühten seine Wangen.
    Ich sah vom Rocken auf und sann
    Und saß verschämt und spann und spann.
     
    Gar freundlich bot er guten Tag
    Und trat mit holder Scheu mir näher;
    Mir ward so angst, der Faden brach,
    Das Herz im Busen schlug mir höher.
    Betroffen knüpft ich wieder an
    Und saß verschämt und spann und spann.
     
    Er lehnt auf meinen Stuhl den Arm
    Und rühmte sehr das feine Fädchen;
    Sein naher Mund, so rot und warm,
    Wie zärtlich haucht er: Süßes Mädchen!
    Wie blickte mich sein Auge an!
    Ich saß verschämt und spann und spann.
     
    Indes an meine Wange her
    Sein schönes Angesicht sich bückte,
    Begegnet ihm von ungefähr
    Mein Haupt, das sanft im Spinnen nickte.
    Da küsste mich der schöne Mann.
    Ich saß verschämt und spann und spann.
     
    Mit großem Ernst verwies ich’s ihm.
    Doch ward er kühner stets und freier,
    Umarmte mich voll Ungestüm
    Und küsste mich so rot wie Feuer.
    O, sagt mir Schwestern, sagt mir an:
    War’s möglich, dass ich weiter spann?
    Dieses Lied wurde mit lautem Gelächter und Gejohle aufgenommen, und einer der Banditen warf Sieglinde einen Luftkuss zu. Sie verbeugte sich so graziös, dass sie damit an jedem Hof hätte vorstellig werden können.
    »Spielt weiter!«, rief ein anderer. »Spielt auf!«
    »O nein«, sprach sie. »Die Musik ist ein Geschenk, sie kommt nicht von mir. Ich vermag euch nicht zu sagen, warum es so ist, aber nur zwei Lieder gönnt mir meine Geige an einem Abend.« Sie strich mit dem Bogen über die Saiten, ein Ton erschallte, der meine Backenknochen schmerzen ließ. »Aber morgen Abend werde ich wieder für euch spielen!«
    Einer der Banditen sprang auf.
    »Mädchen, ich bin nicht dumm geboren! Spiel oder …« Janos drehte sich um und bedeutete dem Mann zu schweigen, dies tat er auch, mit einem bösen Blick auf seinen Anführer.
    »Eine vortreffliche Kurzweil habt Ihr uns geboten, Eurer Kunst und Stimme gebührt Dank, kein Fordern.«
    Er machte eine überraschend galante Verbeugung und hob die Hand, um Sieglinde so vom Tisch herunterzuführen.
    »Eure Ahnin war ein gewitztes Mädchen, und das seid Ihr wohl auch. Darf ich mal sehen?« Er streckte seine Hand aus, und zögerlich gab Sieglinde ihm die kleine Geige. Er nahm sie, hielt sie an sein Ohr und zupfte eine Saite.
    Ein Ton erfüllte den Raum, so falsch und schrecklich, dass einer der Banditen mit einem Fluch aufsprang: Er hatte gerade eine Flasche aus Ton angesetzt, als diese ihm in der Hand zersprang.
    »Mir scheint Eure Geschichte wahr zu sein«, sagte Janos. Es war still im Gasthaus, ein jeder beobachtete gespannt, was er sagte oder tat. So war jedes Wort leicht zu hören. »Ihr sagt, Eure Ahnin traf die Fee nicht weit von hier in einem Wald?«
    Sieglinde nickte. Ihre Augen hatten wieder ihr natürliches Braun, aber etwas von der Gabe der Fee blieb in ihr zurück; ich konnte nicht den Finger darauf legen, was es denn sein mochte.
    »Jedes Wort ist wahr.«
    Janos drehte sich zu seinen Leuten um. »Hört ihr? Es war nicht weit von hier. So weit, wie ein Mädchen geht, das Blumen pflücken will! Man sagt, die Feen sammeln sich dort, wo die Magie am stärksten ist.« Er sagte es, als wäre es etwas Bedeutsames, und so schien es in der Tat auch zu sein, denn seine Leute sahen sich gegenseitig an und wirkten zufriedener als zuvor.
    Plötzlich sah er sich um, ließ seinen Blick über uns und die anderen Gäste schweifen und lachte. »Seid ihr noch nicht genug unterhalten?« Er machte einen Kratzfuß vor Sieglinde, warf die Geige Eberhard zu, was sowohl diesen wie auch Sieglinde erbleichen ließ. Der Wirt fiel fast hin, als er verzweifelt versuchte, die Geige zu fangen. Es gelang ihm, auch wenn er schwer gegen die Theke prallte und sich keuchend auf ein Knie niederließ; mit einer Hand drückte er die Geige an sich, mit der anderen hielt er sich die Brust.
    Indes hatte Janos Sieglinde gegriffen,

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