Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
menschenleeren Gegend eine solche Garnison errichtet?« Ich sprach laut aus, was mich beschäftigte. »Man muss sich den Aufwand vergegenwärtigen. Für diesen Hof hätte man zwei Burgen errichten können.«
»Ich glaube nicht, dass sie Burgen als Militärstützpunkte sahen«, sagte Leandra. »Ich habe mal gelesen …«
»Ja. Ich auch. Das alte Imperium basierte nicht auf dem Lehensprinzip, sondern unterhielt eine stehende Armee. Ich frage mich nur, wie man sich das leisten konnte.«
»Offensichtlich geht es«, sagte Leandra trocken. »Thalak macht es auch so.«
Ich sah mich noch einmal um. »Also gut. Hier ist Euer Martin auch nicht.« Ich sah zum Wirt hinüber. »War auch heute Nacht abgeschlossen?«
Er schüttelte den Kopf. »Normalerweise schließe ich nie ab. Aber …« Er zögerte. »Heute Morgen musste Maria in der Küche einspringen. Da ich nicht wusste … ich habe die Tür abgesperrt, weil mir einfach wohler dabei war.«
Das konnte ich gut verstehen.
»Was ist mit dieser Wand?«, fragte Leandra.
»Was soll mit ihr sein?« Ich sah nichts. Auch der Wirt blickte überrascht.
»Schaut«, sagte Leandra. »Die Waffenregale stehen an allen Wänden, links und rechts des Eingangs. Nur hier fehlen zwei.« Sie wies auf die seitliche Wand. Wären wir im Gastraum über uns, wäre es eine Außenwand des Gasthofs.
»Und hier sind zwei Regale zu viel. Seht Ihr? Alle anderen Regale stehen, obwohl sie offensichtlich alt sind, fest und sicher. Wahrscheinlich sind sie an der Wand fixiert.«
»Klar. Wenn so ein Regal voll mit Äxten oder Schwertern umfällt, will ich nicht in der Nähe sein«, meinte ich.
»Ja.« Sie musterte die freie Stelle. »Dort sind Löcher in der Wand, wahrscheinlich für die Haken. Hier standen einmal zwei Regale. Und die stehen nun hier.« Die Regale, von denen sie sprach, befanden sich unter der Eingangstür zum Gasthof.
Der Gasthof war in einem Karree gebaut. Man ritt durch ein großes Tor hinein. Drehte man sich dann links herum, hatte man etwa fünfzehn Schritt Mauer mit Wehrgang neben sich und sah auf die Tür zum Hauptgebäude, dem eigentlichen Gasthof. Dieses Gebäude stellte zusammen mit dem Wehrturm die linke untere Ecke dar. Die linke Längsseite bestand aus der Schmiede, die obere linke Ecke bildete sich aus der Schmiede und dem Lager, das zwei Drittel der oberen Linie des Karrees darstellte. Die Stallanlagen schlossen sich dort an, gingen bis in die rechte obere Ecke, liefen dann wieder nach unten, wiederum um die rechte untere Ecke, und endeten etwa zwölf Schritt rechts vom Tor entfernt.
Wenn die Kelleranlagen dem Grundriss der darüber befindlichen Gebäude entsprachen, dann sollte dies eine Außenwand sein. Aber Leandra hatte Recht: Die Regale waren nicht so exakt ausgerichtet wie die anderen und standen etwas schief.
Es brauchte nicht lange, und wir hatten eines der Regale zur Seite geräumt. Genauer gesagt, abgerissen. Auch wenn die Regale stabil wirkten, sie waren es nicht mehr. Das Holz selbst war noch überraschend gesund, aber die Verzapfung war nicht mehr so fest, wie sie einmal gewesen war. Hinter den zwei schweren Waffenregalen fanden sich nicht Steinblöcke oder Ziegelsteine, sondern zerkleinertes Felsgestein, das von einfachem Mörtel zusammengehalten wurde: eine zugemauerte Tür.
Der Wirt sah sich den Mauerdurchbruch an und kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Ich habe keine Ahnung«, beantwortete er unsere unausgesprochene Frage. »Ich habe nichts davon gewusst.« Er kratzte mit dem Finger an dem Mörtel zwischen den Steinen, und er bröckelte ab. »Das ist alt. Vielleicht war das mein Vorfahr. Nur warum?«
»Ich glaube, das werden wir bald herausfinden«, sagte ich. »Aber das kann warten. Auch hier ist Euer Knecht nicht hindurch, die Steine sind unberührt.«
»Was war der letzte Raum? Die Waschküche?«, fragte Leandra.
»Ja. Es gibt dort aber keine weiteren Türen. Dort kann er auch nicht verschwunden sein.«
»Schauen wir mal«, schlug ich vor. Als wir gingen, warf ich einen letzten Blick auf die zugemauerte Tür.
Die Waschküche lag neben der Küche. Genau wie die Küche hatte sie auch eine gemeinsame Wand mit dem Turm. Rechts von ihr lag der Gang, der zum Turm führte. Die Waschküche hatte keinerlei Fenster. Es war ein großer, rechteckiger Raum, vielleicht zwanzig mal zwölf Schritte. Beherrscht wurde dieser von sechs großen, eisernen Kesseln, jeder von ihnen vielleicht sechs Fuß im Durchmesser und drei Fuß hoch. Sie standen auf
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