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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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konnten untergehen. Ich war es seit meiner Jugend gewohnt, Rüstung zu tragen, und darin schwamm es sich schwer. Ich hatte das Meer kennengelernt, angefreundet hatte ich mich mit ihm nicht.
    »Das ist ein Delfin«, erklärte Leandra.
    »Die gibt’s wirklich?«
    »Ja. Und man kann auf ihnen reiten und mit ihnen spielen. Ich habe es selbst schon gesehen. Sie sind intelligent und sehr freundlich. Sie helfen sogar Ertrinkenden und bringen sie ans Ufer.«
    Ich sah sie ungläubig an. »Du willst mir einen Bären aufbinden, nicht wahr?«
    Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass ihr Zopf umherflog. »Nein, es gibt sie wirklich. Ich finde, dass sie nett aussehen mit diesem Lächeln.«
    Das konnte nur eine Frau sagen. Aber sie hatte Recht: Die Fische grinsten.
    Ich sah mich noch mal um, der Raum ergab absolut keinen Sinn für mich. An einer seitlichen Kante entdeckte ich ein von einem Holzzapfen verschlossenes Loch.
    »Was ist das?«
    Der Wirt winkte mir zu. »Ich zeige es Euch.« Wir gingen wieder aus dem Raum heraus. Die großen Waschbütten waren, wenn man von der Küche aus den Raum betrat, an der linken Wand, der zur Küche, montiert. Hinter den Trögen lief eine tiefe Rinne die Wand entlang. Ich sah mir das verständnislos an, aber Leandra lachte.
    »Ich habe es herausgefunden. Hier.« Sie trat an eine der leeren Bütten und stemmte ihre Schultern gegen den Hebel an der Seite. Langsam kippte der Waschzuber.
    »Das Wasser läuft dann diesen Kanal entlang in das Bad. Es ist ein Bad!« Sie strahlte über das ganze Gesicht und hüpfte freudestrahlend von einem Fuß auf den anderen, wie ein kleines Mädchen, das einen Sack voll Gold gefunden hatte.
    »Das ist zu groß für ein Bad«, teilte ich ihr mit. Es machte nicht wirklich Sinn, mehr als eine Sitzwanne zu füllen. Das Wasser, das man für den blauen Raum bräuchte …
    »Nicht so ein Bad. Ein Bad, um ganz darin unterzugehen, darin zu schwimmen!«
    »Wer sollte so etwas tun?«
    Sie sah mich an. »Ist dir kalt?«, fragte sie mich.
    »Natürlich.« Was für eine Frage.
    »Stell dir mal vor, du könntest auf der Treppe bis zum Hals in heißem Wasser sitzen. Richtig schön warm.«
    So gesehen … Unabhängig von dem aktuellen Sturm war die Lage des Gasthofs nicht gerade warm. Hier am Fuß des Gebirges kam der Winter früh. Der Pass war zwar acht Monate im Jahr offen, aber der Sommer war wesentlich kürzer. Der Hof war für die Kälte gebaut, überall Kamine, die andere Räume mit beheizten, und reichlich Feuerstellen. Ja, die Vorstellung hatte etwas. Vor allem, da in dieses … Bad … mehr als eine Person hineinpasste.
    Leandra wandte sich an den Wirt. »Ihr habt Recht, der Junge ist nicht hier. Wahrscheinlich hat der Baron nicht richtig aufgepasst. Aber hier ist er nicht.«
    »Dann weiß ich, wo er ist«, sagte der Wirt leise und klang fatalistisch.
    Im Bauch des Werwolfs , meinte er wohl. Irgendjemand musste bald die Tür zum Lager öffnen, in dem die Bestie angeblich festsaß, und ich wusste auch schon, wer das sein würde.
    »Könntet Ihr mir einen riesigen Gefallen tun?«, fragte Leandra den Wirt.
    »Sicherlich, aber welchen?«
    »Auch wenn wir, wie Ihr sagt, genug Brennstoff haben, weiß ich, dass ich viel von Euch verlange … aber könntet Ihr mir das Wasser aufheizen lassen und das Bad befüllen?«
    Der Gesichtsausdruck des Wirts verriet mir, was er davon hielt, aber er stimmte tapfer zu. Jetzt wusste ich auch, warum dieser Eimerbrunnen so gebaut war. Um das Bad mit warmem Wasser zu fluten, musste man die ganzen Waschzuber auffüllen, das war eine Menge Wasser. Wie lange brauchte das wohl? Ich begab mich an den Brunnen und begann die Kurbel zu drehen. Es ging richtig schwer, es würde Knochenarbeit werden, die Zuber voll laufen zu lassen.
    Ich wollte gerade etwas Entsprechendes sagen, als ich einen Blick nach unten warf. Ich wollte nachsehen, ob die Eimer Wasser enthielten. Das taten sie. Und etwas anderes.
    Martin.
    Er hatte sich mit seinem Gürtel das linke Handgelenk an einen der Eimerhaken gebunden. Der Junge war eiskalt, Kopf, linker Arm und Schulter waren mit einer Eisschicht überzogen, die Kleidung nass, aber nicht gefroren. Außer ein paar Abschürfungen an Gesicht und Knöcheln beider Hände waren keine Verletzungen zu erkennen. Martin war erfroren. Die rechte Hand war zur Faust geballt. Es fiel uns auf, als wir ihn auf den Boden der Waschküche legten. Ich bog ihm die Hand auf; es knirschte, und hinter mir hörte ich, wie der andere Knecht sich

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