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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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den Werwolf sauber im Nacken getroffen, der Kopf mit den gebleckten Zähnen lag vor mir, der Körper ein Stück seitlich, ein behaarter Arm verband uns: Seine Krallen hatten sich in den Ringen meiner Kette verfangen, sich hindurch und in meinen linken Arm gebohrt.
    Vorsichtig löste Leandra die Krallen aus meinem Fleisch. Wir sahen zu, wie sich mein Blut mit dem seinen vermischte, ich war über und über mit seinem Saft besudelt, mein Umhang war getränkt darin.
    »Ich wusste, dass an dir mehr dran ist, Ser Havald.« Leandra deutete unauffällig auf Seelenreißer, das Bannschwert. Mein Bannschwert. Sie klang nicht sonderlich überrascht.
    »Lass uns später darüber reden«, meinte ich erschöpft. Leandra nickte tonlos und wischte sich Blut von ihren Fingern.
    Zokora stand auch da. Als sie meinen Blick bemerkte, legte sie den Kopf auf die Seite. »In den Höhlen hält das Licht länger als an der Oberfläche«, sagte sie.
    »Alle Achtung, alter Mann«, Janos blickte von dem Kadaver zu mir. Er pfiff leise durch die Zähne. »Aber ich kann nicht sagen, dass ich verwundert bin.«
    Ich sah zu ihm hoch. »Ich schon. Ich dachte wirklich, es wäre mein Ende.«
    Janos blickte mich an und rieb sich die Nase. Auch er war mit Blut getränkt, und ich sah, dass sein Schwert rot war. Er hatte es dem Wolf von hinten in den Rücken gestoßen, noch als das Wesen mich angesprungen hatte.
    »Na, dann hole ich mir mal das Fell«, sagte Janos und zog seinen Dolch.
    »Muss das sein?«, fragte Leandra.
    Er sah auf. »Wieso?«
    »Ein echtes Wolfsfell sieht schöner aus«, meinte sie dann. »Dieses Fell … sieht aus, als käme es von einem Straßenköter.«
    Janos betrachtete den Leichnam, anschließend Leandra. »Eigentlich habt Ihr Recht. Der Bursche ist ziemlich hässlich.«
    Ich stand auf. »Von mir aus könnt Ihr mit ihm machen, was Ihr wollt. Ich brauche nur das hier.« Mit dem Griff meines Dolches schlug ich ihm einen Zahn aus und reichte ihn Leandra.
    Sie sah mich verblüfft an. »Was soll ich damit? Ich sammle keine Trophäen.«
    »Du hast mir etwas von einem Spruch erzählt …« Ich sah Verstehen in ihren Augen; sie nickte und steckte den Zahn ein.
    »Was mich mal interessieren würde«, sagte Varosch von hinten, »wäre zu erfahren, wer er denn nun ist.«
    Janos richtete sich auf. »Das ist eine verdammt gute Frage. Wir werden feststellen, wer fehlt.«
    »Ja«, sagte ich. »Das interessiert mich auch ein wenig.« Ich sah etwas glitzern, halb unter einer Kiste versteckt. Ich bückte mich und hob es auf. Es war eine schwere silberne Kette, durchtrennt von meinem Hieb, mit einem schweren Wolfskopf aus Silber als Anhänger. Das Stück wirkte, als ob es schon sehr alt wäre. Die Linien des silbernen Wolfkopfes waren schon undeutlich und vom ständigen Tragen abgerieben.
    Der Wirt wartete bereits auf uns, und seine Augen weiteten sich, als ich eintrat. »Keine Angst, es ist nicht mein Blut«, beantwortete ich seine unausgesprochene Frage mit einem schiefen Lächeln.
    »Wenigstens nicht alles«, erklärte Leandra.
    »Habt Ihr den Wolf erwischt?«
    »Wonach sieht es denn aus?«, fragte Janos. Er spazierte durch die Tür und präsentierte seine Trophäe, den Kopf des Werwolfs, auf der Spitze seines Dolchs. Dass immer noch Blut herunterlief, schien ihn nicht besonders zu stören.
    Eberhard wich zurück und schlug das Dreieck der Einigkeit. »Bei den Göttern!«
    Auch ich empfand den Anblick des Kopfes als beunruhigend. Ich hatte wahrlich schon genügend abgeschlagene Häupter gesehen, aber dieses hier … Varosch hatte ihn richtig beschrieben: Die menschlichen Züge in dem tierhaften Gesicht waren es, die so Furcht erregend wirkten.
    »Wer ist es?«, fragte Eberhard und sah sich den Kopf nun neugierig an.
    »Das werden wir bald wissen. Wir brauchen nur herauszufinden, wer fehlt«, meinte Leandra trocken.
    »Habt Ihr ein paar frische Kleider für mich?«, fragte ich Eberhard.
    Er sah mich an und schluckte. »Folgt mir.« Er blickte zu Janos und zögerte. »Wenn Ihr wollt …«, sagte er dann.
    Janos schüttelte den Kopf. »Das trocknet schon von allein.«
    »Igitt«, meinte Leandra.
    Janos sah zu ihr herüber und bleckte die Zähne. »Nicht so empfindlich, Sera. In meinem Handwerk gewöhnt man sich an Blut.« Er lachte kurz auf, stieß sein Schwert in die Scheide, drehte sich um und ging, den Kopf des Werwolfs als Trophäe vor sich haltend.
    Ich machte Anstalten, dem Wirt zu folgen, als mir auffiel, dass aus unserer Runde jemand fehlte.

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