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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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dass die Küche ein Fenster zu wenig hatte. Auch dieses war mit einem schweren Fensterladen mit Schießscharte versehen und zu schmal für eine erwachsene Person, um dort hindurchzuklettern.
    Ein großer, breiter Schreibtisch stand mir gegenüber, dahinter saß der Hausherr. Vor dem Schreibtisch luden zwei weitere Stühle dazu ein, Platz zu nehmen und mit ihm zu sprechen. Er saß auf einem stabilen Stuhl, die eine gepanzerte Hand noch neben dem Weinbecher auf dem Tisch, von der hohen Lehne und dem Gewicht seiner Rüstung aufrecht gehalten. Durch das offene Visier grinste uns ein Totenschädel an, auf dem noch Fetzen von Haut und Reste eines Barts zu sehen waren. Auf der Brustplatte seines Panzers war auf der linken Seite ein Bulle eingearbeitet, auf der rechten Seite das Wagenrad und der Hammer.
    Hinter unserem Gastgeber, an der Wand, unter Staub, Dreck und Spinnweben verborgen, befand sich eine Karte, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
    »Eine Weltkarte!«, hauchte Leandra.
    Karten zu zeichnen war eine mühsame Arbeit, ich hatte daran stets versagt. Aber ich wusste eines – wenn eine Karte zu groß wurde, stimmte immer irgendetwas nicht, passte etwas nicht zusammen, kam ein Fluss woanders heraus, als er sollte.
    Allerdings sahen die Karten, die ich kannte, auch anders aus.
    Auf der linken Seite standen an der Schmalseite des Raums ein großer stabiler Schrank sowie ein leerer Rüstungsständer.
    Auf dem Schreibtisch konnten wir unter einer dicken Staubschicht mehrere Dinge erkennen. Zum einen ein Tintenfass, Federkiel und Federmesser, eine kleine hölzerne Schatulle, einen Zinnbecher und eine ausgetrocknete Flasche, eine niedrige Kiste aus Ebenholz, etwa drei Fuß lang, einen breit und eine Handbreit hoch. Darauf lag ein in Leder gebundenes Buch.
    Eberhard war zurückgewichen und saß nun auf dem Fass, auf dem ich mich eben noch ausgeruht hatte. Er hatte sein Gesicht hinter seinen Händen verborgen. »Mein Urahn muss das gewusst haben, als er diesen Hof fand! Es kann niemand anders gewesen sein! Und die ganze Zeit … die ganze Zeit haben wir unser Heim mit diesen Toten geteilt!« Er schlug das Zeichen der Einigkeit auf seiner Brust. »Mögen uns die Götter gnädig sein!«
    Ich sah zu dem gepanzerten Skelett hinüber. »Ich denke, dass dein Vorfahr den hier genauso vorfand. Vielleicht war es Respekt vor den Toten, dass er alles unberührt ließ. Sag, konnte er lesen und schreiben?«
    »Nein«, antwortete Eberhard. »Er war ein Jäger, ich erzählte es schon. Seine Frau war diejenige, die das Wirtshaus führte.«
    Für mich war klar, was hier geschehen war. Seine Braut hätte sich nie in dieses Haus begeben, hätte er es ihr erzählt. Also hatte er ihr und jedem anderen den Fund verschwiegen. Eberhards Urahn wusste sehr wohl, dass das Buch auf jener Kiste eine Bedeutung hatte. Ich musterte das Skelett hinter seinem Tisch. Es sah aus, als warte der Mann auf etwas, vielleicht darauf, dass er seinen letzten Bericht abgeben konnte? Im Leben musste er beeindruckend gewesen sein, er war es auch im Tod. Der befehlshabende Offizier einer Einheit. Das Wagenrad und der Hammer waren der Hinweis: Dies war eine Versorgungsstation gewesen, ein Logistikstützpunkt. Damals, als diese Garnison errichtet worden war, hatte es weder Lassahndaar noch Coldenstatt gegeben. Das war nun wahrlich lange her. Ich ging vorsichtig um den Schreibtisch herum und wischte den Staub von der Karte. Zeit und Feuchtigkeit hatten dazu beigetragen, das Pergament brüchig und die Farben blass werden zu lassen, aber sie war noch recht gut zu lesen. Die drei großen Hafenstädte waren bereits eingezeichnet: Kelar, Illian und Fartuo.
    Dort, wo später andere Städte entstanden waren, markierte das Symbol eines Zirkels den Ort. Bis auf die Festung am Pass war in dieser Gegend hier weit und breit nichts eingezeichnet.
    Eine verblasste Linie zeigte die Konturen des Landes: Hier war die Grenze, wie man uns erzählt hatte. Dort waren der Pass, die Festung und ein Viereck mit einem Kreuz darin, dieser Ort. Die Karte machte einen Sinn, als ich das andere Viereck und das Festungssymbol fand.
    Das, was früher die Barbarenländer gewesen waren, wurde von unserem Land von einem massiven Bergrücken getrennt, den Donnerbergen. Zwei Pässe gab es einst durch sie. Der eine war dieser. An dem zweiten Pass war ebenfalls ein Festungssymbol; als jemand sich entschlossen hatte, dieses Land zu besiedeln, nutzte er das Gelände. Nur zwei Wege führten vom Land der Barbaren in

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