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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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unser Reich. Verschloss man beide, war das Reich sicher. Doch nur die Festung an diesem Pass war auch gebaut worden. Ich wusste, dass sich an dem zweiten Pass keine Festung befand, denn ich kannte den Ort sehr gut. Avincor. Das Grab der vierzig Getreuen.
    Ich blickte von der Karte hinunter auf den Kommandanten. Jeder, der sich Gedanken machte, wusste, dass man neues Land mit Blut erkaufen musste.
    Ich hatte selten eine Karte gesehen, die alle Reiche zeigte. Nun lag sie vor mir. Unser Land war planmäßig besiedelt worden. Was war das für ein Reich, das so etwas – über die halbe Weltenscheibe hinweg – tun konnte? Langsam wanderte mein Blick die Karte entlang, gen Norden und dann nach Westen, und fand dort einen Namen.
    Ich wischte den Staub und den Dreck beiseite.
    »Askir«, hauchte ich.
    Auch Leandra war an die Karte herangetreten. »Es ist kleiner, als ich dachte.« Sie fuhr mit ihrem Finger leicht über die Karte, entstaubte Binnenseen und Gebirgszüge. »Warum nur siedelte er uns so weit entfernt an? Und hier, sieh … diese Länder … sie scheinen spärlich besiedelt … dort. Schau.«
    Ihr Finger ruhte auf einer Insel weit im Südosten. »Thalaktua.«
    »Bei den Göttern!«
    Wenn das der Ursprung des Imperiums von Thalak war und es sich von dort ausgedehnt hatte, dann war es um Längen größer, als ich in meinen schlimmsten Albträumen befürchtet hatte.
    »So viele Länder«, murmelte Leandra und wischte den Staub von den verblassten Schriftzügen, die Namen zeigten, an die sich im Imperium wohl kaum jemand erinnerte.
    »Hier … hier steht Elfenwald … ein eigenes Reich der Elfen«, sagte sie mit Ehrfurcht in der Stimme. »Ob es wohl noch existiert?«
    Ich trat von der Karte zurück und musterte sie in ihrer Gesamtheit. »Es scheint, als wäre die Welt ordentlich aufgeteilt gewesen. Und es gab andere Imperien. Sieh hier, jenseits des Meers der Stürme, Kish und dort Xiang.«
    »Namen, die man nur aus Geschichten kennt«, sagte sie leise.
    Ich berührte sachte das Buch auf dem Tisch und schlug es mit einer Fingerspitze auf. Die Enttäuschung war groß, als sich der Inhalt offenbarte. Nach allem, was ich wusste, waren unsere Vorfahren Siedler aus diesem fernen Reich. Schrift, Sprache und Kultur stammten von dort, und ich hatte erwartet, die Schrift lesen zu können. Wie die auf den alten Münzen. Aber dem war nicht so, ich hatte solche Buchstaben noch nie gesehen.
    »Verdammt!«, fluchte ich leise. Jetzt wusste ich, wie sich Eberhards Vorfahr vorgekommen sein musste.
    »Ich kann es lesen«, sagte Leandra leise. »Es ist dieselbe Sprache, in der die Priester der Astarte schreiben, in der Magie gelehrt wird.«
    Sie musterte den gepanzerten Leichnam mit einem interessierten Blick. »Ob er ein Maestro war?«
    Ich nahm das Buch, klopfte den Staub ab und drückte es ihr in die Hand. »Du wirst es erfahren.«
    Ich sah sie beide an, Leandra und Eberhard. »Und es ist gut, dass wir es erfahren werden, denn jemand anderes weiß ganz genau, was hier geschehen ist. Er weiß von dem Gold, kennt den Raum der Toten unter uns, erfuhr von diesem Raum. Jemand ist hier und weckt die Vergangenheit.«
    Beinahe hätte ich Balthasars Namen genannt. Aber selbst wenn an dem Traum vom Sergeant und den Bullen etwas Wahres war, so musste der Verräter nun schon seit Jahrhunderten bei den Göttern weilen. In meinem Geist sah ich den Sergeant, wie er das Artefakt hochhielt, eine kleine, etwa faustgroße Statue aus schwarzem Stein, die eines Wolfes. Vor meinen Augen erschien noch einmal die weiße Mauer des Sturms, der uns hier mit seiner Kälte bannte, der Werwolf, den ich vor kurzem erst erschlagen hatte, die Toten im Raum unter uns … all das hing miteinander zusammen.
    Etwas befand sich hier an diesem Ort, hatte hier die ganzen langen Jahre im Verborgenen gelegen, etwas, das all dies verband.
    Ich hatte das ungute Gefühl, dass unser aller Überleben davon abhing, dieses Rätsel zu lösen.
    Als wir den Turm verließen, schloss Eberhard vorsichtig hinter uns ab. Der Raum des Kommandanten war ebenfalls verriegelt, zum einen durch das Schloss, zum anderen durch Leandras Zauber. Ich selbst hatte nur noch das Bedürfnis, mich satt zu essen und dann ein Nickerchen zu machen. Ich war kaum mehr im Stande, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Was ist mit dir?«, fragte mich Lea, die meinen Zustand sehr wohl bemerkt hatte. »Hast du gestern Nacht nicht genügend Schlaf gefunden?«
    »Das ist es nicht.«
    »Bist du fiebrig? Kommt es daher,

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