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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Form annahm.
    »Patrick –«, begann sie.
    »Weißt du«, sagte er, sie unterbrechend, »so schlecht ist der Gedanke vielleicht gar nicht.«
    »Noch mal auf den Mount Kenia zu klettern, ist das Letzte, was ich tun möchte.«
    »Aber überleg doch mal einen Moment«, sagte Patrick, mit der Hand die Luft durchschneidend. »Es wären nur wir beide, mit einem Führer und Trägern. Oder wir könnten jemanden mitnehmen, den wir gut kennen, Leute, die wir mögen und denen wir vertrauen.« Er stand auf und legte die Hand an die Stirn. »Du hast heute viel mehr Kondition als damals. Schon dank des Tennisspielens. Wir könnten es schaffen, wir könnten den Gletscher überqueren und den Gipfel erreichen. Und dann wäre es erledigt. Es wäre erledigt und vorbei. Es wäre gelöscht, was –«
    »Diana, meinst du?«
    »Nein, nicht Diana. Das will ich ganz bestimmt nicht. Es wäre gebannt, was uns nach der Tour so gequält hat. Dieses schlimme Gefühl. Dieses tödliche Schweigen. Das verheerende Misstrauen. Wir würden jeden Schritt gemeinsam gehen. Du wärst nie allein, Margaret. Wir wären den ganzen Weg zusammen.«
    »Patrick«, sagte Margaret und breitete die Hände aus. »Die Tour auf den Mount Kenya war mir ein Gräuel. Jede Minute war mir verhasst. Es war schon rein körperlich eine Qual, ganz abgesehen von allem anderen.«
    Aber Patrick war nicht von seiner Idee abzubringen. »Das kam nur daher, dass wir dich ständig gehetzt haben, schneller zu gehen als dir damals möglich war. Wir haben dich alleingelassen. Ich habe mich wie ein echtes Arschloch verhalten, Margaret. Ich hätte jede Sekunde bei dir bleiben müssen. Ich hätte Arthur nicht in deine Nähe lassen dürfen. So gesehen war das ganze Fiasko meine Schuld.«
    Margaret drückte ihren Rücken durch. Sie zog den Gürtel ihres Bademantels fest zu. Sie stand auf und ging zur Spüle, um sich noch ein Glas Wasser einlaufen zu lassen. Sie trank das Wasser und kehrte zu ihrem Mann zurück, der im Sessel saß und dessen Gesicht jeden neuen Gedanken und Plan verriet, der ihm durch den Kopf ging. Ein Zucken hier, ein Zwinkern dort. Er rieb sich den Hals.
    »Im Ernst, Margaret«, sagte er. »Wir machen es in, sagen wir, einem Monat von heute an. Da haben wir noch Trockenzeit. Dir – mir – bleibt ein Monat für die Vorbereitungen. Wir wissen jetzt so viel mehr. Wir besorgen uns bessere Jacken, wenn wir uns beeilen, können wir sie uns sogar von zu Hause schicken lassen. Wir gehen jedes Wochenende wandern in die Ngong Berge. Ich weiß, dass du fitter bist. Du bist jetzt seit mehr als einem Jahr hier, und deine Lunge ist kräftiger. Wir bleiben diesmal zwei Nächte in Naro Moru, um uns richtig zu akklimatisieren.«
    »Die Leute werden uns für verrückt halten«, sagte Margaret. »Vielleicht sogar für respektlos.«
    »Wer denn? Was denn? Außer uns weiß kein Mensch etwas über uns. Wir werden die ganze Zeit zusammen sein, mit den Afrikanern und mit dem Berg. Wir werden uns gegenseitig hinaufhelfen. Margaret, ich bin überzeugt davon, dass wir genau das tun müssen. Um – um …« Er schüttelte den Kopf, nun doch um Worte verlegen.
    Um den Eisstau aufzubrechen, dachte Margaret. Sie hatte Patrick seit Langem nicht mehr so aufgeregt gesehen – eigentlich seit den Tagen vor ihrer Abreise nach Kenia nicht mehr, als sie voller Pläne gewesen waren. Ihr Mann ging jetzt im Zimmer auf und ab, ein Mann mit einem detaillierten Plan im Kopf.
    Sie dachte über die Idee nach und schreckte zurück bei der Erinnerung an den Sumpf und den Schotter und die Ratten. An die trostlose dunkle Wolkendecke. Aber war nicht vielleicht eine körperliche Herausforderung genau das, was sie brauchte, um den Kopf freizubekommen? Eine Aufgabe, die so schwierig war, dass ihre Bewältigung alles was vorher gewesen war, wegfegen würde? Sie erinnerte sich, dass es kaum möglich gewesen war, an andere Dinge zu denken, solange sie auf dem Berg gewesen war. Das allein würde doch eigentlich schon eine Wohltat sein. Sie und Patrick konnten Dianas gedenken, wenn sie den Gletscher erreichten. Ihr gewissermaßen die letzte Ehre erweisen. Und dann konnten sie weitergehen zum Gipfel. So irrsinnig die Idee ihr anfangs vorgekommen war, sie besaß einen gewissen theoretischen Reiz.
    Aber dann schüttelte Margaret den Kopf. Nein, es war Wahnsinn. Wenn sie nicht einmal die Energie aufbrachte, das Geschirr zu spülen, wie sollte sie dann fähig sein, einen Berg zu besteigen, noch dazu einen, der so hohe Anforderungen

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