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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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stellte?
    Sie lüftete ihr Haar über dem Kragen ihres Bademantels. Es begann heiß zu werden im Zimmer, und sie dachte daran, den Ventilator einzuschalten.
    »Ich glaube, Paare brauchen gemeinsame Pläne«, sagte er, »die sie zusammenhalten.«
    Patrick verlangte eine Entscheidung. Ein Ja zu seinem Plan war ein Ja zu ihrer Ehe. Ein Nein war das Eingeständnis, dass sie so gut wie beendet war, dass nichts mehr getan werden konnte. Und innerhalb von Wochen würde Patrick dann gehen. Er würde unter dem Vorwand einer Konferenz nach Südafrika reisen. Oder nach China. Oder Indien. Und Margaret würde nach Hause fliegen. Allein.
    Hatte sie das Recht, ihrer Ehe die einzige Chance zu verweigern, die sie noch hatte?
    Sie stützte sich mit den Händen auf die Arbeitsplatte und senkte den Kopf. Dann drehte sie sich zu ihrem Mann um.
    »Also, was meinst du?«, fragte er. Sein Gesicht war hoffnungsvoll wie das eines kleinen Jungen. Aus Zweifel und Verwirrung war innerhalb von ein, zwei Minuten scheinbare Klarheit geworden.
    »Okay«, sagte sie.
    Er fuhr zurück, als könnte er es nicht glauben. Vielleicht hatte er sich auf eine längere Überzeugungskampagne gefasst gemacht. »Wow«, sagte er. »Du willst das wirklich durchziehen?«
    »Ja, ich will es wirklich durchziehen.«
    Patrick lachte. Er ließ sich mit ausgebreiteten Armen und Beinen im Sessel zurückfallen. »Es wird toll. Das verspreche ich dir.«
    »Ich glaube dir«, sagte Margaret.
    Everdene und Kevin Winter erwiesen sich als die perfekten Kandidaten.
    Sie saßen zu viert unter üppigen Jacarandas, aus denen von Zeit zu Zeit violette Blütenblätter auf die Terrassenplatten herabfielen. Everdene hatte auf einem Tisch im Freien ein Picknick vorbereitet. Kevin geizte nicht mit Wein. Margaret entschuldigte sich wegen des ausgefallenen Käsekuchens, worauf Everdene lächelte und sagte, sie und Kevin brauchten die Kalorien sowieso nicht.
    Der Garten war ein Wunder, dachte Margaret. Mehr eine Obstpflanzung als ein Ziergarten, im Hinblick auf Ertrag angelegt. Zwischen den geraden Reihen von Obstbäumen war das Gras kurz, wie von Schafen gerupft. Am Ende des Rasens floss ein klarer Bach. Selbst vom Tisch aus konnte sie das Klirren der Steine hören, die im schnell dahinströmenden Wasser aneinanderschlugen.
    »Sie leben ja hier wie im Paradies«, sagte Margaret zu Everdene und Kevin.
    Kevin lächelte. »Die Eigentümer haben Schafe gehalten.«
    »Haben Sie auch welche?«
    Everdene lachte. »Nein. Das sieht nur so aus.«
    »Sie nehmen einem jedenfalls einen Haufen Arbeit ab«, meinte Patrick.
    Als Patrick und Margaret in dem aus Stein erbauten Haus in Muthaiga eintrafen, nahm Kevin sie auf einen Rundgang mit. Es war früher ein Herrenklub gewesen, sagte er, daher die großzügigen Räume im Erdgeschoss und die vielen verschachtelten kleinen Zimmer oben. In diesem Raum hier war früher einmal die Bar, sagte Kevin. In diesem der Rauchsalon. Er zeigte ihnen die Bibliothek und das ehemalige Foyer. »Hier hat ein Empfangspult gestanden und da drüben hatten die Hausdiener ihren Bereich. Die Schlafzimmer sind klein, gerade mal groß genug für ein Einzelbett. Hier sind die frühen Siedler hergekommen, wenn sie feiern oder mal ihren Frauen entkommen wollten. Von Karen aus zum Beispiel wäre das damals, als man nur mit Pferden unterwegs war, eine lange Reise gewesen. Wenn man zu einem Festessen herkam, blieb man wahrscheinlich zwei oder drei Tage. Everdene und ich mussten oben eine Wand herausschlagen lassen, um überhaupt ein Doppelbett und eine Kommode in einem der Zimmer unterbringen zu können. Die Leute, die vor uns hier wohnten, haben das seltsamerweise nicht getan. Wir fragen uns manchmal, was für eine Ehe sie geführt haben.«
    Patrick lächelte.
    Kevin war jung, aber sein verwittertes Gesicht war schon in die Form gegossen, dachte Margaret, die es immer haben würde. Seine Augen schienen zu einem ständigen Blinzeln zusammengezogen zu sein. Everdene war bezaubernd, die Art unprätentiöser und intelligenter Frau, der Margaret gelegentlich begegnet war. Sie trug das hellbraune Haar in einem schulterlangen Pagenkopf und trug eine übergroße schwarze Brille. Kevins Fachgebiet waren Knochenkrankheiten, hatte Patrick ihr erzählt. Everdene war Doktor der Volkswirtschaft und lehrte an der Universität. Das Paar, das seit vier Monaten in Kenia lebte, zeigte nichts von dem Zynismus, dem Patrick und Margaret bei einigen anderen hier ansässigen Ausländern begegnet waren.
    Margaret

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