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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Aufgabe für sie beide gedacht gewesen? Sie mit Kevin und Everdene zusammen zu gehen, wäre etwas ganz anderes, als sie allein zu gehen.
    »Es wäre billiger«, sagte Patrick. »Die Kosten würden sich halbieren.«
    Margaret erwog das Für und Wider und merkte dabei, dass ihr der Gedanke, mit einem anderen Paar zusammen zu gehen, gefiel.
    »Glaubst du, sie sind Kletterer?«, fragte sie.
    »Waren wir Kletterer?«
    »Würden sie die Aufforderung nicht etwas unvermittelt finden? Wir haben sie erst ein einziges Mal privat getroffen.«
    »Ich habe mich wohlgefühlt«, sagte Patrick. »Völlig locker. Mit Arthur und Diana habe ich mich nie auch nur einen Moment locker gefühlt.«
    Er lenkte den Wagen durch einen Kreisverkehr.
    Dem konnte Margaret nur zustimmen, trotzdem verspürte sie einen Anflug von Widerstand bei dem Gedanken, das Erlebnis mit anderen zu teilen. Die Tour wäre dann nicht mehr der Versuch, etwas Größeres zu vollbringen als einen schwierigen Aufstieg. Die Reinheit und der Sinn der Idee wären verwässert. Andererseits, dachte sie, würde es zusammen mit Kevin und Everdene sicher mehr Spaß machen. Und es wäre vielleicht auch sicherer. Wenn sie es wirklich auf den Gipfel schafften, wäre ja auch das andere Ziel geschafft, oder nicht? Die beiden Varianten schlossen einander im Grunde nicht aus.
    »Sprich doch einfach mal mit Kevin«, schlug sie vor, »und sieh, wie er reagiert.«
    Am nächsten Abend kam Patrick mit der Nachricht nach Hause, dass Kevin von der vorgeschlagenen Tour ganz begeistert war. Er und Everdene hatten nie daran gedacht, auf den Mount Kenya zu steigen, aber er war sofort Feuer und Flamme für den Vorschlag und sagte, er würde ihn noch am Abend mit seiner Frau besprechen.
    Patrick und Margaret hatten bereits beschlossen, den anderen beiden nichts von Diana zu sagen. Es war ein Risiko, da Kevin und Everdene leicht von jemand anderem in der ausländischen Community von dem Unglück hören konnten. Doch mit solchen Gedanken im Kopf zu der Bergtour aufzubrechen, wäre für die beiden nur eine Belastung gewesen. Warum ihnen die zumuten? Manchmal fragte sich Margaret, ob sie und Patrick die neuen Freunde nicht für ihre eigenen Zwecke missbrauchten.
    Nach dem Abendessen rief Kevin an. Everdene sei fasziniert von der Idee, berichtete er, und liege ihm nur noch mit Fragen in den Ohren.
    »Wir brauchen ein paar Wanderungen zum Üben«, meinte Patrick. »Wie wär’s, wenn Margaret und ich Sie nächsten Sonntag zu einem Picknick in den Ngong Bergen einladen? Wir wandern rauf, machen unser Picknick und steigen wieder ab. Beim Essen können wir in Ruhe reden. Bringen Sie Papier und Stifte mit. Wir müssen Listen aufstellen. Und als Erstes müssen Sie beide sich Wanderstiefel besorgen, damit Ihnen genug Zeit bleibt, sie einzulaufen. In der Stadt gibt es ein gutes Fachgeschäft. Sekunde mal.« Patrick sah Margaret an. »Wie heißt noch mal der Laden, wo du deine Stiefel gekauft hast?«
    »Sir Henry’s.«
    Wie seltsam, dachte Margaret, dass jetzt sie und Patrick die Erfahrenen waren.
    »Klasse«, sagte Patrick und legte auf. Er wandte sich Margaret zu. »So«, sagte er. »Jetzt ist es abgemacht.«
    In dieser Woche machte Margaret die Wohnung sauber und fuhr zweimal in die Wäscherei. Patrick kaufte einen Plastikchristbaum, den sie schmückten. Everdene und Kevin luden sie zum Weihnachtsessen ein, und am ersten Feiertag riefen Margaret und Patrick ihre Eltern an. Am Schluss bat Margaret ihre Eltern, die noch Zugriff auf ihr Sparkonto hatten, in einem Sportgeschäft die besten Parkas, Handschuhe und langen Unterhosen aus Seide zu besorgen, die sie auftreiben konnten, und dazu sechs Paar seidene Socken, und ihnen alles zu schicken. Sie betonte, dass der Auftrag dringend sei, da sie bis zu der Bergtour nur noch einen knappen Monat Zeit hatten. Wenn sie das Paket innerhalb der nächsten zwei Tage abschickten, würde es vielleicht noch in Nairobi ankommen, bevor sie aufbrachen.
    Timmy fragte natürlich, wann Margaret nach Hause komme, und sie hätte beinahe »morgen« gesagt, als sie seine Stimme hörte. Aber dann ließ sie es doch bei »bald«. Ihre Eltern meinten, sie höre sich viel besser an als bei ihrem letzten Telefonat im Krankenhaus.
    Ja, es gehe ihr wirklich besser, sagte sie mit Nachdruck. Sie betrachte die Bergtour als Herausforderung. Sie und Patrick würden bestimmt den Gipfel erreichen. Über die frühere Tour, von der ihre Eltern wussten, wurde nicht gesprochen. Sie fragten sie nicht,

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