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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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sein.«
    »Danke, James.« Margaret reichte ihm durchs offene Fenster die Hand.
    »Eins muss ich Ihnen sagen. Wenn sie ihren wahren Namen nennen muss, oder wenn Sie das Geld nicht haben, spricht sie nicht mit Ihnen.«
    »Das wird alles geregelt«, versprach Margaret und beschloss, das Geld aus eigener Tasche zu nehmen, wenn Rafiq es nicht von der Zeitung bekam. Sie hatte Erwartungen geweckt, und sie wollte sie erfüllen.
    Und sie freute sich darauf, Adhiambo wiederzusehen.
    »Wissen Sie, wo Rafiq ist?«, fragte sie die Chefsekretärin. Lily, der kaum etwas entging, musterte Margaret mit zusammengekniffenen Augen. »Ich brauche ihn für eine Story«, erklärte Margaret.
    »Na klar«, sagte Lily und warf einen Blick auf die Anwesenheitsliste. »Er war hier, aber er musste zu einem Interview mit dem alten Mr. Kamante, der früher einmal Hausangestellter bei Karen Blixen war und inzwischen den Ehrentitel mzee , weiser alter Mann, trägt. Sie treffen sich – in dem Café neben dem Theater.«
    »Kamante, der Mann, der für Karen Blixen gekocht hat? Der Junge mit der Beinverletzung?«
    Lily lachte. »Ja, dieser kleine Junge.«
    »Wann ist Rafiq gegangen?«
    Lily sah auf ihre Uhr. »Ich schätze mal – hm – vor zwölf Minuten.«
    Margaret wusste, wo das Theater war. Sie und Patrick hatten sich dort mit Freunden zusammen Revanche angesehen. Sie rannte die Treppe hinunter und sprintete zu ihrem Wagen. Wer konnte wissen, wohin Rafiq nach dem Interview gehen würde.
    Margaret hätte von der Tribune aus zu Fuß zum Theater laufen können, aber mit dem Wagen konnte sie vielleicht drei Minuten sparen. Als sie das kleine indische Café betrat, sah Rafiq überrascht zu ihr auf. Auf dem Tisch zwischen ihm und dem alten Mann stand ein Teebrett mit allem Zubehör. Sie ging direkt auf den Tisch zu.
    »Hallo, Rafiq«, sagte sie. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie störe.«
    Er stand auf. Der alte Mann blieb sitzen. »Margaret, das ist Kamante, ein angesehener und berühmter Mann.«
    Margaret gab dem Alten die Hand. »Ich habe von Ihnen gelesen«, sagte sie. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.« Margaret konnte kaum glauben, dass sie dem Mann gegenüberstand, den sie als schmächtigen, hinkenden Kikuyu-Jungen aus Jenseits von Afrika kannte. Er war kompakter jetzt, und sein Haar war weiß.
    Sie wandte sich wieder Rafiq zu. »Ich hätte Sie nicht stören sollen. Es tut mir wirklich leid. Ich kann warten und später kommen.«
    »Das Interview kann eine Weile dauern. Entschuldigen Sie uns einen Moment«, sagte er zu Kamante. »Ich bin gleich wieder da.«
    Rafiq ging mit Margaret zur Tür. »Ich habe jetzt einen Kontakt zu der Frau, von der wir gesprochen haben«, begann Margaret. »Wir haben sogar schon einen Termin mit ihr. Morgen früh um neun treffen wir uns in Lavington mit meinem Bekannten, und er bringt uns zu ihr. Rafiq, ich habe einfach selbst eine Entscheidung getroffen und der Frau versprochen, dass sie einen falschen Namen verwenden kann. Sie hat verständlicherweise Angst vor Repressalien. Und Sie müssen die fünfhundert Schillinge mitbringen.«
    Rafiq pfiff leise. »Das ist ziemlich viel verlangt. Die Zeitung hat was gegen Pseudonyme. Aber manchmal geht’s nicht anders. Alles hängt davon ab, was Solomon dazu sagt, aber ich werde mein Bestes tun. Ich rufe Sie an, wenn ich die Antwort habe.« Er nahm einen Notizblock und einen Stift aus der Tasche. Margaret gab ihm ihre Nummer in Karen.
    »Ich will Sie jetzt nicht weiter stören. Geben Sie mir nur Bescheid.«
    »Wird gemacht«, sagte er. »Danke. Sie haben mir einen großen Gefallen erwiesen.«
    »Mir selbst auch«, antwortete sie.
    Als sie wieder im Auto saß, merkte sie, dass sie den ganzen Vormittag nicht an Patrick gedacht hatte.
    Als am Abend das Telefon läutete, dachte Margaret, es wäre Patrick. Er rief sie jeden zweiten Tag an. Der häusliche Alltag hatte sich seit Patricks Abreise ein wenig geändert. Wenn Margaret allein aß, verzichtete sie auf eine Drei-Gänge-Mahlzeit. Sie aß höchstens einen Salat oder Salat und Suppe oder einfach Guacamole mit Selleriestangen. Moses, der fand, eine Frau solle ruhig ein paar Extrapfunde auf den Hüften haben, machte sich Sorgen und versuchte (erfolgreich), sie mit Gebäck zu verlocken, das er zum Frühstück und zum Tee machte.
    Aber nicht Patrick war am Telefon.
    »Ich habe die Zusage für das Pseudonym und die fünfhundert Schillinge«, berichtete Rafiq. »Leicht war es nicht. Ich soll versuchen, weitere

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