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Das erste Mal und immer wieder

Das erste Mal und immer wieder

Titel: Das erste Mal und immer wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moos
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irgendjemanden verständigen.«
    Aber mir war klar, dass niemand wissen konnte, wann wir sie gefunden hatten. Auf eine halbe Stunde kam es da wohl nicht mehr an. Selber leichenblass und immer mit den Gedanken bei der Leiche über mir, kochte ich Kaffee und zog mir was über. Heute würden eine Menge Leute kommen!
    Bertie suchte und suchte und fand nichts. Gar nichts. Aber er war sicher, erzählte mir von einer großen Börse, die sie hatte und in der noch Geld sein müsste. Nicht allzu viel, dazu stand zu wenig Miete gegenüber der Hauspacht, aber ein paar tausend Mark würden es sein. Schließlich half ich ihm sogar und ekelte mich vor dem Gestank und dem Dreck.
    Wir überlegten eine Weile. Dann wusste ich es plötzlich. Das Geld war im Katzenkorb, und genau da haben wir es dann auch gefunden. Es waren ein paar tausend Mark, und Bertie stopfte sich die Scheine in die Tasche. Das Silbergeld ebenfalls; ein paar Hunderter ließ er zurück. Wir riefen die Polizei.
    Alles wurde untersucht, durchsucht, aufgeschrieben und abgeheftet. Der Arzt, der noch vor dem Leichenbestatter eintraf, zerstreute meine Bedenken. Dieser Frau hätte niemand mehr helfen können, sie war tot in derselben Sekunde, in welcher der Sensenmann seine Attacke gegen sie gestartet hatte. In einem schwarzen Sack mit Reißverschluss wurde sie an uns vorbeigefahren. Es war grässlich und wühlte mich bis ins Innerste auf.
    Mittlerweile waren alle Frauen gekommen, eine sogar noch vor der Polizei. Auch sie schaute sich die Leiche an und versuchte noch, ihr die Augen zu schließen. Sie war laut Aussage ehemalige Krankenschwester. Ich wusste nicht, ob das stimmte. Es interessierte mich jedoch auch nicht wirklich. Bertie teilte mir vertraulich mit, dass er nun dafür sorgen würde, dass ich die Häuser pachten konnte. Er vertraute mir, und obwohl ich ihm so gut wie gar nichts zutraute, lächelte ich ihn an.
    »Ist gut, Bertie, alles klar. Beruhig dich erst mal, und komm später wieder vorbei. Auf den furchtbaren Schreck gebe ich ein Essen samt Getränken aus.«
    Das Silbergeld, von der Polizei »gefunden«, wurde gezählt, und einige Tage später konnte sich Bertie das Geld sowieso abholen. Beide waren ja bestens bei der »Sitte« und beim Sozialamt bekannt.
    Danach, als alle weg waren, wurde es erst richtig schlimm. Die Frauen, die in Gittes Häusern wohnten, durchsuchten und durchkämmten die Räumlichkeiten der »Alten«. Es wurde von Schmuck geredet, den sie »mal an ihr gesehen« hatten, von »Broschen« und anderem wertvollen Kram, »der irgendwo sein« müsse. Sie fanden nichts außer alten Pfandleihscheinen.
    Telefonate ergaben, dass die Sachen längst weiterverkauft waren. Man fand sich allgemein damit ab, dass sie tatsächlich so verarmt war, wie sie gelebt hatte. Wie nun alles weitergehen sollte, wurde von ihnen besprochen. Die Regel der Straße besagte, dass die Frau nun die Häuser pachten konnte, die am längsten dort wohnte, demnach Lore oder Karla. Ich glaube, sie nahmen sich an Jahren nicht viel.
    Kurze Zeit später tauchte der Hausbesitzer auf und bat mich zum Gespräch. Vom Sehen her kannte ich ihn schon. Er war einmal hier gewesen, als Wasserschäden allzu offensichtlich das Haus beschädigt hatten. Er stellte sich vor und fragte mich, wie ich alles sehen würde, woher ich käme, und was ich vorher gemacht hatte. Natürlich zeigte er sich ebenfalls bestürzt über das Ableben seiner Pächterin, aber er war zu sehr distanziert von der ganzen Straße, als dass er wirklich betroffen war.
    Für ihn ging es in erster Linie um seine Geschäfte, um die Häuser. So vergammelt und verwahrlost sie auch waren, verkaufen konnte er sie nicht. Das war testamentarisch seit ewigen Generationen in der Familie so festgelegt. Und sie boten eine gute Einnahmequelle. Er erzählte mir, dass Bertie ihn informiert hatte, und auch, dass ich laut dessen Aussage als Nachfolgerin in Frage käme.
    Er kannte natürlich alle anderen Frauen, und er hasste und verachtete sie. In allen möglichen und unmöglichen Situationen hatte er sie schon erlebt, hielt sie alle für Drogenjunkies und Alkis und titulierte sie »Schlampen«. Es war komisch, diesen Mann anzusehen, mit Anzug und Schlips, und ihn reden zu hören wie einen billigen Luden.
    Am meisten hatte er Lore »gefressen«. Zu oft hatte Gitte über sie berichtet, sie beschuldigt, wenn es Probleme gab. Lore gehörte zu der Art Menschen, die andere bespitzeln, die sich ausschließlich mit anderen beschäftigen.
    Sie rief

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