Das erste Mal und immer wieder
zugespitzt, und es wurde von Trennung und Scheidung geredet. Seine Frau liebte ihn über alles und versuchte ihn festzuhalten. Sie ließ ihn »beobachten«, und so kam es, dass ich bald darauf von einer Detektei verfolgt und fotografiert wurde. Sie sperrte ihm das Gemeinschaftskonto, durchwühlte seine Sachen, rief mich an und beschimpfte mich. Erzählte jedem, der es hören wollte, dass ihr Mann einer »Schlampe« verfallen wäre, einer vom Puff.
Das tat mir sehr leid für Michi, aber ihn störte das alles nicht. Zügig suchte er sich eine kleine Wohnung im Zentrum, begann auf seine viel zu dicke Figur zu achten und fühlte sich bei mir pudelwohl. Wir entdeckten gemeinsame Hobbys, Computerspiele, und schon bald chatteten wir auf jeder URL um die Wette. Eine Internetverbindung ließ ich mir direkt in mein Zimmer legen, und der Techniker bestätigte mir: »Das ist die wohl bekannteste Leitung bei uns.« Die erste Direktverbindung vom Internet auf den Puff.
Wir lernten viele Menschen zusammen kennen, fuhren oft am Wochenende zu »Chattertreffen«, erlebten unheimlich viel gemeinsam. Später besprachen und beäugten wir unsere jeweiligen Affären, gaben uns gegenseitig Rat oder Trost. Um meinen Sohn öfter und näher bei mir haben zu können, bot er mir schon bald ein Zimmer seiner Wohnung zur Miete an. Erfreut sagte ich zu, und fortan lebten wir in der wohl lustigsten Wohngemeinschaft in unserer Stadt. Mein Sohn kam häufig, wann immer es ging, und schließlich war auch mein Hund bei mir. Er war unser ständiger Begleiter; wann immer ich mit meinem Sohn oder mit Michi durch die Gegend fuhr, war er bei uns. Es war eine anormale Liebe zwischen uns, er blieb nicht eine Sekunde ohne mich. Selbst im Puff war er immer neben mir, manchmal sogar neben dem Freier auf dem Bett! Aber er war derzeit noch völlig ungefährlich und verschmust, so gewöhnten sich bald alle an den Anblick des »schwarzen Ponys« an meiner Seite.
Nachdem der Hausbesitzer einen Zettel aufgehängt und mir hochoffiziell das Hausrecht übertragen hatte, flippten die Damen aus. Längst hatten sie die Rollen anders verteilt gesehen, wollten nicht einsehen, dass sie nicht in Frage gekommen waren. Zuerst stellten sie »nur« boshafte, anmaßende Forderungen, was sie alles brauchten, und zeigten mir, was alles kaputt wäre. Ich zeigte mich kompromissbereit.
Christopher war enttäuscht, dass ich nun nicht wie verabredet wenigstens einmal im Monat zur Insel fliegen konnte. Aber ich lud ihn nach Deutschland ein und vertröstete ihn mit einem Gegenbesuch nach der Renovierung. Er lebte nun in dem Glauben, dass ich eine winzige Pension leiten würde. Der Zugang, erklärte ich ihm, liegt hinter einer Spielhalle. Deswegen könne er mich dort nicht besuchen. Er akzeptierte, plauderte fröhlich von allen Sachen, die so los waren, und demonstrierte offen sein glückliches Lebensgefühl. Ich war beruhigt.
Nachdem ich aus Spanien ein Fax mit vielen tausend »Glücksküssen« erhalten hatte, konnte die Renovierung beginnen.
Während Bertie und Kumpane oben die Wohnung von Gitte »entmüllten«, Verkommenes wegwarfen und einigermaßen Erhaltenes reparierten, renovierte Michi unten die Zimmer der Frauen. Jede Frau konnte sich die Farbe des Zimmers aussuchen, bekam passenden Teppichboden und ein neues Doppelbett ins Zimmer. Tommy schickte per Lastwagen Baumaterial und doppelverglaste Fenster für jeden Raum.
Auch Stefan kam, reparierte kaputte, undichte Dachstellen und half auch sonst überall mit. Die Häuser stehen unter Denkmalschutz, und wir mussten aufpassen, dass alles behördlich genehmigt wurde.
Tanja nähte passende Vorhänge für die Fenster und Tischdecken für die Küche, die wir im ersten Stock aus dem Boden stampften. Überall war es jetzt warm und trocken. Karin kam jeden Tag und fegte den Hof und sortierte den Hausrat von Gitte. Wir wollten die Sachen der Caritas spenden, aber die kam niemals auf diese Straße, und so wanderten die ganzen Sachen nach und nach doch in den Müll.
Ich versuchte mich den Frauen zu nähern, versprach mietfrei für Geburtstage und andere Feiertage, ließ »Krankschreibungen« gelten und verteilte an Festtagen Geschenke oder stellte Weihnachtsbäume auf. Beleuchtete die Häuser jetzt von außen mit robusten, blinkenden Lichterketten, jedes Haus bekam eine andere Farbe. Ich stellte eine Putzfrau für alle Zimmer ein und ließ zusätzliche Telefone verlegen. Arbeitete die ganze Zeit nachts weiter in meiner Schotte und ließ alle
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