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Das erste Mal und immer wieder

Das erste Mal und immer wieder

Titel: Das erste Mal und immer wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moos
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Wesen gemacht. War er bei mir lieb und verschmust, wurde er aggressiv gegenüber allem, was sich mir näherte. Alleine lassen konnte ich ihn gar nicht mehr. Er heulte und jaulte. Verlor er mich im Park oder sonst wo aus den Augen, rannte er panisch los und ging auf Suche. Ich musste ihm nun einen Maulkorb anlegen und fühlte mich schuldig und schlecht. Erhob jemand in meiner Gegenwart nur die Stimme, konnte ich ihn kaum noch zurückhalten. Manchmal erschreckte es mich, wenn ich erkannte, zu was er in einem vermeintlichen Notfall fähig wäre.
    Auch mit Michi verkrachte ich mich. War er jahrelang mein Freund und Kumpan gewesen, hatte er sich nun in eine Frau verliebt. Ich freute mich für ihn. Sie sah wunderschön aus, und stolz stellte er sie überall vor. Aber sie reagierte auf unsere Freundschaft völlig hysterisch. Eifersucht quälte sie bis aufs Blut, und obwohl wir es in vielen Variationen erklärten und versuchten, sie hasste mich. Nun fühlte ich mich auch meiner Freundschaft zu Michi beraubt, der ständig schwankend zwischen uns stand und keinen verlieren oder opfern wollte. Irgendwann stand sie sogar mit einer Pistole vor mir und nahm für eine »Finanzschuld«, die sie bei Michi offen wähnte, kurzerhand meinen Mercedes mit. Tatsächlich bekam Michi von mir noch 600 DM. Sie war gebürtige Russin und verhielt sich, als ob sie direkter Vorstand der Russen-Mafia wäre. Überall riet man mir zur sofortigen Anzeige. Stattdessen besorgte ich das Geld und tauschte den Wagen gegen die Scheine. Michi sah mich dabei nicht an, und ich hatte große Angst, dass er dieser Frau auf Dauer nicht gewachsen war. Sie bekam Wutausbrüche in seiner Wohnung, zerschmiss alle möglichen Sachen und engte ihn vollkommen ein. Sie trennten und versöhnten sich. Ich sah zu, wollte Michi nicht verlieren. Als er mir mitteilte, dass sie heiraten würden, verloren wir uns aus den Augen, auch aus den Ohren.
    Nur wenige Tage später erschoss ich auf dem Grundstück von Benni meinen Hund. Er hatte, und das allein durch meine unverzeihliche Schuld, Gift gefressen und war schwer davon gezeichnet. Der Tierarzt »in Vertretung« wollte ihn zum Einschläfern auf einen dieser abwaschbaren Metalltische heben. Die Vorstellung, dass mein ewiger Schatten, mein Bettgenosse und wunderbarer Freund nun hier verenden sollte, tödlich gezeichnet durch meinen Leichtsinn, brach mir schier das Herz. Ich rief Benni an und fuhr mit dem Hund am Abend zu ihm hinaus. Dort sprang er aus meinem Wagen und war sich ganz sicher, einen schönen Abend vor sich zu haben. Oft genug hatten wir dort gesessen, während er die Katzen jagte, und ihn später mit Gegrilltem verwöhnt. Es ging ganz schnell, und wir vergruben ihn im Garten. Wann immer ich später dort war, kam es mir vor, als wäre er es auch.
    Noch einmal zog ich mit meinem Sohn in Deutschland um. Mein Bruder hatte mittlerweile eine Diskothek gepachtet, sie lag in einer entfernteren Stadt, und dorthin zogen wir ihm »nach«. Ich konnte ein bisschen bei ihm aushelfen und hoffte, dass hier vielleicht für meinen Sohn auch alles einfacher wäre. Aber ich irrte mich wieder. Ich erlaubte ihm nun, einen kleinen Hund aus dem Tierheim zu holen. Begleitete ihn kurz darauf zum Tierarzt, um das Tier einschläfern zu lassen, da der kleine »Fuchs« an einem Hirntumor litt. Es war furchtbar, und mein Sohn »schneckte« sich mehr und mehr ein.
    Schon bald endete alles im Fiasko. Mein Bruder bekam Schwierigkeiten mit großen türkischen Gruppen. Beim leisesten Widerstand endete man schnell mit Knochenbrüchen im Krankenhaus. So auch mein Bruder. Letztendlich lag er mit zertrümmertem Kiefer zur Operation im städtischen Hospital. Der Rechtsanwalt teilte mir mit, dass man da wenig machen könne. Selbst er hatte Angst vor Repressalien. Die Disco musste geschlossen werden, nachdem mein Bruder erneut Knochenbrüche erlitten hatte. Wir gaben auf und verfolgten die Urteile, die sich auf sieben Monate ohne Bewährung für die Täter beliefen. Das alles erschien mir wie ein gnadenlos schlechter Witz.
    Mein Leben kotzte mich an, Deutschland kotzte mich an. Ich wollte nur noch weg, am liebsten von mir selbst weg. Mein Sohn war sowieso nur noch ein Häufchen Elend. Die Entscheidung lag für mich auf der Hand. Kurzerhand packten mein Sohn und ich das Auto voll. Bettwäsche, Computer und darüber die Mikrowelle. Lieblingsbecher und Lieblingscomics über gern gesehene DVDs.
    Videorecorder nach rechts und Musikanlage nach links. Als wirklich

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