Das erste Mal und immer wieder
oder Hass, sie tun es für Geld oder Drogen, sie tun es für Kinder, Familie oder aus Berechnung. Und sie tun es immer und überall. Zu finden sind sie in verrufenen Straßen: »Na Süßer, Lust auf Ficken?« In Wohnungen: »Sie, ganz privat, erwartet den großzügigen Herrn.« Oder auch in kleinen Clubs: »Kommen Sie, wann Sie können, wir können, wann Sie kommen«, auch genannt: »Das Ambiente für den anspruchsvollen Herrn«.
Ihre Dienstleistungen erstrecken sich auf alle sexuellen Möglichkeiten, und viele tun es richtig gut. Mit Männern, Frauen, Pärchen, Transen und Schwulen in allen nur denkbaren Variationen und Positionen. »Arschfick auch ohne Gummi möglich«, und alle wollen mitverdienen. Auf jedes Loch, das sich an einer Frau finden lässt, kommen schnell zweieinhalb Verdiener. Es ist eine einfache Rechnung: je größer der finanzielle Druck, je mehr Löcher zu nutzen, umso tiefer die Selbstachtung der Benutzten, umso billiger auch der Fick.
Die Grenzen der Welt haben sich geöffnet. Durch Massenandrang im freien Sexhandel ist der Konkurrenzdruck übermächtig geworden. Die zur Verfügung Stehenden drängeln sich überall, und dazu kommen noch all jene, die es einfach mal für Taschengeld tun. Doch all diese Huren, so verschieden sie auch sind, haben eines gemeinsam: ihre Liebe zu dieser Subkultur, niemals transparent noch von außen einsehbar oder restlos erklärbar. Die Liebe zu den Menschen, die ihnen nahe stehen, und so zum Milieu, der eigenen Welt, in der sie leben. Eine große Familie, vom gemeinsamen Schicksal zusammengeschweißt, die in der Not vor dem gegensätzlichen soliden Leben, ja selbst vor der Polizei Schutz bieten kann.
Acht Monate, nachdem ich den »Champagnerkelch« das erste Mal betreten hatte, kaufte ich mir einen Mercedes 280er SL. Er war grün, und er gehörte mir ganz allein. Er war noch nicht ganz bezahlt, aber das störte mich nicht. Außerdem hatte ich mein Fernstudium als Beste abgeschlossen und war riesig stolz auf die Urkunde. Vielleicht sollte ich mir bald einen Job im Grafikbereich suchen, dachte ich, aber ich war ja »Graf-Fickerin«, lachte ich manchmal und beließ alles, wie es war.
Finanziert hatte ich mir den Wagen durch einen Gast, der nicht nur Stammgast des Hauses, sondern auch mein Stammfreier war. Er lebte in dem kleinen Ort, war geschieden und zog seine beiden Jungs alleine auf. Beruflich vertrieb er Gastronomiegeräte im großen Stil und hatte noch ein paar Reisebüros dazu geerbt.
Klaus war über beide Ohren in mich verliebt. Er hasste es, wenn mich andere mit aufs Zimmer nahmen. Aus diesem Grund kam er eine Zeit lang fast täglich vorbei, und wir gingen zusammen nach oben. Klaus war ein echter Workaholic, und wann immer er spätabends kam, war er todmüde. Manchmal schlief er schon im Sitzen ein. Er hatte ein niedliches Gesicht, große Kulleraugen und kleine Pausbäckchen. Er war eine Seele von einem Menschen und riss urkomische Witze. Ohne besondere Wünsche war er ein einfacher Gast. Er kuschelte sich gerne an mich und ließ sich von mir Gutenachtgeschichten erzählen. Ich glaubte ihn manchmal sehr unglücklich, und irgendwie war er das auch.
Beim Sex war er der Mann, er gab den Ton an und sagte mir, was ich zu tun hatte. Am liebsten tat er es »im Stehen«, wenn er nicht zu müde war. Sonst musste ich mich auf ihn draufsetzen und ihn reiten. Er war wohlbeleibt, und ich musste mich immer etwas nach hinten lehnen, um ihn ganz hineinzubekommen. Sein Schwanz war kurz, aber dick, und ich keuchte, wenn er in mir war.
Durch den ständigen Stress, in dem er lebte, und den wenigen Schlaf, den er sich gönnte, dauerte es manchmal mehr als zwei Stunden, bis er kam. Vielleicht kommt daher der Begriff »ackern« im Zusammenhang mit »anschaffen«. Ich ackerte wirklich. Ich ritt, und mir lief der Schweiß überall hinunter. Wir taten es, und wir unterhielten uns dabei über alles Mögliche, und oftmals lachten wir über uns selbst, wie wir da malochten.
Klaus blieb immer bis zum nächsten Morgen, und oft schlief auch ich neben ihm ein. Er zahlte immer alle Stunden, und so kam es, dass ich mir diesen wunderschönen Wagen leisten konnte. Er war selber ein wenig stolz, als ich ihn damit zu einer Spritztour einlud.
Private Kontakte mit Gästen waren nie gern gesehen. Versprach der Mann dem Mädchen erst einmal, sie privat zu bezahlen, um die Abgaben an den Club einzusparen, dauerte es meist nicht mehr lange, und das Mädchen bekam weniger oder gar kein Geld mehr.
Weitere Kostenlose Bücher