Das erste Mal und immer wieder
in den Whirlpool. Wir saßen und tranken. Er erzählte die wildesten Geschichten aus seinem Leben und die tollsten Abenteuer, die er erlebt hatte. Meist brachte er am nächsten Abend alles durcheinander, revidierte die Geschichten und begann, die Tatsachen erneut komplett zu verdrehen.
Seine fast dreißigjährige Ehe war kinderlos geblieben. Das machte ihm nichts. Er erklärte mir eines Abends, dass er mit mir nun nicht mehr aufs Zimmer würde gehen können, denn seine Detektive hätten ihm seinen Verdacht bestätigt. Ich sei seine Tochter. Ich dachte, er scherzt, und zog alles ins Lächerliche. Aber er bestand darauf und erzählte mir die Geschichte bis ins kleinste Detail. Natürlich hielt ich es für einen vorübergehenden Spleen. Aber ich irrte mich. Er blieb dabei und erklärte das auch jedem, der es hören wollte. Selbst seiner Frau, die mich eiligst zum Kaffee bat. Natürlich wusste sie genau wie ich, dass er diese Geschichte zwar auslebte, doch daran nichts Wahres war. Sie war bestürzt über seinen Gesundheitszustand und wollte gute Miene zum bösen Spiel machen, bis sie eine Lösung finden konnte. Noch immer ging er täglich ins Büro. Gott weiß, wie er das gemacht hat.
»Ich möchte Sie auch darauf aufmerksam machen, dass Ihr Mann jede Menge Geld ausgibt. Ungeheure Summen, um ehrlich zu sein.« Ich verschonte sie nicht und erzählte alles fast bis ins letzte Detail. Sie tat mir leid, war so eine richtig nette Omi, eine Frau zum Gernhaben.
»Ich weiß, ich weiß«, erwiderte sie. »Die Bank hat mich schon angerufen, es steht schlecht auf dem Konto.« Sie tat mir wirklich leid. Wir überlegten, was zu tun war. Eigentlich ging mich das alles nichts an, aber die letzten Abende war er regelmäßig in mein Zimmer gestürzt und hatte die Männer von mir runtergezogen. »Das ist meine Tochter, sofort raus hier.« Er störte meinen Betrieb empfindlich. Den Barbesitzer störte das jedoch nicht wirklich, er kassierte ja jeden Abend dick ab. Er beschwor mich: »Dann sei eben seine Tochter. Um Himmels willen, kassier ihn ab.«
In der Tat, ich ließ nichts anbrennen. Ich fühlte mich vom Leben bestraft und gedemütigt und zahlte es, wem auch immer, zurück. Am meisten mir selbst. Ich nahm jede Mark von jedem an und ging auch für den letzten Rest in der Börse nach oben. War es zu wenig, dann zog ich nur meinen Slip zur Seite, und wir machten es im Stehen. War es etwas mehr, dann zog ich mein Oberteil dazu aus. Hatte der eine wenig, nahm ich vom Nächsten mehr. Verweigern tat ich mich niemals. Mein Chef wusste das und freute sich über meinen Eifer. Wir kassierten beide ab in diesen Monaten. Aber das ging mir zu weit. Ein offensichtlich kranker Mensch. Auch an die liebe Omi dachte ich. Aber wie so oft kann man gar nicht alles beeinflussen. Auch in diesem Fall lag letztendlich nicht alles in meiner Hand.
Schließlich kam mir die Idee, einen Vaterschaftstest durchführen zu lassen. Ich verabredete das gemeinsam mit seiner Frau. Wir hofften, ihn dadurch stoppen zu können, während sie daran arbeitete, ihm ärztliche Hilfe zu suchen. Er ging sofort darauf ein. Zusammen ließen wir uns Blut abnehmen. Ich kam mir total bescheuert vor. Aber das war das kleinere Übel für mich, und ich konnte zeitweilig wieder in Ruhe arbeiten. Er verstand, dass ich auf den Beweis warten wollte, und zog sich zwischenzeitlich zurück.
Die Tage flossen dahin. Mein Dienst begann um 10.00 Uhr morgens und endete um 16.00 Uhr, was die Drehscheibe betraf. Es gab einen Stundenplan, und man hatte regelmäßige Zeiten, »die Platte zu beheizen«, wie wir es nannten.
Um jedes Mädchen bildeten sich Stammgucker. Jeder Mann hatte seine Vorlieben, und bald waren es häufig dieselben, die mich durch die Fensterchen anstarrten. Ihre Gesichter konnte ich nicht sehen, es war eine Art Spiegelglas. Aber ich sah anhand eines beleuchteten Streifens, welche Fenster besetzt waren und welche nicht. Denen wendete ich mich dann zu. Es kostete jeweils ein paar Mark, die Scheiben zu öffnen, und oft standen die Männer wie an einem Glücksspielautomaten mit ganzen Münzrollen vor dem Kasten.
Geöffnet wurden die Scheiben durch einfachen Geldeinwurf. Die Kabinen der Männer waren klein, winzig. Es befand sich nichts darin außer einem kleinen Automaten, an dem man die Taschentücher nach unten herausziehen konnte, sowie einem Mülleimer für das vollgewichste Papier. Denn genau das spielte sich hinter den Scheiben ab. Während man sich darbot, an sich rumspielte
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