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Das erste Mal und immer wieder

Das erste Mal und immer wieder

Titel: Das erste Mal und immer wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moos
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für mich, zu oft hatte ich erlebt, dass der Freier beim Bumsen völlig hemmungslos zustieß. Natürlich wusste ich um die Gefahren eingerissener Schließmuskel und ließ mich nur selten dazu überreden.
    Inspektion der Größe und des Durchmessers der Schwänze meiner Kunden gehörten für mich genauso dazu, wie das Kennenlernen meines Gegenübers etwa durch mehrere Besuche.
    War ich überzeugt, dass der Analfreudige über die Risiken Bescheid wusste und sich jederzeit durch mich bremsen lassen würde, erlaubte ich diese seltene Freude und belohnte mich mit kräftigem finanziellem Aufschlag. Meist wurde jedoch im Stehen das Geschäft durch Mösenreiterei abgewickelt. Die Scheine rollten in diesen Monaten unaufhörlich in meine Tasche. Ich kaufte mir einen schwarzen, schnellen Sportwagen und richtete meine Wohnung nur vom Feinsten ein. Private Kontakte erlaubte ich mir in dieser Zeit nicht zu Männern. Zu weiteren Liebesspielen war ich in meiner Freizeit kaum aufgelegt. Mein Leben verlief schnell, hektisch, rasant.
    Natürlich hatte ich noch immer meinen Erstgeborenen, Christopher, für den ich sorgen musste, und das nicht nur finanziell. Meine ganze Liebe vergab ich nur an ihn. Vergöttert und verwöhnt blieb er die meiste Zeit an meiner Seite. Verhätschelt und vertätschelt, und wenn ich keine Zeit für ihn hatte, war er bei seiner Oma.
    Was nie aufhörte, niemals pausierte, war seine grenzenlose Liebe, die er mir schenkte. Sein Vertrauen zu mir war übermächtig. Er hatte keinerlei Problem, sich auf jeden Gemütszustand, in dem ich mich wechselweise befand, einzustellen. Er ging zur Schule, entwickelte sich enorm rasant und war schon als kleiner Junge extrem klug. War ich krank, versorgte er mich mit Brot und Kaffee, las mir aus seinen Bilderbüchern vor und wechselte meine kalten Umschläge auf dem Kopf. Er ordnete meine Schuhe, räumte den Müll aus dem Wagen und sah mit mir Fernsehen. Er sprach mit mir über alles, verheimlichte mir nie etwas und wann immer ich zurücksehe, sehe ich nur sein strahlendes, glückliches Lächeln.
    Es war phänomenal, wir wuchsen zusammen und wurden wie eins. Er war jetzt sieben, und ich hatte ihm viele große Städte gezeigt. Ich reiste mit ihm nach New York, zeigte ihm die berühmte Skyline, um wenig später mit ihm nach Florida zu fliegen, als Besucher des großen Disneyland. Ich legte ihm alles zu Füßen, was ich mit meinem Geld kaufen konnte. Wir wanderten durch London und spazierten unter dem Eiffelturm entlang. Wir besuchten die Wale in der Karibik und badeten in Fort Lauderdale. Aber eines konnte ich ihm nicht kaufen: Freunde. Er wuchs nun als Einzelkind auf und hatte Fragen nach dem Verbleib seines Bruders in Ermangelung des wirklichen Begreifens einfach mit den Worten »Der ist tot« beantwortet. Häufig befanden sich Traueranteilnahmekarten in meinem Briefkasten. Auch von der Grundschule, die Christopher besuchte, meldete sich eine Gruppe von Lehrern samt Direktor an, um mir ihr Beileid persönlich auszusprechen.
    Ich versuchte Christopher zu erklären, dass sein Bruder nicht tot war. Entweder ich fand nicht die richtigen Worte, oder ich machte ihn nervös mit dem Gedanken, dass man Kinder einfach zu anderen Eltern geben konnte. Also ließ ich es. Wir sprachen überhaupt nicht darüber. Das hatte zur Folge, dass ich zwar jeden wahrheitsgetreu aufklärte, meinen Sohn jedoch dadurch zum Lügner stempelte. Irgendwann hatte er einfach keine Lust mehr, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und schwänzte die Schule. Ich sprach mit ihm darüber, und er erklärte mir, dass alle doof seien und er da nicht mehr hinwolle. Niemand würde ihn verstehen, und Freunde hätte er da auch keine. Nur bei Oma, da war es lustig, da kannte er viele.
    Trennen wollte ich mich nicht von ihm, aber auch sein Leben nicht unnötig komplizieren. Deswegen gab ich nach, und wir schulten Christopher bei Oma ein. Nun war es umgekehrt, holte ich ihn jetzt in den Ferien und oft am Wochenende, lebte er den Rest der Zeit bei meiner ersten Schwiegermutter. So war ich nun häufig ganz alleine und fuhr ständig von Bar zu Bar. Bis ich schließlich auf Jürgen, meinen durchgeknallten Vater, traf.
    Der Vaterschaftstest war natürlich negativ. Seine Frau, mit der ich häufig telefonierte in jenen Tagen, war erleichtert. Wir hatten nun etwas schwarz auf weiß, um ihn zu beruhigen. Sie versuchte ihn derweil in eine Anstalt einzuweisen sowie ihm einige Vollmachten zu sperren. Aber da er nach wie vor regelmäßig

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