Das erste Mal und immer wieder
Ärzte.
Die Bar war einfach, aber gemütlich eingerichtet. Musik gab es nur aus einer Musikbox, die man mit Münzen füttern musste, um dann die Titel selbst zu wählen. Aber das störte nicht, einer der Gäste hatte immer Münzen in der Tasche. Die Preise lagen noch immer unter dem, was ich gewöhnt war, aber es war o.k. Erneut machte es die Masse. Zu meiner SM-Lektüre kamen jetzt auch immer wieder Spanischbücher.
Die Zimmer befanden sich im Nachbarhaus. Es war etwas unangenehm, man musste auf die Straße raus, um dann am Nebenhaus zu klingeln. Durch eine große Kamera wurde man begutachtet und dann eingelassen. Es ging schmale Stiegen hoch, und oben erwartete einen dann die »Mummy«. Bei ihr zahlte man die »Zimmermiete«. Den Rest ließ man sich vom Gast im Zimmer persönlich geben. Getränkeprozente bekam man nach Feierabend an der Bar ausgezahlt. Kondome gab es im Dreierpack im Automaten, und auch sonst war für alles gesorgt. Die Zimmer hatten kein eigenes Bad, aber aus jedem Zimmer kam man in ein angrenzendes Badezimmer. Die zweite Tür musste man nach Betreten verriegeln, sonst riskierte man, das »Pärchen« aus dem Nachbarraum zu treffen.
Auch hier sprach man die Männer selber an. Sie saßen an der Theke, und nach wenigen Höflichkeitsminuten konnte man »angreifen«. Erschwert wurde das durch einige Mädchen, die sehr offenherzig und freizügig anfingen, die Männer schon beim »Hallo« zu küssen. Auch den Preis zu halten war schwierig, da jedes Mädchen ihren eigenen Preis verabredete, und somit hohe Schwankungen auftraten. Verlangte ein Mädchen beim zweiten Besuch des Mannes im Club plötzlich nur die Hälfte oder aber das Doppelte, das er beim ersten Mal gezahlt hatte, war der Ärger vorprogrammiert. Natürlich gab es allgemeine Richtlinien, wenn jedoch der finanzielle Druck auf einzelne Mädchen hoch war, gaben sie sich schnell mit weniger zufrieden.
Vielleicht lag es auch am Drogenkonsum. Ich stellte bald fest, dass es hier einfach war, Drogen zu kaufen. Überall wurde was angeboten. Ich habe jedoch niemals Drogen genommen, meine einzige Sucht war die nach Zigaretten. Unter anderem konnte ich nie verstehen, wie man so schwer arbeiten konnte, um dann so »teuren Stoff« einzukaufen. Sicher verprasste auch ich leichtfertig mein Geld, aber ich dachte niemals daran, etwas wie Drogen dafür einzukaufen.
Auch »ohne Gummi«-Diskussionen waren hier an der Tagesordnung. Komischerweise waren es oft die Ärzte, die »Blasen ohne« bevorzugten. Nach 30 Minuten klopfte die Mummy an die Tür. Kam man nicht direkt heraus, konnte sie richtig wütend werden! Sie hämmerte dann wie wild an das Holz und meckerte wie ein Rohrspatz. So bemühten wir uns sehr, die Zeiten einzuhalten. In dieser Bar konnten wir auch in Begleitung den Laden verlassen. Die Männer zahlten »Auslöse« für uns, und wir konnten sie vier Stunden oder länger begleiten. Leider endete das nicht immer gut.
Einmal wurde ich regelrecht aufs »Land« verschleppt und nicht wie verabredet in ein Stadtappartement. Später wurden ich und ein anderes Mädchen von riesigen Hunden durch den Wald gehetzt, die Typen machten sich einen wilden Spaß daraus. Stundenlang waren wir in der Einöde unterwegs, um zurückzufinden, liefen mit zerrissenen Klamotten an der Autobahn lang oder krabbelten durch den Schmutz, nahe an den Boden gepresst, damit kein weiteres Auto womöglich voll mit Angetrunkenen uns in diesem Zustand sah. Aus Furcht vor weiteren gewalttätigen Übergriffen bemühten wir uns, unerkannt und versteckt den Weg zurückzufinden. Es war grauenvoll, die Angst nahm uns jeden Atem. Auch ein älterer Herr, der sich mit zwei »Damen« in sein Bett kuscheln wollte, täuschte uns. Im Haus angekommen, fielen plötzlich acht junge, kräftige, vollgekokste Typen über uns her, und wir kamen erst Stunden später, völlig erschöpft und missbraucht, von dem Anwesen herunter.
Der schlimmste solcher Ausflüge endete in einem brutalen Übergriff auf eine meiner Arbeitskolleginnen, die grün und blau geschlagen draußen in der Mülltonne lag, während wir drinnen Sekt und Wein auf der Terrasse zu uns nahmen und dachten, wir seien in »angenehmer« Gesellschaft. Dass eine von uns inzwischen nicht im Nebenzimmer vögelte, wie wir dachten, sondern um ihr Leben kämpfte, haben wir erst beim Gehen bemerkt, als wir sie fanden.
An diesem Tag wurde mir klar, dass ich mein Leben ändern musste, wenn ich mit meinem Sohn leben wollte. An diesem Tag wusste ich,
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