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Das erste Mal und immer wieder

Das erste Mal und immer wieder

Titel: Das erste Mal und immer wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moos
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und gleich »mit Familie«. Ich ärgerte mich nun über meine Dummheit, die Sache wurde richtig verfahren. Zusätzliche Zahlungen leistete er nicht mehr, spielte immer darauf an, dass ich keine Miete zahlte, und wurde auch sonst bockig und unleidlich.
    Als Krönung hatten wir noch einen »Kneipenhund« aus einem Tierheim »befreit«. Der belgische Schäferhund war fortan stets an meiner Seite und trug stolz sein Halstuch zur Schau. Kurt fing nun an, an dem Hund rumzuzergeln, wollte ihn »ausbilden« und «dressieren«. Immer öfter schleppte er ihn, anstatt zu malen und zu pinseln, aus der Kneipe, um ihm im Freien etwas beizubringen. Mich regte das furchtbar auf. Ich war zufrieden, wenn der Hund seinen Bauch auf der Diele der Kneipe in die fast schon wärmende Sonne hielt und bei mir war.
    Natürlich konnte ich Kurt nicht auszahlen, wollte das auch gar nicht, sah nicht ein, wieso es nicht wie besprochen funktionieren sollte. Kurt war und blieb starrsinnig, und so kam es, dass er überhaupt nicht mehr kam. Nie mehr, er war und blieb verschwunden. Irgendwann tauchte sein Freund im Laden auf und ließ mich einen Zettel unterschreiben, auf dem ich mich verpflichtete, die von ihm investierte Hälfte bei Gelegenheit zu überweisen. Damit verschwanden beide aus meinem Leben. Ich war also nun »Alleinbesitzerin« des Hundes und der Kneipe.
    Es wurde Frühling. Die Sonne kam und blieb immer länger, ein reges Treiben um mich herum ließ die Insel erwachen wie Dornröschen aus dem Schlaf. Überall wurde nun gepinselt, gehämmert und lackiert. Die Trecker rollten mit den Liegestühlen an und stellten die Sonnenschirme zurück an ihren Platz. Die Straßenbahn kam frisch mit Werbung beklebt aus ihrer Garage, und die Promenade füllte sich täglich mit mehr Menschen. Wintersachen wurden eingemottet, Fenster geputzt und neue Speisekarten in Auftrag gegeben. Es war schön, wie das Leben auf die Insel zurückkam, es hatte etwas Hektisches und doch Beruhigendes an sich.
    Ich lernte einen deutschen Gastwirt kennen, der mir seine Wohnung über dem Lokal vermietete. Die Miete war so billig, dass ich staunte. Es war eine schöne, große Wohnung mit einer großen Dachterrasse und auch sonst sehr gemütlich – rustikal eingerichtet. Er hätte immer wochenweise an Touristen vermietet, erklärte er mir, aber dazu nun keine Zeit und Lust mehr. Ich hatte oft bei ihm gegessen, und ihm war schnell klar geworden, aus welcher »Branche« ich kam. Aber er spielte niemals darauf an, und so war ich zufrieden und fühlte mich sicher. Nun war es auch nicht mehr so weit bis zu meinem Laden, und tagein, tagaus spazierte ich mit dem Hund die Promenade hinauf und hinunter, um die Kneipe für die Eröffnung vorzubereiten.
    Endlich war es so weit. Die Videos hatte ich verkauft, um ausstehende Zahlungen leisten zu können, alles war neu gestrichen und sogar die Küche war neu gemacht und gleichzeitig versetzt worden. So hatte die Theke nun mehr Raum. Die Tische und Stühle standen wie bunte Würfel quer durcheinander, und ich hatte sogar einen alten Dartautomaten aufgetrieben. Obwohl hier unüblich, glaubte ich, die Leute hätten Spaß daran, und ich irrte mich nicht. Überall standen Gläser mit Smarties, Luftballons hingen an der Decke, und die Scheiben waren, genau wie die Kärtchen, mit bunten Sternen und Bällen verziert. Es sollte farbenfroh und bunt sein, und genauso ist es auch geworden.
    Den Namen hatte ich geändert und nannte es nun so wie ein mir gut bekanntes Comicbuch. Lichterketten zierten den Eingang und ersparten mir die teuren Leuchtreklamen. Es war sehr nett, sehr bunt und sehr gemütlich, wie ich fand, und stolz betrachtete ich mein Werk. Vor der Tür lag eine dicke Matte für meinen Hund, der mit seinem Liebreiz und seinem Charme die Menschen nicht nur zum Streicheln oder Füttern aufforderte, sondern oft sogar zur »Einkehr« bewegte.
    Andreas und andere ehemalige Gäste des Griechen halfen mir, wo sie konnten. Sie schleppten täglich neue Gäste an. Es gab Frühstück ab 6.00 Uhr morgens.
    Tagsüber ging es weiter mit Fleischröllchen und Kartoffelsalat, Leberkäse oder was ich sonst noch im Angebot auftreiben konnte. Ich ließ nichts aus, vom Dart Turnier über Skatrunden bis zur »Happy-Hour« gab es bei mir alles. Und ich hatte Erfolg. Bescheiden, denn die Räume waren klein. Aber ich konnte gut überleben.
    Die Umstellung meines Tagesrhythmus machte mir zu schaffen, und die drei Stunden Ruhepause, die ich mir über die eher trägen

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