Das erste Mal und immer wieder
Nachmittagsstunden gönnte, verbrachte ich fast immer im Bett. Alles hätte so weit schön sein können, aber ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Und zwar den Wirt unter mir. Wann immer er Lust und Laune hatte und seine Frau nicht in der Nähe war, spazierte er mit seinem Zweitschlüssel in meine Wohnung. Er lüftete die Räume, stellte Blümchen auf den Tisch oder einen Teller mit Suppe in die Küche. Er öffnete ungeniert die Badezimmertür, wenn ich duschte, und ließ sich auf »meinem Sofa« nieder, wenn ich fernsah. Sprach ich darüber, wiegelte er ab, knuffte mich und nannte mich »sein Mädchen«, einer müsse sich ja »drum kümmern«.
Ich war besorgt, es war fast Sommer, und wie schon im letzten Jahr war es unmöglich, eine passende, bezahlbare Wohnung zu finden. Also ließ ich den Dingen ihren Lauf, steckte, wenn ich zu Hause war, meinen Schlüssel von innen ins Loch und hoffte, er würde nach Dienstschluss direkt nach Hause fahren. Aber ich irrte mich immer öfter. Schon bald fing er beim »Kuscheln« an zu »fummeln«. Immer öfter musste ich mich aus seiner Umarmung drehen und winden, und immer öfter wurde mir mulmig, wenn ich nach Hause musste. Argwöhnisch sondierte ich vorher, ob unten noch Licht brannte oder ob schon alles zu und leer war.
Bald fing ich an, überhaupt erst heimzugehen, wenn ich mir sicher war, dass sein Betrieb längst eingestellt war. Zudem hatte der Tierarzt bei meinem Hund eine unheilbare Krankheit entdeckt, die zwangsläufig in Qualen und dann im Tod enden würde. Ich war erschüttert. In den Wochen und Monaten war er mir stets ein freundlicher Begleiter gewesen, und ich hatte mir vorgenommen, alles zu tun, um ihm vielleicht doch noch helfen zu können. Leider vergeblich, in den letzten Wochen, bevor ich ihn einschläfern musste, litt er des Öfteren an Juckreiz und Atemnot und wurde hektisch, grimmig und oft auch laut.
Als wir eines Nachts nach Hause kamen, war unten alles dunkel und leer. Dafür brannte in meiner Wohnung Licht. Ich dachte, dass ich vergessen hätte, es auszuschalten, und schlich müde mit dem grimmigen Hund hinter mir die Treppen hoch. Was ich fand, ließ mir das Atmen schwer fallen. »Mein Wirt« lag in meinem Bett! Ganz selbstverständlich hatte er sich komplett ausgezogen und lag splitternackt, seitlich, schnarchend in meiner Bettwäsche. Genervt setzte ich mich aufs Sofa. Ich wusste gar nicht, wie ich mich verhalten sollte. So was gibt es ja gar nicht … ich wurde sauer.
Todmüde hatte ich mich so auf meine Ruhestätte gefreut und jetzt das. Der Geruch im Zimmer ließ mich schlimmsten Alkoholmissbrauch vermuten, und jetzt stieg auch Angst in mir hoch. Seit den jüngsten Vorfällen in meinem »Clubleben« war ich gewarnt und übervorsichtig. Was, wenn er mich einfach packen würde? Ich überlegte und seufzte. Es war schließlich der Hund, der ihn weckte. Er knurrte vor der Tür, kratzte sich auffallend laut und beschnupperte argwöhnisch Gesicht und Füße des Mannes. Er wurde wach. »Hallo, mein Mädchen, muss eingeschlafen sein«, murmelte er verkatert und verschlafen.
»Das sehe ich und besonders gut finde ich es ehrlich gesagt nicht!« Ich versuchte, fest zu klingen, hart, aber es war vergebens, und ich wusste es. »Ja, entschuldige, aber in meinem Zustand konnte ich unmöglich fahren«, nuschelte er weiter und drehte sich jetzt genüsslich im Bett. Ich konnte sehen, dass sein Glied halbsteif an ihm runterhing. Ich verdrehte die Augen. »Hör mal«, sagte ich nun, »so geht es nicht, Karl-Heinz! Ich bin selber müde und möchte mich jetzt hinlegen. Ich rufe dir ein Taxi«, sagte ich und wendete mich zum Telefon.
»Ach Quatsch! Taxi, leg dich doch zu mir«, grinste er nun mit halboffenen Augen und sah an mir herunter. Ich beschloss, jetzt einen ernsthafteren Versuch zu wagen, ihn zu vertreiben. »Natürlich werde ich dir ein Taxi rufen, ganz sicher schlafen wir nicht beide hier!«, sagte ich jetzt schon lauter und bestimmter. »Dann musst du gehen«, meinte er nur lapidar, »oder hast du einen Mietvertrag?«
Ich biss mir auf die Lippen, so doof war ich gewesen! Natürlich hatte ich keinen, jedenfalls keinen gültigen, und mein gesamtes Hab und Gut befand sich in der Wohnung.
»Jetzt zick nicht weiter rum und leg dich her, kommt auch nicht wieder vor!«, vernahm ich seine Worte und fühlte mich zum Kotzen. Ich sondierte die Alternativen. Zum einen konnte ich gehen, und es war nicht sicher, ob ich wieder hereinkam. Aber meinem Hund ging
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