Das erste Mal und immer wieder
dass in meinem Geschäft durchaus immer die Möglichkeit der äußerst brutalen Gewalt gegeben war. Das war mein letzter Tag im Club, ich wollte »aussteigen«. Ich verschenkte meine gesamte »Arbeitsgarderobe« und ging.
EIN NEUER ANFANG
Irgendwann hatte sich unsere kleine Clique »beim Griechen« um zwei ältere Herren, gleichsam gute Freunde, erweitert. Beide hießen Kurt, so nannten wir einen Kurt, den anderen Kurtchen. Es waren beide »Weltenbummler« im Ruhestand, die mal hier und mal dort überwinterten und im Sommer mit Segelboot oder Jeep die Länder durchreisten. Ziemlich schnell wurden beide auch meine »privaten« Gäste. Wann immer wir Zeit, Lust und Platz hatten, besuchte mich einer von ihnen zum Schäferstündchen, oder ich ging zu ihnen ins Hotel. Es waren wirklich aufgeschlossene ältere Herren, immer einen Witz auf den Lippen, rüstig sowieso und auch abgeklärt, wie mir schien. Einer der beiden jedoch sehnte sich anscheinend nach mehr Ruhe, suchte einen Platz, um dort endgültig zu leben und die verbleibende Zeit zu genießen. Er kam mich bald viel häufiger besuchen als sein Freund, lud mich sehr oft zum Essen ein und erzählte mir von seinen Plänen, »einfach hier zu bleiben«.
Er war ein angenehmer Zeitgenosse, klein von Statur, überaus nett und höflich und auch redegewandt. Er pflegte sein schütteres Haar, als wäre es heilig, trug eine dicke, schwarz umrandete Brille auf der Nase. Seine »Dritten« legte er immer so ins Glas, dass es niemand sah. Nicht dass er reich gewesen wäre, aber er hatte eine üppige Rente und etwas auf der hohen Kante. Froh, dass ich meine jetzt fehlenden Einnahmen wenigstens teilweise abdecken konnte, verbrachte ich sehr bald viel Zeit mit ihm. Der andere zog sich zurück. Wir hatten keine feste »Preisabsprache«. Es war verschieden; er gab mir mal diesen und mal jenen Betrag. Aber für mich war es in Ordnung, und auch sonst hatte ich nichts gegen seine Gegenwart einzuwenden. Bezahlte er mich auch für den Sex, waren wir ansonsten doch auch so etwas wie Freunde geworden.
Die Situation für den netten Griechen verschlimmerte sich. Seine Frau war jetzt nur noch selten da, und er wollte zurück nach Hause. Im Winter standen viele Bars zum Verkauf, und in dieser abgelegenen Ecke war es schwierig, einen Käufer zu finden. Obwohl der Preis günstig schien, fand er keinen geeigneten Interessenten. Verzweifelt bemühte er sich, jeden Pfennig zusammenzukratzen, und wollte so schnell wie möglich mit seinem VW-Bus nach Hause. Ich selbst hatte nun keinen »Job« mehr und überlegte immer wieder, wie es weitergehen sollte.
Irgendwann kam Kurt auf die Idee, diese Bar gemeinsam zu übernehmen. Wenn wir zusammenschmeißen würden, könnte es gehen. Es wurde nicht mehr lange überlegt, wir setzten Verträge auf und waren bald gemeinsame Besitzer der ehemaligen Gyros-Videothek am Rande des Vergnügungsparadieses. Ich erzählte von meinem Sohn, fand diese Entwicklung mehr als günstig, und schon bald renovierten wir, was das Zeug hielt. Wir lachten und alberten herum, verspritzten die Farbe auf uns und freuten uns auf den Sommer und die ersten Gäste.
Kurt hatte sich in der Zwischenzeit mehr als heftig in mich verliebt. Zuerst ignorierte ich seine romantischen Anwandlungen. Dann ließ ich ihm dies und das durchgehen. Zur Aussprache kam es, als er mir stolz seine Wohnung präsentierte, die ausreichend Platz bot, auch für meinen Sohn. Ich war baff. Das wollte ich auf keinen Fall. Die Diskussionen begannen. In einem Punkt hatte er Recht, und das war das Finanzielle. Es wäre mit einer Wohnung für alle natürlich besser »zu tragen« gewesen. Große Umsätze würden wir vorerst kaum erwarten können, und meine Mittel waren in jedem Fall fast aufgebraucht. Aber ich blieb stur und erklärte immer wieder, dass ich auf keinen Fall eine gemeinsame Wohnung oder gar Lebensgemeinschaft anstrebte.
Meinen Sohn würde ich erst recht nicht in solch eine Gemeinschaft einbringen. Es gab Streit, es gab Versöhnungen, irgendwann renovierten und planten wir lustlos und wortlos nebeneinander her.
Der andere Kurt kam zur Vermittlung, aber die Fronten waren verhärtet. Ich wurde dessen gewahr, dass »mein Kurt« seine Entscheidung, hier zu leben, eigentlich nur meinetwegen getroffen hatte. Die ganze Sache mit der kleinen Gaststätte beruhte lediglich auf dem Ziel, mit mir eine Gemeinschaft zu gründen. Aber das nicht nur geschäftlich, sondern auch privat und am besten »so richtig in Liebe«
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