Das erste Mal und immer wieder
betrat ich mein Geschäft. Es war sonntags, und ich ließ das Lokal zu; ging nach Hause und fütterte den Welpen und wusste schon, ich würde es noch einmal probieren.
Bekannte von mir hatten ein paar Tage vorher den Welpen vor mir abgesetzt. Er sollte ein Geschenk sein, erst ein paar Wochen alt, aber schon so groß wie ein ausgewachsener Cockerspaniel. Schwarz mit weißem Fleck auf der Brust, riesigen Schlappohren. Die Größe seiner Pfoten ließ einen wahren Goliath vermuten, und das wurde er auch, groß wie ein Fohlen. Er sollte mich trösten über den Verlust meines verstorbenen Hundes, und ich freute mich darüber. Glücklich umsorgte und verwöhnte ich den neuen Hund, nannte ihn Ben. Ein Rüde, ein Allesfresser und ein richtiger Freund. Er wurde mein Schatten, war immer da, immer neben mir, und endlich hatte ich einen Beschützer.
Erneut rief ich Andreas an, und erneut verabredeten wir ein Treffen. Diesmal klappte alles, wir kamen uns näher und auch ineinander. Es war eine ruhige Begegnung, wir hatten nichts getrunken und vertieften uns bei Kaffee und Keksen ins Gespräch. Er plauderte über sich, sein Leben vor der Insel, und ich fing an, ihn zu beneiden. Leichtfertig taperte er durchs Leben und griff in jeden Goldtopf, der am Rande stand. »Liebe« machten wir später bei ihm auf dem Sofa. Ich nahm das knarzende, erwärmte Leder unter mir wahr. Roch Tommys feines Parfüm, roch seine Hitze und seine Haut. Schmiegte mich unter ihn und gab mich ihm hin. Es war berauschend.
Der Wind strich durch die geöffnete Balkontür leicht ins Zimmer. Im Hintergrund lief klassische Musik, leise, beständig. Seine Haare kitzelten mich, seine sehnigen Hände überall auf und in mir. War er auch schlaksig, schlank, so war er doch fest und sehnig am ganzen Körper. Er liebte mich sanft und bestimmt, es hatte nichts Hektisches oder Ordinäres an sich. Ich streichelte seinen Rücken, streckte ihm meinen gut durchbluteten Unterleib entgegen und schwamm seicht dem Höhepunkt entgegen. Ich fühlte mich geborgen und sicher, und ich spürte mehr. Er hatte sich ebenfalls verliebt.
Glücklich nahm ich diesen Umstand wahr, von dem Moment an verging kein Tag, an dem wir uns nicht sahen und uns nicht in gleicher, ruhiger, hingebungsvoller Weise liebten.
Es war wunderbar entspannend für mich. Ich sah der Zukunft wieder etwas zuversichtlicher entgegen, trotz seiner Aussage: »Schön, dass ich dich hier getroffen habe. Weißt du, die meisten Frauen hier sind doch entweder Nutten, haben Kinder im Schlepptau oder führen ein Rudel Haustiere mit sich. Mit all dem kann ich überhaupt nichts anfangen!« Ich lächelte über diesen Satz! Wir würden eine glückliche Familie werden.
Zwei Wochen vergingen. Waren wir auch sehr unterschiedlich, so gewöhnten wir uns doch sehr schnell aneinander. Ich telefonierte oft mit meinem Christopher und bestätigte ihm, dass er in den Sommerferien umziehen könne. Er war glücklich, schmiedete Pläne mit mir am Telefon. Ich erzählte von meinem neuen Hund, und er konnte es kaum erwarten, mit ihm am Strand herumzutollen. Thomas half mir jetzt etwas in der Kneipe. Wir engagierten freitags Vorstellungen, kleinere Tanzgruppen, Sänger oder andere Mini-Shows. Die Bar florierte. Wir verteilten Poster und Flyer in der Gegend.
Die beiden Männer, die mir die Wohnung vermietet hatten, kamen jetzt öfter. Plötzlich wurde der eine von ihnen krank, und zudem, wie sie mir gestanden, hatten sie schwerste finanzielle Probleme. Sie suchten einen Pächter für das Hostel, brauchten aber vorher dringend Geld. Ich fuhr mit ihnen in ihr Haus, sah mir Gartenmöbel und Geschirr, CDs und Satellitenschüssel an. Kaufte schließlich große Mengen davon, Lampen, Bilder, Vorhänge und alles, was mir in meiner kleinen Bar zu fehlen schien.
Natürlich war ich dadurch wieder pleite, aber die beiden versicherten mir, bei einem Umbau unentgeltlich zur Hand zu gehen. Die Theke rissen sie noch raus, dann waren beide verschwunden! Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und suchte vergeblich nach ihnen. Thomas meinte, die wären nur faul und würden sich schon melden. Immerhin wohnte ich ja in ihrer Wohnung. Ich gab ihm Recht, und anstatt lange zu jammern, half mir Tommy mit einem seiner »Bauteams« aus, und wir beendeten den Umbau zügig. So konnte ich nach 14 Tagen wiedereröffnen und hatte jetzt endgültig eine wunderschöne, nette, gut geschnittene Kneipe.
Vier Wochen, nachdem ich Thomas kennen gelernt hatte, und nur zwei Monate,
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