Das erste Mal und immer wieder
nachdem ich in die Strandwohnung umgezogen war, überschlugen sich die Ereignisse. Es war mein letzter Tag in der Bar, bevor ich nach Deutschland fliegen wollte, um meinen Sohn zu holen. Thomas wusste natürlich mittlerweile Bescheid, und fast schien es mir, als freue er sich schon auf das Kind. Immer wieder fragte er mich, wie groß ein Achtjähriger sei und ob er »mit so was umgehen könne«. Auch meinen Hund hatte er nun kennen gelernt, und dieser »schlabberte« und »schleckte« sich direkt in Thomas’ Herz.
Gebeichtet hatte ich erst kurz vor meiner Reise nach Deutschland. Natürlich hatte er den verspielten, aufdringlichen Hund schon öfters gesehen. Aber ich hatte ihn als »Pflegetier« getarnt, als etwas »Vorübergehendes«. Die Frage, wer das Tier versorgen sollte, solange ich in Deutschland war, stellte ich mir schon seit Tagen. In fremde Hände wollte ich meinen neuen Freund auf keinen Fall geben. So beichtete ich Tommy alles, und zu meiner Überraschung sagte er mir zu, sich um den Hund zu kümmern. Er war auch nicht sauer, dass ich es ihm verschwiegen hatte. Er hätte sich »sowieso schon alles denken können«, gestand er mir lächelnd.
Ich war erleichtert, verliebte mich direkt ein wenig mehr in ihn. Ich versprach einen sauberen Hund, der artig und wohlerzogen sei. Doch die Blamage konnte nicht größer sein: Ben hüpfte aus dem Auto und sprang direkt in den Wassergraben, der vor dem Haus gezogen war. Klitschnass und verschlammt rannte er die Treppe zur Wohnung von Tommy hoch. Dieser hatte die Tür geöffnet, als er meinen Leihwagen hörte. Der Hund rannte an dem verdutzten Mann vorbei, einmal quer über alle Möbel, um dann ins Bett zu springen und seine Nässe und seinen Dreck direkt in die Kissen zu reiben. In Panik herausgejagt, pinkelte er, bevor er wild und vor Freude laut bellend die Räume wieder verließ, schnell noch mal in den Flur. Ich war entsetzt, Tommy sprachlos. Und dann lachten wir los, wir lachten uns kaputt und konnten uns kaum beruhigen.
»O weh, o weh, was habe ich mir da bloß eingefangen«, scherzte er, um mich kurz darauf »durchzuküssen«. Wir landeten direkt auf dem Boden im Flur. Dieses Mal nahm er mich hektisch und besitzergreifend. Er liebte mich, ich hatte keine Zweifel. Das Glück schoss aus meinen Poren, und so rammelten wir uns ungestüm zum Höhepunkt.
Ich hatte mich »fein« gemacht, von morgen an war die Bar für sechs Tage geschlossen, bis ich mit meinem Sohn wieder hier war. Wir hatten beschlossen, so etwas wie eine Party zu geben, luden alle ein, die wir kannten, und die kleinen Räume brachen vor Menschen fast auseinander. Es war laut, es war lustig, es wurde getrunken, gescherzt und gelacht.
Zwei Autos hielten vor der Bar, und vier Männer, die ich nie zuvor gesehen hatte, betraten das Lokal.
Augenscheinlich Spanier, sie hatten alle Pferdeschwänze und sahen wirklich furchteinflößend aus. Zwei von ihnen blockierten den Eingang, die anderen beiden hielten Polizeimarken hoch und fingen laut auf Spanisch an zu reden. Einige holten ihre Papiere hervor, aber die Männer suchten nicht irgendwen, sondern den Besitzer der Bar. Eingeschüchtert, auch angeheitert, trat ich vor. »Ich bin der Besitzer«, ließ ich sie wissen und hatte im selben Moment Handschellen um.
Die Männer drängten mich hinaus in den Wagen, und die anderen schickten die Anwesenden nach Überprüfung der Personalien nach Hause.
Tommy versuchte, Informationen zu bekommen. Man erklärte ihm in wenigen Worten, ich sei wegen Raubüberfalls festgenommen. Ich atmete auf.
Man brachte mich auf ein Revier, und ich wartete, noch immer eingeschüchtert, aber auch sauer über den verpatzten, blamablen Abend, im Minirock auf der kalten, harten Bank im Flur.
Immer wieder machte ich darauf aufmerksam, dass ich Deutsche sei, wollte meinen Pass zeigen. Sie tuschelten auf Spanisch. Eine Frau kam herein und nahm mir meine Kette und meine Uhr ab. Auch meinen kleinen Gürtel sowie meine Handtasche. Sie tat alles in einen Umschlag und schrieb meinen Namen darauf. Ich war völlig perplex, bekam keine Antworten, und langsam kroch wirkliche, panische Angst in mir hoch.
Ich verlangte schließlich mit Nachdruck einen Anwalt, wie ich es aus dem Fernsehen von Dr. Quincy kannte. Man versprach mir, dass ich sofort telefonieren könne. Aber erst würden wir noch einmal »wegfahren«. Wieder stieg ich in ein Auto, diesmal konnte ich überhaupt nicht aus dem Fenster sehen. Ich fing an zu heulen, war besorgt und
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