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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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in den Stall bringen. Skip, du kannst mir mit dem Gepäck helfen.« Sie winkte ihm wie
     einem Lakaien und ging bereits wieder Richtung Tür. Schulterzuckend eilte er hinter ihr her.
    »Das schien mir eine sehr kleine Münze gewesen zu sein«, sagte er. »Was ist da gerade passiert? Warum benimmt sich der Mann
     plötzlich so anders?«
    Kara antwortete nicht gleich. Fast übertrieben sorgfältig löste sie Shadows Zügel und führte sie zum dunkel gähnenden Tor
     der Stallungen. »Es war eine Münze, wie sie in den Steinernen Graten verwendet wird«, sagte sie schließlich. »Dort, wo ich
     herkomme, ist sie von großem Wert. Auch deshalb habe ich das
Zerbrochene Hufeisen
ausgewählt: weil mir zu Ohren kam, dass Meister Gern wie ich aus dem Bergland stammt und dieses Zahlungsmittel jederzeit akzeptiert.«
    |441| Skip nickte; es hörte sich einfach und glaubwürdig genug an – dennoch konnte er sich des intensiven Gefühls nicht erwehren,
     dass sie ihm etwas verschwieg. Kara verschwand bereits im Stallgebäude.
    »Wir können das nicht annehmen – ich meine, dass du für uns bezahlst«, sagte er, als er sie abermals eingeholt hatte. »Du
     hast schon so viel für uns getan.«
    »Vergiss es, Junge«, wehrte sie ab.
    Er öffnete den Mund, um zu widersprechen – und spürte plötzlich eine Taubheit, die aus seinem Magen emporkroch.
    Zuerst hatte er gedacht, dieser Teil der Stallungen sei leer, doch nun gewahrte er eine Bewegung links von sich, in der übernächsten
     Box – und ein zischelndes Schnauben. Schon einen Wimpernschlag darauf kam das Reittier, das dort eingestellt war, in Sicht.
    Es war eine shandorianische Reitechse, und eine ganz ungewöhnlich große dazu; es fehlte nicht viel und der flache, geschuppte
     Schädel hätte selbst Shadow noch überragt.
    Eine sichelförmige Narbe schien den unteren Rand des rechten Auges nachzuzeichnen – und Skip wusste, er hatte diese Narbe
     schon einmal gesehen. Genaugenommen sogar zweimal. Das erste Mal in Eichenhain, im Innenhof des Wirtshauses, in der Nacht
     vor ihrer Flucht. Und das zweite Mal im Dunklen Pfuhl, als er sich mit seinen Gefährten vor dem geheimnisvollen Verfolger
     versteckt hatte.
    Der Majat-Assassine war hier, in Jaimir. Und mehr noch – er befand sich
genau hier
im Gasthaus
Zum gebrochenen Hufeisen
.

|442| Kleiderwechsel
    »Wir müssen sofort abreisen!«, brauste Ellah auf.
    Sie saßen in einem der Schlafräume beieinander, demjenigen, der Skip und Erle zugewiesen war.
    In Karas Augen blitzte pure Anspannung, als sie sich Skip zuwandte. »Und du bist dir absolut sicher, dass du dieses Echsen-Ungeheuer
     erkannt hast?«, vergewisserte sie sich. »Dass es nicht nur eines ist, das ähnlich aussieht?«
    Skip überlegte genau. Natürlich
konnte
es sich um eine ähnlich aussehende Echse handeln. Eine wirklich
sehr ähnlich
aussehende. Mit genau derselben Narbe an genau derselben Stelle unterhalb des rechten Auges.
    »Ich bin mir ziemlich sicher«, brummte er schließlich – verärgert, da seine Stimme nicht einmal mehr annähernd so überzeugend
     klang wie vorhin im Stall, als er Kara bedrängt hatte, sie müssten sogleich Erle und Ellah informieren und von hier verschwinden.
    »Ich denke, wir sollten das in aller Ruhe überprüfen«, sagte Kara beschwichtigend. »Natürlich mit aller gebotenen Vorsicht.
     Es ist schon spät. Wenn’s nicht unbedingt sein muss, möchte ich lieber nicht das Risiko eingehen, dass wir um diese Zeit noch
     eine andere Unterkunft suchen müssen.«
    Sie klang ganz ungewöhnlich beunruhigt; es wollte Skip fast so vorkommen, als überstürzten sich die Gedanken in ihrem Kopf.
    »Wie willst du das denn überprüfen?«, fauchte Ellah ungehalten.
    »Indem ich in die Gaststube hinabgehe und dort mein Abendessen einnehme«, antwortete Kara. »Ihr drei allerdings solltet hierbleiben.
     Ich werde Meister Gern anweisen, euch euer Essen auf’s Zimmer zu bringen.«
    |443| »Und worüber willst du mit
ihm
reden?«, hakte Ellah nach. »Dass die Walder, hinter denen er her ist, hier oben in einem der Schlafräume sitzen?«
    Kara ignorierte die Spitze.
    »Ich bin der Meinung, wir sollten alle ’runtergehen«, wechselte Erle das Thema. »Immerhin hat uns dieser Mann nie zu Gesicht
     bekommen. Vielleicht erfahren wir allein schon dadurch etwas, indem wir ihn beobachten?«
    Skip starrte ihn an, dann Ellah. Eine große Beklemmung ergriff von ihm Besitz.
Vielleicht,
dachte er,
vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, Kara von dem

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