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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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Diamant-Majat zu erzählen
. Es war nicht fair, sie im Dunkeln tappen zu lassen; sie musste endlich wissen, worum es hier ging.
    »Es könnte gefährlich sein«, murmelte Kara ohne rechte Überzeugung. Schlimmer noch – sie klang unsicher. Das war so untypisch
     für sie, dass nicht nur Skip sie verwundert anstarrte.
    Sie deutete es falsch. »Hey, ich habe nicht gesagt, dass ich dagegen bin!«, versetzte sie. »Aber – was ist mit euren Kleidern?
     Wenn das wirklich der Mann ist, der euch von Eichenhain bis hierher gefolgt ist, und ihr marschiert in euren Waldland-Kleidern
     in die Gaststube, dann könnt ihr euch auch gleich verbeugen und vorstellen.« Und, mit einem Seitenblick zu Ellah hin: »Und
     ich kann mir den Hinweis ersparen, dass ihr jene Walder seid, hinter denen er her ist.« Während Ellah noch nach Luft und Worten
     rang, fuhr Kara bereits grinsend fort: »Also sollten wir euch erst einmal passend einkleiden.«
    Skip lächelte versonnen. Kara hatte recht. Ihre Kleider – weite Hosen und Hemden, wie sie in den Waldlanden üblich waren –
     mussten selbst in einer Stadt wie Jaimir fremdartig wirken, trug man hier doch eng sitzende Hosen, die Taille betonende Hemden
     und darüber Lederwesten. So gesehen, war es eine gute Idee, sich dem hier herrschenden Geschmack |444| entsprechend zu kleiden und so getarnt anonymer Teil der dicht strudelnden Menschenströme zu werden.
    Doch wie sollten sie diesen Plan in die Tat umsetzen? Das Geld, das in ihrer Börse verblieben war, mochte gerade noch für
     einige wenige Übernachtungen und gute Mahlzeiten reichen; sie alle drei davon komplett mit Kleidern auszustatten, war also
     schlicht unmöglich.
    Kara verstand die unausgesprochene Frage. »Wartet hier«, sagte sie. »Ich rede mit Meister Gern. Er soll Landsleuten gegenüber
     äußerst hilfsbereit sein.«
    Sie sprang auf, riss die Tür auf und war verschwunden.
    Nach einer kurzen Zeit der Stille räusperte sich Erle. »Ich glaube, das ist eine gute Gelegenheit, sich darüber zu unterhalten,
     wie unsere Pläne aussehen.«
    Skips Mut sank. Es war
auch
an der Zeit, Erle und Ellah zu beichten, dass er bereits versucht hatte, Kara zu überreden, weiterhin mit ihnen zusammen zu
     reisen. Und wiewohl es nicht zu einer festen Abmachung gekommen war, so hegte er doch den Verdacht, dass vor allem Ellah einiges
     dazu zu sagen hatte.
    Was ihn an ein anderes Dilemma gemahnte: Dagmaras Warnung. Sollte er ihnen davon erzählen? Und falls er sich dafür entschied
     – wie konnte er es rechtfertigen, dass er mit Kara noch vor ihnen darüber gesprochen hatte?
    Er schaute unschlüssig zu Erle hin.
    Der sagte bedächtig: »Ich finde, wir sollten Kara überreden, weiter mit uns zu reisen.«
    Skip hätte am liebsten laut geseufzt. Wenigstens sein Bruder war einer Meinung mit ihm.
    »Ich weiß nicht so recht«, murmelte Ellah zweifelnd. »Es stimmt, sie war uns von Nutzen   ... trotzdem. Sie hütet viel zu viele Geheimnisse vor uns.«
    »Vielleicht«, warf Erle ein, »müssen wir sie einfach nur nachdrücklicher befragen. Und selbst, wenn es fehlschlägt – |445| du musst zugeben, ohne sie wären wir niemals so weit gekommen.«
    Nachdenklich zupfte Ellah an ihren Haaren. »Stimmt.« Ganz unvermittelt sah sie zu Skip herüber, mit einem Blick wie aus weißloderndem
     Feuer. »Du bist so verdächtig still«, fuhr sie ihn misstrauisch an. »Hast du gar nichts dazu zu sagen? Immerhin bist du derjenige,
     der am meisten von ihr angetan ist – oder etwa nicht?«
    Alles in Skip verkrampfte sich noch ein wenig mehr, doch hielt er dem Feuerstrahl aus ihren haselnussgrünen Augen stand. Mehr
     noch – auf ganz merkwürdige Art und Weise fühlte er sich ihr gar zu Dank verpflichtet, weil sie das vorgebracht hatte.
    »Du hast recht, Ellah«, sagte er steif. »Ich mag sie   ... äh   ... irgendwie, und ich bin absolut dafür, dass sie bei uns bleibt. Um ehrlich zu sein, bin ich sogar   ... äh   ... so absolut dafür, dass ich sie   ... bereits gefragt habe. Irgendwie.«
    »Hast du?«, murmelte Erle ungläubig. »Wann?«
    »Ohne uns vorher zu fragen?«, zischte Ellah hitzig.
    »Auf der Fähre. Und ja, ich weiß, ich hätt’ zuerst mit euch reden müssen. Aber   ... äh   ... es schien mir einfach eine gute Gelegenheit.«
    »Was hat sie gesagt?«, wollte Erle wissen – und Skip war froh, Wissbegierde in des Bruders Augen zu sehen.
    Erle wollte, dass Kara mit ihnen weiterzog, wollte es vielleicht so intensiv wie er. Doch genau

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