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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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bereits wieder ab. »Du bist nicht zufällig aus Eichenhain?«, fragte sie.
    |54| »Doch, bin ich«, hörte Skip seine Lippen plappern, bevor ihm einfiel, dass man Fremden besser keine Auskünfte gab.
    Aber dieses Mädchen konnte
unmöglich
ein Feind sein. Und davon abgesehen – was war schon dabei, wenn er eingestand, dass er aus Eichenhain kam?
    »Dachte ich mir«, sagte sie, drehte sich um und ging zu dem nach Heu riechenden Durchgang, der in den Pferdestall führte.
     »Reist ihr jetzt dorthin?«, hörte er sie fragen.
    »Wohin?«, fragte Skip dümmlich zurück.
    Das Mädchen lachte und drehte sich wieder zu ihm herum. Ein Lachen ließ ihr Gesicht aufleuchten, als werde es von einer inneren
     Sonne erhellt. »Nach Eichenhain«, sagte sie.
    Skips Gesicht glühte und glühte. Der Kater rieb sich schon wieder an den Beinen des Mädchens.
    Das Mädchen folgte Skips Blicken – vom Kater zu ihren Füßen bis hoch zu ihrem Gesicht. Ihre Augen begegneten sich.
    »Ja«, nuschelte er und ließ wieder alle Vorsicht außer Acht.
    »Warum willst du das wissen?«, kam eine klare, scharfe Stimme vom Scheunentor her. Ellah stand dort, und Erle und Oksana waren
     bei ihr.
    Das olivianische Mädchen bedachte die Neuankömmlinge mit einem Ausdruck von Belustigung. »Ich will ebenfalls dorthin, mein
     Pferd braucht ein neues Hufeisen.« Sie sagte es mit fast übertriebener Freundlichkeit – als erkläre sie einem kleinen Kind
     etwas Kompliziertes. »Auch wenn ich neu im Geschäft bin, so seh’ ich dieser Fuhre doch an, dass sie geradewegs zu einer Schmiede
     rumpeln wird. Ich wollte dem Jungen meine Gesellschaft anbieten für die Reise dorthin. Ich hörte, die Straßen sind nicht gerade
     sicher in diesen Tagen.«
    Jetzt hatte Skip einen großen, harten Klumpen im Hals. |55| Dieses Mädchen? Ihre Gesellschaft die ganzen zehn Werst bis nach Eichenhain? Etwas Besseres konnte ihm doch gar nicht passieren,
     oder? »Ich   –«, setzte er an.
    Doch Ellah war schneller. »Wir brauchen keine Reisebegleitung, vielen Dank«, schnappte sie. »Wir drei nutzen diese Straße
     schon ein ganzes Leben lang und sind sehr wohl imstande, mit allen Widrigkeiten zurechtzukommen. Wenn wir die Waren abladen,
     die für die Schmiede bestimmt sind, lassen wir den Schmied wissen, dass du mit deinem Pferd vorbeikommen wirst.«
    Der Blick, mit dem das olivianische Mädchen Ellah bedachte, war voller Schalk. »Ich sagte, mein Pferd braucht ein Hufeisen;
     ich sagte nicht, dass es lahmt. Also werde
ich
dem Schmied von Eichenhain Euer Eintreffen ankündigen.«
    Und damit verschwand sie in den Ställen; Skip und Erle starrten ihr hinterher. Ellah schnaubte und machte so ihrem Missfallen
     Luft.
    »Also, in meinen Ohren klang das wie eine Herausforderung«, polterte Meister Boris’ vergnügte Stimme vom Scheunentor her.
     »Was meinst du, Ellah?«
    Sie schnaubte nur erneut und wandte sich ab. Es war Erle, der stattdessen entwortete. »Auf einem Pferderücken reist es sich
     freilich viel schneller!«, räumte er ein. »Also spricht einiges dafür, dass das Pferd beschlagen und samt seiner Herrin über
     alle Berge sein wird, bis wir ankommen. Es wäre gut, wenn sie Vater wenigstens sagen würde, dass wir unterwegs sind.«
    Ellah fuhr herum und schoss einen Blick auf ihn ab, der den großen, selbstbewussten Kerl einen vorsichtigen Schritt zurücktun
     ließ. »Wie kannst du nur so blöde sein!«, fauchte sie und schleuderte einen weiteren bedeutungsvollen Blick zum Stalldurchgang
     hin. »Ist dir nicht aufgefallen, dass sie bis an die Zähne bewaffnet ist? Doch? Und trotzdem fragst du dich nicht, warum eine
     Frau wie sie, die ganz offenbar eine |56| bestens trainierte Kämpferin ist, ausgerechnet jetzt in dieser Gegend auftaucht und sich für
Eichenhain
interessiert?«
    Erle hatte es ohne einen Mucks und mit ergebenem Blick über sich ergehen lassen. Und auch danach gelang es ihm nicht, sich
     zu äußern, denn nun kam Hazz, der Stallbursche, völlig außer Atem ans Tor gestürmt: »Die Priester!«, keuchte er. »Kommt! Schnell!«

Blut und Feuer
    Die Sumpfstadt war in einem weiten Halbkreis angelegt, so dass man von sämtlichen Schwimmbrücken aus, welche die Häuser untereinander
     sowie mit dem Festland verbanden, einen guten Ausblick zur Hauptstraße hatte. Und nun waren diese Brücken von einer dichten
     Menschenmenge bevölkert.
    Skip, Erle und Ellah drängelten sich zwischen den Stallburschen durch, bis sie am Geländer jener Schwimmbrücke

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