Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
Vom Netzwerk:
eines gewaltigen festlichen Ereignisses
     im Großen Shal Addim-Tempel zu Aknabar – der heiligsten Stätte, die es für einen solchen Anlass nur geben kann! – mit dem
     ersten Schwert die
Königsprobe
an seinem Sohn.«
    Der Allheilige Vater Boydos schaute unbehaglich drein. »Wahrlich, meine Tochter«, wand er sich. »Nach wie vor ist unklar   –«
    |630| Die Mutter Bewahrerin hob eine Augenbraue. »Mir wurde zugetragen, dass Ihr selbst in Person daran teilgenommen habt, Heiligkeit«,
     sagte sie scharf. »Wie auch der Magister des Inneren Zirkels, Egey Bashi, als zweithöchster Bewahrer unseres Ordens und meine
     rechte Hand.« Der Angesprochene verbeugte sich sacht zu den Anwesenden hin. »Nun wusste mir der Magister zu berichten, dass
     die Schwertprobe ohne Fehl und Tadel vollzogen wurde und somit als gültig eingestuft werden muss. Das Schwert durchstieß das
     Herz ohne jeden Zweifel.«
    »Jedoch   –« Seine Heiligkeit wirkte verloren, und selbst Skip wurde es offensichtlich, dass es diesem neuen Allheiligen Vater ganz
     eindeutig an der gebieterischen Präsenz seines Vorgängers Haghos mangelte.
    »Hochgebieter Erskip«, wandte die Mutter Bewahrerin sich nun ihm zu. »Würdet Ihr uns die Ehre erweisen und Euch einmal um
     die eigene Achse drehen, sodass alle zu sehen vermögen, wo der Stahl in Eure Brust eindrang und am Rücken wieder zum Vorschein
     kam?«
    Skip warf Evan einen Blick zu, den jener mit einem knappen Nicken erwiderte. Und so gehorchte er und drehte sich ganz langsam
     einmal um die eigene Achse, bis er wieder den an der Tafel versammelten Konzilsmitgliedern zugewandt stand.
    Allesamt schwiegen sie. Bis ganz unerwartet eine Kinderstimme das Wort ergriff: »Aber sein braunes Haar!« Es war die kleine
     Prinzessin Aljbeda, die es ausgerufen hatte. »Damit sieht er dem Hochgebieter Evan so gar nicht ähnlich!«
    Skip sah sie geradeheraus an. »In Wirklichkeit seh’ ich dem Sturmgebieter wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich«, widersprach
     er sanft, wie er’s Kindern gegenüber stets gehalten hatte. »Schaut einmal nicht nur auf meine Haare. Oder stellt sie Euch
     ganz einfach weiß vor.«
    Sie betrachtete ihn lange; ihr Gesicht war voller Skepsis. |631| »Ja,es stimmt wirklich«, gab sie schließlich zu. »Ihr habt dieselben Gesichtszüge. Es sind wirklich die Haare!« Sie wandte
     sich dem Tanad Eli Faruh zu, der an ihrer Seite stand. »Ich glaube ihm, Herr Abgesandter«, sagte sie. »Ich glaube, er ist
     wirklich und wahrhaftig derjenige, der er vorgibt zu sein.«
    Der Tanad verbeugte sich mit mühsam gebändigten Gefühlswallungen zu ihr hin. »Wir alle sind Eurer Königlichen Hoheit dankbar,
     dass Ihr so unverblümt aussprecht, was Ihr denkt«, sagte er vornehm.
    Daemur Ellitand verlagerte seine Haltung an der Tafel.
    »Hochgebieter Erskip«, grollte er. »Warum berichtet Ihr uns nicht, wo Ihr all diese Jahre verbracht habt?«
    Zeig’ keine Furcht und kein Zaudern. Benimm dich natürlich
.
    Skip wich seinem Blick nicht aus; er lächelte sogar. »In den Waldlanden bin ich aufgewachsen, Hochgebieter Daemur«, antwortete
     er frei heraus. »Und nichts wusste ich von meiner wahren Herkunft – bis vor kurzem. Frank und frei – ich glaube, diese meine
     Unwissenheit war’s, die mir in all diesen Jahren das Leben gerettet hat.«
    »Und wie erklärt Ihr Eure so ungewöhnliche Haarfarbe?«, herrschte Ellitand ihn gebieterisch an. »War Eure Mutter vielleicht
     eine Frau aus dem einfachen Volk? Seid Ihr also ein
Bastard
, Hochgebieter Erskip?«
    Skip war ganz ruhig. Er zuckte mit keiner Wimper, er schlug den Blick nicht nieder. »Man versicherte mir, ich sei nicht mehr
Bastard
als Ihr, Seengebieter.« Er wartete, bis das Raunen und Tuscheln den Saal bis hin zum Eingangsbereich durchwirbelt hatte und
     sich wieder legte, bis in Ellitands bleiche Wangen wieder ein wenig Farbe kam. »Und was meine Haare anbetrifft, so erfuhr
     ich, dass sie anders sind, weil ich die Ghaz Alim in mir trage.«
    Dieses Mal wollte der Tumult im Saal nicht mehr enden. Deamur Ellitand gar sprang inmitten des Stimmengewirrs auf. »Ihr   – Ihr   –«, stammelte er. »Ihr gebt es zu? Dass Ihr eine |632| Abnormität seid und gleich nach der Geburt ausgemerzt gehört hättet? Allheiliger Vater, Heiligkeit!   –« Er ruckte zu Boydos herum, doch Skip ließ ihn mit einer herrischen Geste innehalten – er dachte nicht in dieser Zeit, er
     fühlte nicht, er handelte nur, handelte wie’s ihm sein Instinkt

Weitere Kostenlose Bücher