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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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einen Ritter in voller Rüstung zu Brei schlagen konnte.
    Ellah schrie auf, und Skip zwang sich mit aller Gewalt, nicht doch noch davonzulaufen. Es war der verdammt schlechteste Zeitpunkt,
     sich wie ein Mann zu verhalten, doch ihm blieb keine andere Wahl. Mit der freien Hand griff er unter den Mantel und zerrte
     sein Schwert aus der Scheide. Wenn er nur wüsste, wie damit umzugehen war!
    »Ein Gorg’tal«, hörte er Kara sagen – sie sprach langsam, mit einer Stimme, die eher verwundert als ängstlich klang. »Also
     ist doch etwas Wahres an den alten Geschichten.«
    »Erle«, wisperte Skip. »Nimm deine Axt.«
    Das Ungeheuer griff noch immer nicht an. Versuchte es tatsächlich, die Situation einzuschätzen?
    Die grässlich schwärenden Augen richteten sich lauernd auf Ellah und Kara; Skip, den Griff der blankgezogenen Klinge fest
     in beiden Händen, beeindruckte den Dämon nicht. Zu offensichtlich wurde die Waffe auf eine Art und Weise gehalten, die keine
     Vertrautheit im Umgang damit verriet. Erst als der Bestienblick Erle traf, verharrte er wissend. Schlank, breitschultrig,
     nur einen Kopf kürzer als der |155| Dämon selbst, sah er in der Tat wie der einzig ernstzunehmende Gegner aus.
    Brüllend richtete der Koloss seine Waffe auf Erle. Und jener nahm die Herausforderung an, trat vor und hob seine Axt.
    Das Monstrum griff an. Keule und Axtklinge trafen mit ohrenbetäubendem Krachen aufeinander. Ein einzelner fingerlanger Span
     wirbelte von der Keule weg und fuhr mit der Wucht eines aus nächster Nähe abgeschossenen Pfeils neben Skip in den Boden.
    Erle drehte sich mit einem kraftvollen Ruck, und tatsächlich gelang es ihm, seine Waffe aus der tödlichen Verhakung zu lösen.
     Die Wucht der Bewegung zerrte den Gorg’tal herum und von Skip und den beiden Mädchen fort. Atemlos starrte Skip. Schweiß glitzerte
     auf der Stirn seines Bruders. Bereits jener erste Hieb schien ihn einen großen Teil seiner Kraft gekostet zu haben.
    Ein einziger Treffer mit dieser Keule, und der Schädel eines Mannes war zertrümmert.
    Erle umfasste den Axtgriff entschlossen mit beiden Händen und warf sich dem Dämon entgegen, als gelte es, ein besonders dickes
     Holzscheit zu spalten. Sein Schlag verfehlte das Ziel, in einem Gewirbel schlenkernder Arme und stampfender Füße schnellte
     sich das Scheusal beiseite. Wie durch Zauberei jedoch – und rasend schnell – sauste die Keule von unten her auf Erles Kinn
     zu. Und nur um Haaresbreite daran vorbei ins Leere. Blindlings schlug Erle dorthin, wo er die Kreatur vermutete, und einmal
     mehr prallten die Waffen mit Macht aufeinander. Nun geschah alles schneller, als man es wahrzunehmen vermochte. Blitzend kreischte
     das stählerne Axtblatt über rostige Keulenstacheln und sank herab. Skip sah den Bruder dorthin taumeln, wo der Dämon schon
     breitbeinig stand. Unmöglich, die Axt jetzt noch rechtzeitig genug zur Deckung hochzubringen.
    |156| Plötzlich schien ein sehr kalter Wind durch die Lichtung zu brausen. Skip wog die Klinge in der Hand. Er hatte keine Ahnung,
     wie sie richtig zu führen war. Trotzdem musste er etwas tun.
    Ein mörderischer Hieb schmetterte Erle die Axt aus der Hand. Entwaffnet stolperte er weiter, zu den Felsen hin, um dort Deckung
     zu suchen. Schon keuchte er vor Mühe, und der Gorg’tal brüllte triumphierend und folgte ihm mit stampfenden Schritten. Die
     Stachelkeule flog hoch und in weitem Bogen auf Erle herab. Ein einzelner Eisenstachel erwischte ihn an der linken Schulter
     und schleuderte ihn zu Boden.
    Der nächste Hieb musste tödlich sein.
Jetzt!,
zuckte es Skip durch den Kopf, und bevor er wirklich wusste, was er tat, riss er sich von Ellah los und stürmte, vom angsterfüllten
     Schrei des Mädchens begleitet, auf den Gorg’tal zu und sprang so hoch er nur konnte. Und landete tatsächlich auf den Schultern
     des Dämons. Krallte die Finger seiner Linken neben den Hörnern in wucherndes, schmieriges Haargestrüpp. Klemmte den monströsen
     Schädel zwischen seinen Knien ein. Versuchte genügend Halt zu finden und das Schwert nach unten zu rammen – alles zur gleichen
     Zeit; doch so einfach war das nicht. In einem bizarren Teufelstanz drehte sich das Monstrum um die eigene Achse und schlug
     blindlings nach Skip. Wie Dreschflegel wirbelten die freie Hand und die Keule. Skip brauchte alle Kraft, um sich auf seinem
     Rücken zu halten. Der Gestank der Bestie ließ ihn würgen. Selbst die Haare, glitschig wie Würmer, schienen zu leben

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