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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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Klinge blankgezogen in der Hand, wich sie zum Höhleneingang zurück. Nur Ellah setzte sich, die Augen reibend, auf und
     versuchte vergebens, zu begreifen, was hier geschah.
    »Lauft! Verschwindet aus der Höhle!«, brüllte Garnald inmitten peitschender dunkler Schwingen und Rauchschwaden |253| , die vom ersterbenden Feuer hoch pufften. »Nehmt eure Bündel und lauft!«
    Er duckte sich unter dem wirbelnden Geflatter hindurch, riss Ellah auf die Füße, drückte ihr Rucksack und Reisegepäck in die
     Arme und schob sie in Richtung Höhlenöffnung.
    Eisige Schweißtropfen rannen über Skips Stirn   ... und tiefer – und verätzten ihm die Augen. Das riss ihn endgültig aus seiner Benommenheit. Er bückte sich, packte sein
     Bündel. Ein zappelndes Etwas landete in seinem Genick, ledrige Flügel umfassten sein Gesicht. Blindlings schlug er um sich,
     und das Etwas löste sich und wirbelte schon wieder heran. Abermals umhüllten die zuckenden Flügel sein Gesicht, gelbe Raubtieraugen
     glühten im Dunkeln, ein Gebiss schnappte nach ihm und verfehlte seine Wange so knapp, dass er den Luftzug spürte. Und zuckte
     bereits von Neuem heran, voller Gier nach Fleisch. Dann zerschnitt ein blitzender Schwertstreich die Finsternis, und sich
     windend stürzte die Kreatur zu Boden.
    Skip ruckte herum und sah Kara, das Schwert fest in der Hand.
    »Danke!«, stieß er mit einem erleichterten Ausatmen heraus.
    »Raus hier, Junge!«, kommandierte sie und zog ihn hinter sich her, prasselndem Regen und frischer Nachtluft entgegen.
    Ellah und Erle standen bereits im Freien – zu mehr als dieser Feststellung blieb Skip keine Zeit. Ein Wirbelsturm schwarzer,
     geflügelter Körper folgte Kara und ihm, und sie stieß ihn zu Boden und schwang ihre Klinge. Skip spuckte Regenwasser und nasses
     Erdreich aus und wälzte sich fluchend herum; und sah im Davonkriechen, was unmöglich wahr sein konnte. Kein Mensch konnte
     sich so bewegen! So   ... rasend
schnell
!
    Kara war in ein huschendes Phantom verwandelt, ihre |254| Klinge kaum mehr als ein silbernes Irrlichtern, das geflügelte, zappelnde Fetzen aus der Nacht schnitt. Dutzende Kreaturen
     stürzten rings um sie her tot zu Boden. Jetzt, endlich, erschien auch Garnald im klaffenden Höhlenschlund und rannte mit dem
     Rest ihrer Habseligkeiten herbei. Kara ließ ihre Klinge ein letztes Mal kreisen und hetzte hinter Garnald her; nur einmal
     noch hielt sie für die Dauer eines Lidschlags inne. Ein blitzender Hieb durchtrennte Shadows Haltestrick. Das Pferd jagte
     mit einem lauten Wiehern zu ihr und neben ihr her. Skip rappelte sich schwer atmend hoch und starrte zur Höhle hinüber. Eine
     ungeheuerliche Säule purer Nacht wogte dort, ein Orkan, zusammengesetzt aus Tausenden und Abertausenden struppiger dunkler
     Leiber, ledriger Schwingen   ... und spitzer Zähne.
    Sie setzten ihre Flucht fort und brachten genügend Distanz zwischen sich und diese
Dinger
, bevor sie nach Atem ringend anhielten.
    »Was war das?«, keuchte Ellah.
    »Schattenflügler«, sagte Garnald. »Jede Wette, dass deine Großmutter sie niemals auch nur andeutungsweise erwähnt hat, stimmt’s?
     Obwohl sie normalerweise harmlos sind.«
    »Harmlos?«
Ellah starrte ihn ungläubig an.
    Erst jetzt bemerkte Skip, dass das Hemd an ihrer Schulter zerfetzt und der Ärmel blutig war.
    »Das sind sie wirklich! Jedenfalls, solange sie kein Feuer sehen.« Garnald wandte sich Skip zu. »Was hast du dir nur dabei
     gedacht, Junge? Hab ich dich nicht ausdrücklich davor gewarnt, ein Feuer zu entzünden?«
    Skip schnitt eine Grimasse. »Es   ... es war ein Missgeschick«, murmelte er, wohl wissend, dass diese Sache wirklich schwer zu erklären sein würde. Aber glücklicherweise
     erwartete Garnald gar keine Erklärung.
    »Wenn du dir künftig Ärger ersparen willst, dann tust du, was ich dir sage!«, brummte er.
    |255| Skip nickte. Obgleich er nicht zu sagen vermochte, wie das Feuer zustande gekommen war, gab er doch sich die Schuld daran.
     Er hatte die trockenen Zweige gesammelt.
Nicht gut, gar nicht gut
, dachte er. Den Rest mochte etwas in jener Höhle Lauerndes erledigt haben; etwas, das imstande war, das Ganze in Brand zu
     setzen. Vielleicht – er wusste nicht
was
; aber eines stand fest: ein Reisighaufen konnte nicht einfach von selbst in Flammen aufgehen. Oder?
    Eines Tages,
beschloss er,
eines Tages muss ich mit Garnald über diese Sache reden.
Vielleicht war es ja ein Streich gewesen, den Ayalla ihnen zum Abschied

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