Das Erwachen
»Ich hatte gedacht, ihr wollt euch vielleicht auch Morwennas Geschäft ansehen.«
»Das finden wir schon«, meinte Jade. »Eddie kann uns dabei helfen.«
»Okay«, sagte Finn. »Ich will jetzt eigentlich nicht einfach davonrennen, aber …«
»Sie wollen zu Ihrer Frau, das ist doch klar«, beschwichtigte Lucian.
Finn wandte sich Eddie zu. »Hey, vielen Dank.«
»Ich amüsiere mich hier prächtig«, erklärte Eddie, kopfschüttelnd vor Freude und mit einem Blick auf Lucian. »Der Typ kann Altnorwegisch lesen! Vielen Dank, dass Sie uns bekannt gemacht haben.«
»War mir eine Freude«, meinte Finn grinsend. »Okay, dann bis später. Oh, noch etwas – Eddies Zwillingsbruder ist Polizist.«
»Vielleicht können wir später auch mit ihm reden«, sagte Jade.
»Er ist ein guter Typ. Aber an Dämonen glaubt er auch nicht«, versicherte ihr Eddie.
»Also dann, vielen Dank noch mal, euch allen«, sagte Finn und wandte sich zum Gehen.
»Finn.« Lucian rief ihn zurück.
Finn drehte sich um.
»Denken Sie daran, heute ist der letzte Tag vor Halloween.«
»Ich weiß.«
»Und um Mitternacht ist dann Allerheiligen«, fügte Jade hinzu.
»Mitternacht kann keine große Rolle spielen«, erklärte Finn ihr.
»Megan und ich spielen morgen Nacht. Wir kommen erst nach eins von der Bühne herunter.«
»Ihr seid definitiv im Hotel gebucht?«, fragte Jade fast etwas überrascht, so als würde diese Tatsache nicht zu den anderen passen.
»Ja, definitiv. Für die Wiccas aus der Gegend hier ist das die wichtigste Zeit des hohen Festtags oder was auch immer. Aber für die Welt des Entertainments heißt das natürlich arbeiten im Hochbetrieb.«
Jade nickte gedankenvoll.
»Bis später«, sagte Finn noch einmal und ging.
Aus irgendeinem Grund begleitete ihn Jades sorgenvoller Blick. Es musste also gut sein, dass sie arbeiteten. Solange sie sich in einem vollen Tanzsaal aufhielten, zusammen, in einer Menge von mehreren hundert Menschen, waren sie auf alle Fälle sicher.
Die Frage war natürlich, sicher wovor?
Vor Träumen.
Nein. Vor Menschen. Vor verrückten, kranken Menschen, die glaubten, andere opfern und Dämonen zurückbringen zu können.
Er beschleunigte seine Schritte. Der Drang, Megan nahe zu sein, sie zu beschützen …
Für sie zu sterben, wenn es sein musste!
… war stärker als je zuvor.
Morwenna rief Sara in den hinteren Teil des Ladens.
»Was gibt es?«
Sie zögerte. »Ich möchte, dass du mich morgen Nacht vertrittst.«
»Was?«
»Ich habe einiges zu tun … ich mache mir Sorgen. Darüber, wie das alles läuft. Mit Megan.«
Sara schüttelte energisch den Kopf. »Morwenna! Ich könnte niemals … ich kann doch nicht – ich bin einfach nicht du! Du bist bekannt, du wirst respektiert … Morwenna, du musst morgen Nacht vorne stehen, das erwarten alle, es kommen Leute aus dem ganzen Land! Du musst einfach da sein.«
»Es sind morgen auch andere Leute da, die bekannt sind; die oberste Hexe von Salem hält ein Morgenritual ab. Ja, die Leute wissen Bescheid über unseren Gottesdienst an Mitternacht, aber … es wird nicht gleich das Ende der Wiccas in Salem sein, wenn ich nicht da bin. Aber Sara, du bist wirklich eine besondere Frau. Du könntest mich prima vertreten. Du bist jung, aber du hast ein hervorragendes Auftreten, du bist sehr belesen, du kennst so viele der wirklich schönen Passagen … du könntest mich wirklich gut vertreten.«
»Morwenna, du bist die wichtige Person, die den wichtigen Gottesdienst abhält!«
Sie schüttelte den Kopf.
»Manches«, entgegnete sie leise, »ist einfach wichtiger als anderes.«
»Aber nichts ist wichtiger als morgen Nacht.«
»Oh doch.«
»Morwenna«, sagte Sara mit fester Überzeugung. »Ich kann das nicht. Und ich meine, was ich sage. Ich kann es nicht!«
Morwenna seufzte. »Sara …«
»Morwenna, du musst dir jemand anderen suchen. Du musst!«
»Sara …«
»Das ist mein Ernst, Morwenna. Morgen Nacht … nun, es ist für mich auch eine neue Erfahrung. Ich bin neu – ich bin jung. Zu neu und zu jung. Und morgen Nacht, was mich anbelangt … gibt es einfach keine Garantie. Ich meine das absolut ernst, tut mir leid. Wenn du mich feuern willst, bitte. Aber ich kann dich morgen Nacht nicht vertreten.«
»Du bist natürlich ein anderer Zirkel, aber du arbeitest für mich …«
»Morwenna, wie gesagt, du wirst mich rausschmeißen müssen. Ich kann das nicht, und damit basta.«
Morwenna schüttelte entmutigt den Kopf. »Ich feuere dich nicht. Aber du
Weitere Kostenlose Bücher