Das Erwachen
musst mir helfen. Es hat sich etwas verändert. Ich muss … ich muss bei Megan sein.«
Sara setzte sich Morwenna gegenüber. Morwenna hatte die Tarotkarten befragt.
Vor ihr lag der Tod.
»Es tut mir wirklich leid; ich habe meine eigenen Verpflichtungen«, sagte Sara. »Aber … ich helfe dir beim Überlegen. Wir werden das schon irgendwie schaukeln.«
Megan wusste nicht, was sie verleitet hatte, Mike alles zu erzählen. Nein, natürlich hatte sie ihm nicht alles erzählt, aber so viel, dass sie wirklich ins Reden gekommen waren. Mike wusste eine Menge über alte, überlieferte Geschichten und war auch historisch beschlagen, und er lachte Megan überhaupt nicht aus, sondern sagte ihr, er glaube, die Geschichte, dass Cabal Thorne nach Salem gekommen sei, um den Dämon Bac-Dal wieder zum Leben zu erwecken, beruhe sicherlich auf einer Art Wahrheit. Er sagte, er halte es für beinahe kriminell, dass Andy sie auf den unheiligen Friedhof mitgenommen habe, um ihr zu sagen, dass sie von einem Dämonen bedroht werde.
Er glaubte jedoch nicht an Dämonen und stimmte ihr zu, dass ihre Träume etwas mit den Eindrücken zu tun haben mussten, die sie tagsüber in sich aufnahm.
»Der alte Andy Markham! Er hat also tatsächlich gesagt, ›Bac-Dal will dich‹?«
»Genau das hat er gesagt, ja.«
»Dieser alte Trottel!«
Ihre Hand lag auf dem Tisch. Er bedeckte sie mit der seinen und sagte sehr ernst: »Megan, glaub mir, es gibt keine Dämonen.«
»Aber es gibt böse Menschen.«
»Sicher. Also, ich denke, der alte Andy ist vielleicht ein wenig durchgeknallt; aber glaubst du deshalb gleich, er ist ein schlechter Mensch? Weißt du, du kannst hier in Salem Geistertouren mitmachen und alle möglichen Schauergeschichten hören. Sie zeigen jede Menge Bilder und erzählen dir, Regenflecken seien Ektoplasma, Substanz, die aus dem Körper eines Mediums austritt, und solches Zeug. Im wirklichen Leben finden haufenweise solche Geschichten statt. Aber das macht die, die daran beteiligt sind, nicht zu schlechten Menschen. Nimm den alten Andy als Beispiel – er hat seine Geschichten sein Leben lang erzählt. Weißt du, Salem war nicht immer ein Ort, in dem der Tourismus alles bestimmte. Das ist erst seit … wie viel, na ja, zwanzig oder dreißig Jahren so, dass jeder mit der Geschichte irgendwie Geld verdient.
Aber Andy … der war schon immer ein Geschichtenerzähler, das sagen die alten Leute. Früher war er einmal Lehrer, und er liebte es, Lagerfeuergeschichten und so weiterzuerzählen. Irgendwann fing er dann an, selbst an seine Masche zu glauben. Das ist alles.«
Megan lächelte. »Ich habe nie gedacht, dass Andy gefährlich ist. Nur ein wenig unheimlich.«
»Was diese Geschichten mit dem Verstand anstellen, das ist unheimlich«, meinte Mike. »Lass nicht zu, dass sie dir zu sehr unter die Haut gehen.«
Seine Hand lag noch immer auf der ihren. Sie hatten beide den Kopf gesenkt.
»Hast du einen Kaffee für mich bestellt?«
Megans Kopf schnellte hoch, als sie die Stimme ihres Mannes hörte, und unwillkürlich zog sie ihre Hand zurück. Sie wusste absolut nicht, wieso sie sich schuldig fühlte, als sie aufblickte.
»Finn. Da bist du ja. Ja, ich habe den Kaffee bestellt – die Kellnerin sagte, sie bringt ihn, sobald sie dich sieht, damit er nicht kalt wird.«
Sie meinte, sein Lächeln wirke etwas gezwungen, doch er gab sich ganz locker.
»Danke. Hallo, Mike.«
«Hey, Finn, schön, dich zu sehen.«
Mike streckte ihm die Hand entgegen, Finn akzeptierte sie und setzte sich ans Ende des Tisches.
»Wo sind deine Freunde?«, fragte sie.
»Die lesen«, antwortete er lächelnd und wandte den Blick Mike zu. Sie merkte, dass er vor Mike Smith nicht zu viel erzählen wollte, und ließ das Thema fallen, obwohl sie vor Neugier fast umkam und sich noch immer ein wenig ausgeschlossen fühlte.
»Ich habe ein paar Freunde aus New Orleans auf Besuch hier«, erklärte er Mike. »Eine Frau, die Reiseführer schreibt und andere Sachbücher. Aber die beiden wollten jetzt nicht mitkommen, sie erforschen gerade Salem. Wie war das Essen?«
»Gut«, antwortete Mike. »Das Restaurant scheint sich halten zu können. Manche schaffen es eben, andere nicht.«
»Wie überall auf dieser Welt«, meinte Finn leutselig.
Die Kellnerin brachte seinen Kaffee. Finn bedankte sich und setzte die Tasse an die Lippen, doch dann hielt er inne und schaute auf die Straße hinaus.
»Was ist?«
»Das glaube ich nicht.«
»Was denn?«
Auch Mike starrte ihn
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