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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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sogar Anfang des zwanzigsten. Er wusste nicht recht, warum, aber als er sich der Kirche näherte, befiel ihn ein seltsames, brennendes Gefühl.
    »Ich komme mit, ja«, antwortete er, selbst von seinem gereizten Ton überrascht.
    Megan runzelte die Stirn, ging aber dann weiter. Am Portal zögerte sie noch einmal, als habe sie Angst, es könnte abgeschlossen sein, doch die Tür ließ sich öffnen, und sie trat ein.
    Finn, der sich noch immer etwas gehemmt und wie unter Strom fühlte, stand an der Tür. Es war eine Kirche; doch er hatte das beunruhigende Gefühl, dass er nicht eintreten solle, dass er dazu kein Recht habe.
    Nein.
    Dass er nicht eintreten könne.
    Megan ging voraus. Ein unheimlicher Schauder lief ihm über den Rücken. Er drehte sich um. Der Mann, der ihm schon vor dem Café aufgefallen war, stand auf der Straße und unterhielt sich offenbar mit einer Gruppe maskierter Kinder.
    Finn biss die Zähne zusammen und schritt in die Kirche hinein.
    Megan blieb an dem Becken beim Eingang stehen und bekreuzigte sich die Stirn mit Weihwasser. Finn trat neben sie. »Mach das auch«, sagte sie. – »Was denn?«
    Sie seufzte ungeduldig, tauchte den Zeigefinger in das Wasser und machte rasch das Kreuzzeichen auf seiner Stirn.
    Er wankte rückwärts, wie betäubt von dem heftigen Schmerz, der ihm den Schädel zu sprengen drohte. Megan bemerkte es jedoch nicht; sie schritt bereits das Kirchenschiff entlang auf die vordersten Bankreihen zu. Finn taumelte vorwärts und bekam gerade noch die Lehne der nächsten Bank zu fassen. Ihm wurde schwarz vor den Augen. Er konnte sich nur Reihe für Reihe nach vorne hangeln, um zu Megan zu kommen.
    Endlich war er an der Bank direkt hinter ihr. Er fiel fast auf die Sitzfläche und dann auf die Knie, und seinen Kopf hielt er nicht gesenkt, weil er beten wollte, sondern weil er ihn kaum mehr hochhalten konnte.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«
    Verblüfft blickte Finn auf. Er hatte den Geistlichen nicht kommen gehört. Der Mann war wohl um die vierzig, eine gepflegte Erscheinung in makelloser Priesterkleidung und mit besorgter Miene.
    »Halloween«, sagte der Priester etwas gequält. »Alles spielt verrückt da draußen. Hm. So schaffen wir uns unsere Dämonen, was?«
    »Ja.«
    »Heute Abend und morgen und übermorgen Abend ist hier Gottesdienst – Allerheiligen, Sie wissen schon.«
    Megan drehte sich um. »Father, könnten Sie uns beide segnen?«
    »Nein«, hörte sich Finn murmeln.
    Der Priester musterte ihn mit einem seltsamen Blick. Fast so, als wünsche er, weglaufen zu können, dürfe sich das aber nicht erlauben.
    »Father?«, fragte Megan.
    »Sind Sie katholisch?«, fragte er zurück.
    »Ja.«
    »Und Sie?«, wandte er sich an Finn.
    Der Schmerz drückte erneut entsetzlich auf seine Schläfen. Ich bin, was immer sie will!, wollte er sagen. Katholisch? Bin ich irgendetwas? Habe ich je an etwas wirklich geglaubt?
    »Bitte, Father«, sagte Megan.
    Er starrte immer noch Finn an; endlich wandte er sich Megan zu. »Das Beste wäre, wenn Sie heute Abend zur Messe kämen.«
    »Wir können nicht. Wir müssen arbeiten.«
    »Ah. Dann morgen.«
    »Bitte. Vor morgen.« – »Dann tretet bitte vor den Altar.«
    Sie knieten beide vor ihm nieder. Er legte ihnen die Hände auf und sprach die Segensworte.
    Finn neigte das Haupt, biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen den wahnsinnigen Schmerz in seinem Kopf an.
    Als der Priester zu Ende gesprochen hatte, zog er rasch seine Hand zurück und schien sie zu halten, als hätte er sie verbrannt. »Geh mit Gott, mein Kind«, sagte er zu Megan.
    Finn, der nur mehr an die kühle Luft nach draußen wollte, eilte bereits den Mittelgang entlang. Er bekam gerade noch mit, dass der Priester zu Megan sagte: »Ich bin Father Mario Brindisi. Bitte, wenn Sie können, kommen Sie morgen zur Messe. Und … wenn Sie mich brauchen, rufen Sie mich an.«
    Finn torkelte auf die Straße hinaus.
    Sobald er das Gotteshaus verlassen hatte, ließ der Kopfschmerz nach. Megan trat zu ihm. »Was war denn mit dir los da drinnen? Du warst so unhöflich!«
    »Kopf … Kopfschmerzen«, stöhnte er.
    »Dann kaufen wir eben Aspirin!«, konterte sie verärgert. Er hielt sich an dem Geländer fest, das von den Stufen zur Straße führte, und hielt inne. »Nein … nein, es geht schon wieder. Wir müssen weiter, wenn wir heute Abend rechtzeitig da sein wollen.«
    Megan starrte ihn fassungslos an. Er zwang sich zu einem Lächeln, ergriff ihre Hand und eilte mit ihr die Stufen hinab. Der

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