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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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überwältigende Schmerz war vorbei, doch …
    Er spürte noch immer ein Brennen. In der Form eines Kreuzes, direkt auf seiner Stirn. Sag es ihr, sag es Megan!, dachte er.
    Nein, er konnte es nicht dulden, dass sie vor ihm weglief. Nicht jetzt. Nicht, wenn er überzeugt war, dass sie in großer Gefahr schwebte.
    Wieder zwang er sich zu lächeln und umschloss ihre Finger fest mit seiner Hand. »Glücklicher?«, fragte er sie.
    »Ja«, antwortete sie nur.
    Nun lächelte auch sie, hielt mit seinem Tempo Schritt, und sie beeilten sich, zum Wagen zurückzukommen.
    Finn blickte um sich, denn er war sicher, dass sie nach wie vor verfolgt wurden. Er sah den Fremden jedoch nicht, der ihn beobachtet hatte.
    Trotzdem war er überzeugt, dass der Mann noch in der Nähe war.
    Lucian verbrachte den späten Nachmittag damit, wie ein gewöhnlicher Tourist durch die Straßen von Salem zu bummeln. Schließlich hatte er noch etwas Zeit, und so suchte er das neueste Museum auf.
    Er betrachtete das Gebäude lange von außen, ehe er hineinging. Die Frau, die die Karten verkaufte, hatte dunkles Haar. Er bemerkte, dass sie in den Ohren und im Gesicht viele Piercings hatte, wenngleich sie im Moment keinen Schmuck trug.
    Gayle Sawyer.
    Als er an den Schalter trat, öffnete sie den Mund und wollte etwas sagen, doch dann blickte sie ihn nur stumm an. Er lächelte.
    »Eine Karte, bitte.«
    Sie nickte.
    Bevor er das Museum betrat, sah er ihr lange in die Augen.
    Bei seinem Rundgang durch die Räumlichkeiten kam er zu einem Ölgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert. Es trug den Titel Die Unterschrift unter das Buch des Teufels.
    Das Bild zeigte drei spärlich mit hauchdünnen Stoffstreifen bekleidete Frauen, die im Wald um ein Feuer herumtanzten, umgeben von Kreaturen mit Hörnern und Schwänzen. Im Hintergrund stand ein Kobold oder Satyr mit einer Schreibfeder und einem aufgeschlagenen Buch in den Händen. Eine Tafel neben dem Gemälde berichtete von dem Glauben, dass Hexen Bünde mit dem Teufel schlossen und er oder seine Günstlinge einen solchen Handel mit geschlechtlichem Verkehr besiegelten, häufig bei Mitternacht im Wald.
    Lucian ging weiter. Die Ausstellung war gut konzipiert. Die Fakten wurden hervorragend präsentiert; der Besucher konnte sich zeitlich zurückversetzen und die Denkart der damaligen Zeit so etwas begreifen. Auf einer anderen Tafel wurden Fälle erklärt, in denen – obwohl womöglich gar kein Teufel angerufen und keine Seele verkauft worden war – der oder die Festgenommene nach den damaligen Gesetzen schuldig gesprochen wurde. Hexerei gleich welcher Form war ein Kapitalverbrechen gewesen, und deshalb galten Handlungen wie Nadeln in eine Puppe zu stechen, Kräuter zu verbrennen und dabei zu fluchen oder ähnliches Tun als Gesetzesbrüche.
    Er ging weiter. Es wurden Szenen von Massenverbrennungen in Europa gezeigt, und ein riesiges plastisches Schaubild schilderte die Ereignisse, die sich vordem in Salem zugetragen hatten.
    Während er dastand und die Exponate studierte, hörte er einem Mann zu, der einer Gruppe Touristen die möglichen Ursachen der Hexenhysterie erklärte. Er trug Jeans, dazu Dockers und ein gut sitzendes Baumwollhemd mit Krawatte. Sein Namensschild wies ihn als Mike Smith, den Kurator, aus.
    Lucian gesellte sich zu der Menge. Mike Smith sprach weiter, und bald fiel sein Blick auf Lucian. Er wandte sich rasch wieder ab, doch seine Augen wanderten wieder und wieder zu Lucian.
    Immer wieder.
    Einmal verlor er den Faden, sodass eines der Kinder aus der Gruppe ihm auf die Sprünge helfen musste.
    Er war dennoch ein exzellenter Historiker, und sein Vortrag verdiente den Applaus, den er am Ende bekam. Ein paar Leute sprachen ihn an und stellten Fragen zu Einzelheiten.
    Lucian wartete geduldig.
    Schließlich standen sie allein im Raum. Mike Smith schüttelte den Kopf und lächelte schief. »Kenne ich Sie nicht von irgendwoher?«
    »Nein«, sagte Lucian, trat vor und bot ihm seine Hand, die Smith geistesabwesend akzeptierte. »Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Mein Name ist Lucian DeVeau. Vielen Dank für Ihren hervorragenden Vortrag über die Hexengeschichte.«
    »Keine Ursache. Freut mich, wenn es Ihnen gefallen hat.« Mike runzelte noch immer die Stirn, als glaubte er, Lucian eigentlich kennen zu müssen.
    »Aber soweit ich weiß, haben wir gemeinsame Freunde«, sagte Lucian.
    »Ah ja?«
    »Finn und Megan Douglas. Ich bin aus New Orleans.«
    »Kein Südstaatenakzent«, kommentierte

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