Das Erwachen
können, andere aber nicht. Aber im Moment ist die Lage ziemlich ernst. Ich kenne dich nicht, und du erwartest von mir, dass ich dir vertraue. Ich weiß nicht, was meinem Mann zugestoßen ist – und wegen dir und Mike bin ich nun so weit von dem brennenden Hotel weg, dass ich Finn womöglich nie mehr finde. Und Finn …«
Sie stockte, plötzlich schnürte es ihr die Kehle zu, sie konnte nicht weitersprechen. Was konnte schlimmer sein, als dass jemand sie tot sehen wollte?
Wenn Finn, besessen von einer äußeren Macht, sie tot sehen wollte!
»Lucian ist bei Finn; ich bin mir sicher«, sagte Brent und klang dabei, als müsse er sich um übergroße Geduld bemühen. »Bitte, hör auf mich, denn ich kann dich nicht gehen lassen, und ich möchte dir nicht wehtun.«
»Na schön. Dann musst du mir aber wenigstens erzählen, was im Wald passiert ist und wieso es keine Rolle spielen soll, wer dieser Angreifer war. Gehört er denn nicht zu ihnen?«
»Nein. Sehr wahrscheinlich nicht. Alles, was momentan geschieht, ist noch nicht wirklich gefährlich; die Leute, die dich heute provozieren, sind lediglich empfänglich für die Suggestionen der wirklichen Drahtzieher. Die aber, die wirklich Mächtigen, treten erst dann in Erscheinung, wenn die Zeit dafür gekommen ist.«
»Toll. Offenbar hast du einen Hund, und der hat den Mann für dich ausgeschaltet. Aber woher kam der Hund, und wo ist er jetzt?«
Sie war zu Tode verängstigt, aber entschlossen, sich absolut sachlich zu geben.
»Machen wir für den Moment mal ein bisschen langsam, okay? Der Mann im Wald lebt, aber er ist betäubt, und er gehört nicht zu den Drahtziehern der Satanisten, glaube ich. Ich habe ihn heute schon einmal gesehen, als er Post zustellte; also war er sehr wahrscheinlich heute Abend nur aus, um zu feiern. Heute Nacht sollte dafür gesorgt werden, dass du und dein Mann morgen um Mitternacht nicht von Hunderten Leuten umgeben sein würdet. Und wahrscheinlich auch dafür, den Verdacht auf euch zu lenken und die Schlinge um Finns Hals noch ein wenig fester zu ziehen und ihn auch noch als Brandstifter hinzustellen. Ich glaube, du solltest in den Gewahrsam der Satanisten gelangen; Finn sollte wohl wütend zur Polizei gehen, vielleicht aber auch selbst verhaftet werden, trotz deines Verschwindens – schließlich wissen viele Leute in der Stadt, dass ihr Streit hattet; deine eigenen Verwandten glauben, dass du Angst vor ihm hast.
Bitte hör mir genau zu – und ich flehe dich an, glaube mir.
Es ist eine ganze Gruppe von uns hier. Wir gehören zur sogenannten Allianz, und wir … wir versuchen, das Morden und die Vernichtung in dieser Welt etwas einzudämmen, das von Leuten verursacht wird wie denen, die Bac-Dal wieder in die Welt zurückbringen wollen.«
Megan starrte ihn voll blanken Entsetzens an.
»Ich schwöre dir, ich sage die Wahrheit.«
Sie rang um Worte. Es war nicht schwer zu glauben, dass es böse Menschen gab, die für ein diabolisches Ritual morden würden.
Schwieriger war es schon zu glauben, dass ein Dämon wirklich existierte und zurückgebracht werden konnte. Und doch …
Da waren die Träume.
Er reichte ihr eine Hand. Sie ergriff sie langsam, sah ihn unverwandt an und stand auf. »Wo ist dein Hund?«, fragte sie noch einmal.
»Der Hund?«
»Verkauf mich nicht für dumm! Ich habe einen riesigen Hund gesehen, er hat den Mann mit dem Fleischermesser angefallen!«
»Tatsächlich hast du nur geglaubt, einen Hund zu sehen«, sagte er.
»Ich weiß es, ich habe einen Hund gesehen!«
»Du hast einen Wolf gesehen.«
»Einen Wolf? Und wo ist der jetzt?«
»Beschäftigt. Aber falls du einmal mit irgendjemand reden solltest, der nicht unserem unmittelbaren Kreis angehört, dann sprich nicht von dem Wolf. Er wird dir nie etwas tun; er ist ausschließlich zu deinem Schutz da. Bitte – die Hütte, die wir gemietet haben, ist gleich da vorne.«
Sie war sich nicht sicher, was sie tun sollte. Mit ihm an einen entlegenen Ort gehen und sich damit womöglich direkt in die Hände des Bösen begeben?
Sie fröstelte. Warum denn nicht. Er hätte sie ja ebenso gleich hier und jetzt töten können.
Aber das gehörte nicht zum Plan, richtig? Sie sollte ja erst morgen Nacht sterben, Schlag zwölf Uhr.
»Bitte.«
Sie nickte, denn etwas anderes konnte sie ohnehin nicht tun. Er würde sie zwingen, mit ihr zu gehen, gleichgültig, wie höflich er dabei sein würde.
»Dein Mann kommt auch hierher«, sagte er.
»Wenn Finn nicht hier ist, gehe ich«,
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