Das Erwachen
an seiner Seite.
»Sehr erfreut«, sagte sie höflich.
Finn spürte Megans volles Gewicht. Anscheinend war sie kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Sie hörte all das gerade wohl zum ersten Mal.
Doch sie fiel nicht in Ohnmacht. Sie richtete sich wieder zu voller Größe auf.
»Vampire«, sagte sie und fixierte Brent Malone. »Und ein Werwolf. Darum also der Hund, den ich zu sehen glaubte, na klar. Und wir haben beinahe Vollmond.«
»Ich brauche keinen Vollmond«, brummte Brent.
»Und ihr alle!« Ihr Blick schweifte durch den Raum. »Könntet ihr das bitte ein wenig genauer erklären? Ihr glaubt einfach, ihr seid Vampire – wie bei diesen Kulten, die glauben, dass Blut trinken einen stärker macht. Oder seid ihr wirklich Vampire? Und wenn ja – sollten wir dann nicht schneller vor euch davonlaufen als vor jedem Dämon in der Hölle?«
Lucian trat vor sie. »Offenbar wollen wir euch ja nichts antun. Wenn wir das wollten, dann wärt ihr, wie Ragnor bereits sagte, schon längst tot. Wir müssen keine Rituale ausüben, wir brauchen keinen Vollmond, kein bestimmtes Datum oder irgendwelche anderen dieser kleinen Geschichten, die sich hier abspielen.«
»Aber«, wandte Megan verwirrt ein, »wie existiert ihr denn dann?«
»Eben nicht auf Kosten der Menschen«, antwortete Ragnor ungeduldig und stand auf. »Auch wenn wir das könnten. Dazu nur so viel – keiner von uns ist Vegetarier.«
»Wir vergeuden unsere Zeit!«, sagte Tara nervös. »Wenn wir dieser Sache in weniger als vierundzwanzig Stunden auf den Grund kommen wollen, dann müssen wir jetzt wirklich anfangen.«
Finn schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Wenn so viele von euch in dieser Allianz sind und ihr alle so große Kräfte habt, warum gehen wir dann nicht einfach los und machen diese Satanisten fertig?«
»Gute Idee«, meinte Sean Canady. »Bloß – wissen Sie genau, wer sie sind? Und selbst wenn wir uns die rangniedrigen Mitglieder der Gruppe vorknöpfen könnten, hätte der, der den Kontakt zu Bac-Dal unterhält, der Hohepriester oder die Hohepriesterin, mit Sicherheit die Macht, nötigenfalls wieder neue Mitglieder zu rekrutieren.«
»Wissen Sie«, erklärte Jade, während sie näher trat und sich bei Lucian einhängte, »der Kontakt ist bereits hergestellt. Wer immer die Person also ist, er oder sie verfügt bereits über eine gewisse Macht.«
»Gegen die ich nicht wirklich ankämpfen kann«, sagte Lucian.
»Ich bin durcheinander«, gestand Megan. »Sehr, sehr durcheinander.«
»Es geht nicht einfach nur um die Frage, wer der Stärkere ist«, fuhr Lucian fort. »Es sind Kräfte freigesetzt worden, und zwar durch Rituale. Und wir werden auf dieselbe Art und Weise dagegen ankämpfen müssen.«
»Versteht ihr das? Alles, was sich heute ereignet hat, war inszeniert – aber die Stars selbst waren nicht dabei. Bac-Dal hat seinem Diener gewisse Kräfte verliehen – zum Beispiel die, das Denken oder das Bewusstsein zu manipulieren.«
»Was wir heute Nacht tun müssen, ist lesen«, erklärte Maggie und stand von ihrem Platz am Kamin auf. »Sean hat sich in die Polizeiakten im Internet eingeklickt und sucht nach früheren Delikten von Bürgern dieser Gegend, aber wir glauben nicht, dass wir etwas finden werden. Höchstens Informationen über diesen Mord neulich in Boston, von dem wir glauben, dass er mit dem zu tun hat, was sich nun hier abspielt.«
Finn fühlte sich sofort wieder in die Defensive gedrängt. »Ich habe dieses Mädchen in Boston nicht umgebracht!«
»Wahrscheinlich nicht«, stimmte Sean ihm zu.
»Aber«, gab Lucian zu bedenken, »du warst in Boston. Und du hast diese Kraft gespürt, die dich zwang, dort haltzumachen. Und du bist am Morgen aufgewacht und hattest mehrere Stunden Zeit verloren.«
Finn schüttelte vehement den Kopf. »Das spielt keine Rolle. Ich glaube nicht, dass diese Denkmanipulation jemanden dazu bringen kann, etwas derart Schreckliches zu tun. Ich bin doch kein Mörder!«
»Jemand hat sie ermordet«, erklärte Lucian stoisch.
»Aber nicht ich!«, beharrte Finn wutentbrannt.
»Das behauptet Lucian ja auch gar nicht«, versuchte Jade, ihn zu beruhigen. »Er sagt lediglich, dass Sie dort sein sollten, als sie ermordet wurde. Weil andere dadurch Sie verdächtigen würden.« Sie seufzte hörbar.
Jordan Riley, eine zierliche Frau, die jedoch eine unglaubliche Würde ausstrahlte, sobald sie aufstand, ergriff mit großer Gelassenheit das Wort. »Der Kaffee ist fertig.«
»Kaffee. Ich glaube, ein Kaffee
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