Das Erwachen
seltsamen Augen hatte.
»Ich habe einen Freund, der sich darum gekümmert hat, dass sie nicht entführt wird«, erklärte Lucian.
»Na toll. Du hast einen Freund. Und der kann auch Leute im Wald herumschmeißen, als wären sie Kieselsteine?«
»Sie ist bei ihm sicher.«
»In einer Holzhütte im Wald?«
»Offensichtlich, ja – sie haben versucht, sie heute Abend zu entführen. Und deshalb hat offensichtlich mein Freund sich darum gekümmert, sie zu entführen, bevor sie das tun konnten – und er hat sich die Hütte im Wald angesehen, um zu garantieren, dass sie auch wirklich sicher ist.«
»Das ist doch alles nur Bockmist!«, donnerte Finn. Seine wachsende Besorgnis um Megan gab ihm genug Adrenalin und Kraft, sowohl gegen seine instinktive Angst um sich selbst als auch gegen das Gesagte anzukämpfen. »Verdammt noch mal, Lucian, wer bist du? Was zum Teufel geht hier vor sich? Das kann doch nur ein absolut wahnwitziges Mordkomplott sein! Dämonen, was für eine Scheiße! Was bist du denn?«
Lucian starrte ihn an, seine Stimmung war offenbar kurz vor dem Umkippen.
»Du willst die Wahrheit hören? Die absolute Wahrheit? Teufel, ja, es gibt Dämonen da draußen. Dämonen, böse Geister, Monster, was du willst!«
»Und woher willst du das wissen? Woher weißt du, dass das so ist?«
»Woher ich das weiß?«
Der Wagen kam ruckartig zum Stehen.
»Woher ich das weiß? Weil ich ein gottverdammter Vampir bin und mein Freund ein Werwolf. Jetzt weißt du es, in aller Kürze. Können wir dann wieder versuchen, zu deiner Frau zu kommen? Oder möchtest du, dass ich dir erst noch beweise, was ich dir eben gesagt habe?«
21
Bleib stehen. Um Gottes willen, bleib doch bitte stehen!«
Megan spürte den Wind in ihrem Rücken; er war wieder hinter ihr. Er konnte sich jeden Moment auf sie stürzen, sie verletzen, ihr etwas antun.
Weiterrennen? Rennen, bis sie nicht mehr konnte? Wäre das nicht die naheliegendste Reaktion, der Weg zum Sieg? Weiter und weiter kämpfen, bis … bis kein Kampf mehr möglich war.
Aber etwas in seinem Ton ließ sie innehalten. Der Mann hatte eben einen geisteskranken Mörder davon abgehalten, mit einer messerscharfen Klinge auf sie loszugehen. Oder doch nicht? Vielleicht war das ja alles inszeniert, und wie Mike gesagt hatte, sie sollten den Fremden nicht mehr trauen als irgendjemandem aus der Stadt.
Aber vielleicht war es, um eine Verletzung zu verhindern, ja doch vernünftiger; und dann auch noch dieser ehrliche Ton. Immerhin hatte der Mann Gottes Namen in den Mund genommen. Hätte der wahre Feind das getan? Vielleicht ja, um sie zu täuschen.
Ein kalter Hauch schien über ihren Nacken zu streichen. Erwischt hatte er sie so oder so. – Sie blieb reglos stehen. Zu ihrem Erstaunen rammte der Mann sie; sie stolperten beide und fielen dann der Länge nach hin.
Er richtete sich rasch wieder auf, sah auf sie herab und redete schnell, anstatt Gewalt anzuwenden. »Mein Name ist Brent Malone. Ich bin ein Freund von Lucian und Jade. Es sind noch andere bei uns, und wir glauben, dass du in großer Gefahr bist, weit größer, als du dir überhaupt vorstellen kannst.«
»Ich stelle mir vor, dass jemand mich tot sehen möchte, was könnte noch schlimmer sein?«, fragte sie außer Atem.
»Es gibt Schlimmeres, glaube mir.«
»Wer war dieser andere Mann eben?«, fragte sie weiter und fügte entschlossen hinzu: »Ist er tot?«
Brent Malone schüttelte den Kopf. Er sah selbst aus wie ein Rockmusiker, mit ziemlich langen, rabenschwarzen Haaren. Aber andererseits war er groß, drahtig, kräftig gebaut, wie ein Arbeiter oder Leichtgewichtsboxer. Auf jeden Fall ganz schön beeindruckend.
»Er ist nicht tot.«
»Wer war das?«
»Das spielt keine Rolle.«
»Was soll das heißen, das spielt keine Rolle? Er hat versucht, mich umzubringen!«
»Ich glaube nicht, dass er das vorhatte.«
»Er rennt mit einem Fleischermesser durch die Gegend, geradewegs auf mich zu, aber er sollte mich wohl nicht umbringen!«
»Nein, ich glaube nicht. Ich denke, er sollte dir Angst einjagen. So wie das Feuer dazu gedacht war, dich in ein Versteck zu jagen.«
»Weshalb?«
»Deshalb«, erwiderte er nur. »Wir glauben nicht, dass du vor morgen Nacht sterben sollst.«
Der Schauder, der sie überlief, überzeugte sie irgendwie davon, dass er die Wahrheit sagte. »Na gut, ich soll also erst morgen Nacht sterben. Und ich soll mich verstecken – natürlich an einem Ort, wo ›sie‹ – wer immer ›sie‹ sind – mich finden
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