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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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mittelalterliche Hemden mit weiten Ärmeln gut auf der Bühne.
    Darum ging es doch auch hier; Wiccas waren Showtalente, sie gaben sich so, um ihre Waren besser an den Mann zu bringen.
    »Danke, wir bleiben nicht lang«, erklärte er Jamie.
    »Ihr seid doch Verwandte, ihr könnt so lange bleiben, wie ihr wollt.«
    »Richtig, wir sind Verwandte, und deshalb sollten wir nicht den zahlenden Kunden im Weg rumstehen«, meinte Finn. In seinen Ohren klang das ganz natürlich, aufrichtig.
    Er meinte es auch wirklich so: Er wollte sobald wie möglich wieder aus dem Laden, ohne dass es unhöflich wirkte.
    Der Hauptraum war völlig überfüllt. Sobald sie drinnen waren, tauchte Megan in der Menge unter. Er sah sich um, so gut es ging, während er hin- und hergeschubst wurde von Kunden, die nach dem richtigen kleinen Halbedelstein suchten oder nach Kräutern, Ölen, Büchern und anderem Schnickschnack. Das Sortiment war wirklich großartig, sagte die Stimme der Vernunft in ihm. Morwenna und Joseph hatten Geschmack. Es gab ein paar richtig hübsche Stücke, Drachen, Feen, Zwerge aus Glas oder Zinn. Hervorragende Skulpturen und anderes Kunsthandwerk, auch schönen Schmuck, überwiegend aus Silber.
    »Finn!« rief Megan vom hinteren Teil des Ladens.
    Er wandte sich zu ihr. Sie probierte gerade einen schwarzen Umhang an, und sie sah toll darin aus. Finn hasste ihn.
    »Wie gefällt er dir?«
    »Sie ist unglaublich!«, rief jemand neben ihr. Joseph. Rabenschwarzes Haar, wie immer zum Pferdeschwanz gebunden. Er war ziemlich groß, schlank, sehnig. Finn war mit seinen Einsneunzig auch nicht gerade klein, doch Joseph überragte ihn noch um einiges. Es gefiel Finn nicht, wie der Kerl neben seiner Frau stand und sie bewunderte.
    Himmel noch mal, er wurde ja richtig paranoid! Der Typ war der Mann ihrer Cousine.
    Egal. Er war sonderbar. Wahrscheinlich hätte er nichts gegen einen flotten Dreier einzuwenden. Verflixt, warum auch nicht? Ein seltsamer, aber gut aussehender Bursche mit einer noch seltsameren, doch recht verlockenden Ehefrau. Und Megan, die wunderschöne, blonde Megan, ein ausgesprochener Gegensatz zu all dieser Schwärze, abgesehen von dem Umhang, den sie gerade trug …
    Mach dich jetzt nicht zum Vollidioten!, mahnte sich Finn, bevor er etwas erwiderte.
    »Megan sieht in allem toll aus«, erklärte er laut. Er entschuldigte sich bei der Frau neben ihm, die gerade über den Preis von ein Paar Ohrringen jammerte, und ging zu seiner Frau.
    »Finn!« Joseph schüttelte ihm die Hand. »Und – wie gefällt es dir in Salem?«
    »Sehr!«, schwindelte er.
    Morwenna kam hinter der Theke hervor und gesellte sich trotz der langen Schlange zu ihnen. Inzwischen war Jamie hereingekommen und löste sie an der Kasse ab. Sie blickte besorgt auf Finn und Megan.
    »Ich habe gehört, dass es in eurer Pension Aufruhr gegeben hat«, meinte sie. Obwohl sie Megan ansah, war sich Finn sicher, dass in ihrer Stimme ein Vorwurf mitschwang, der an ihn gerichtet war.
    »Mein Gott, wir sind hier wirklich in einem Dorf«, sagte Megan und seufzte. »Ich hatte einen Albtraum und bin schreiend aufgewacht.«
    »Seltsam«, meinte Joseph, und auch dieses eine Wort kam Finn wie ein Vorwurf vor.
    »Keine Schauergeschichten mehr vor dem Zubettgehen«, zwang Finn sich munter zu erklären. Er wollte es ihnen nicht übel nehmen, zumindest wollte er ihnen nicht zeigen, dass er gekränkt war.
    »Ich würde dir gern aus der Hand lesen«, meinte Morwenna zu Megan.
    »Aber ihr habt doch viel zu viel zu tun«, wandte Megan zu Finns Erleichterung ein.
    »Jamie hat die Kasse übernommen, Joseph kann im Laden aufpassen, und außerdem haben wir eine tüchtige neue Mitarbeiterin. Eigentlich ist sie gar nicht so neu, wir sind nämlich zusammen auf die Highschool gegangen. Sie heißt Sara. Sara kann Finn aus der Hand lesen, und ich lese aus deiner.«
    Megan lachte, zuckte die Schultern, sah auf Finn. »Du hast doch gemeint, dass du nichts dagegen hättest.«
    Er wollte widersprechen, aber andererseits hatte er ja wirklich gesagt, dass er sich heute aus der Hand lesen lassen würde und zu ihrer verschrobenen Verwandtschaft nett sein wollte, komme, was wolle.
    »Warum nicht.«
    »Ruf Sara«, bat Morwenna Joseph.
    Sara musste nicht gerufen werden. Finn wusste sofort, dass es Sara war, die gerade hinter einem dunklen Vorhang hervortrat, zusammen mit einer anderen jungen Frau, die Piercings in der Augenbraue, der Unterlippe und der Nase trug. Sie schien über das, was ihr die Handleserin

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