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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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euch.«
    »Sie kann uns nicht verfehlen, wir sitzen an einem Tisch zwischen der Bar und der Bühne.«
    »Also gut, dann komme ich gleich mit.«
    Finn stellte seine Gitarre ab und folgte Joseph. Plötzlich zog ihn etwas zurück, wie eine Riesenhand, die ihn an den Haaren packte. Er zuckte zusammen, versuchte, sich dem Griff zu entziehen; dann fluchte er leise, denn er stellte fest, dass ihn dasselbe doofe Dekoteil angegriffen hatte wie Megan.
    Joseph hatte wohl seinen überraschten Fluch gehört. Er drehte sich um. »Blödes Ding, den ganzen Abend lang verfangen sich die Leute in diesem Monster. Komm, ich helfe dir.«
    Finn wollte keine Hilfe von Joseph. Erneut stieg Ärger in ihm auf, unbegründeter Ärger, und er verspürte nicht die geringste Lust, liebenswürdig zu sein. »Schon gut, ich schaff das schon«, meinte er und versuchte, seine Wut zu zügeln. Doch in seiner Hast, sich zu befreien, riss er sich ein Büschel Haare aus.
    »Ach, du Ärmster«, gurrte Morwenna, als er am Tisch angelangt war. Sie stand halb auf und rieb ihm den Kopf. Das reizte ihn nur noch mehr, doch irgendwie schaffte er es, ruhig zu bleiben, auch wenn er sich dabei bestimmt die Hälfte seines Zahnschmelzes abknirschte.
    »Nicht weiter schlimm«, knurrte er.
    »Die Steaks sind hervorragend«, meinte Joseph.
    »Sind die Wiccas keine Vegetarier?«, fragte Finn.
    »Manche schon«, erwiderte Joseph schulterzuckend.
    »Na gut«, meinte Finn, entschlossen, sich auf Gedeih und Verderb, und auch wenn sich jedes alberne Dekoteil oder sonst etwas in seinen Weg stellen sollte, um gutes Einvernehmen zu bemühen. Megan war seine Frau, er liebte sie. Und davon würde ihn auch keine noch so wahnsinnige Hellseherin abbringen. »Steak klingt gut. Ich glaube, ich bestelle auch eines für Megan. Sie hat nichts gegen ein gutes Steak.«
    »Wir sehen zu, dass ihr euer Essen in der nächsten Pause bekommt«, versicherte ihm Morwenna.
    »Danke.« Er ließ seinen Blick auf der Suche nach Megan durch den Raum schweifen. Nebelmaschinen sorgten für konstanten Bodennebel.
    Zuerst sah er sie nirgends; dann, als ein Deckenventilator einen Moment lang für klare Sicht sorgte, entdeckte er sie umringt von Leuten in allen möglichen skurrilen Verkleidungen. Sie stand reglos da und hörte jemandem stirnrunzelnd zu.
    Finn versuchte festzustellen, wer sie in ein derart intensives Gespräch verwickelt hatte.
    »Das ist der gute alte Andy Markham«, teilte ihm Joseph mit.
    »Markham?« Er warf einen scharfen Blick auf Morwenna. »Ist das nicht der alte Knacker, der gestern Abend die Geistergeschichten erzählt hat?«
    »Andy ist harmlos. Vor langer, langer Zeit hat er sich mal nach Boston vorgewagt und in ein paar Shakespeare-Stücken mitgespielt. Du weißt schon, ein Schauspieler, der gut genug ist, um ein paar kleinere Rollen zu ergattern, aber nicht so gut, um wirklich davon leben zu können. Aber als Geschichtenerzähler ist er große Klasse«, erklärte Morwenna und beugte sich vertraulich zu ihm vor. »Du weißt ja wohl, dass ich persönlich nichts von all dem Hokuspokus halte, den man hier um Halloween herum veranstaltet. Selbst für Christen ist der Tag nach Halloween ein Feiertag. Aber in Salem gibt es alle möglichen schaurigen Wesen – die den Leuten sogar Haare ausreißen! – und Geschichten über die Welt der Geister und über das Böse, das sich durch alle Zeiten hindurch zu uns drängt, und ähnlichen Unsinn. Doch was will man machen – damit wird hier eine Menge Geld verdient.«
    Finn hatte gar nicht gemerkt, dass er aufgestanden war, bis er sah, dass Morwenna stirnrunzelnd zu ihm hochblickte. »Glaub mir, Finn, Andy ist harmlos.«
    »Sicher«, erwiderte er. Er hoffte, dass seine Stimme gleichmütig klang. »Es ist nur so, dass Megan beim letzten Mal, als sie ihm zuhörte, die schlimmsten Albträume bekam, die sie je hatte. Ich glaube, ich rette sie jetzt lieber.«
    »Albträume … na klar«, hörte er Morwenna murmeln, als er dem Tisch den Rücken zukehrte. Er knirschte wieder mit den Zähnen. Heftig.
    In ihrer Stimme lag etwas.
    Sie spielte ihm Verständnis vor.
    Aber ihre Worte ließen etwas ganz anderes in seinem Kopf anklingen.
    Gewalttätiger Ehemann.
    Er würde Megan wehtun.
    Er war schlecht für Megan. Das hatte Sara, die Handleserin, gesagt.
    Bevor er bei Megan ankam, blieb er stehen und bemühte sich noch einmal nach Kräften, seine Wut zu zügeln, die ihn zu übermannen drohte.
    Er würde es schaffen. Sie waren eine Woche in Salem. Er war

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