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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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wir werden da sein.«
    Martha drehte sich um und ging. Sie war eine kleine Frau, gepflegt und kompakt, und sie ging so, wie sie sprach, mit raschen, zielgerichteten Schritten.
    »Finn!«
    Er drehte sich um. Joseph stand neben ihm. Er hatte sich nicht verkleidet und trug dasselbe, was er vorher angehabt hatte – einen langen schwarzen Umhang über schwarzen Hosen und einem schwarzen Hemd. Grinsend beglückwünschte er Finn zu ihrem Auftritt. »Ihr zwei passt großartig zusammen, das muss man euch wirklich lassen. Morwenna hat immer behauptet, Megan sei eine kleine Nachtigall, und das stimmt auch. Aber so schön wie heute habe ich sie noch nie singen hören. Ihr verhelft euch gegenseitig zur Höchstform.«
    »Danke, vielen Dank«, erwiderte Finn. Hatte er sich in Joseph geirrt? Oder war er nur so gewillt, sich bauchpinseln zu lassen, dass er gar nicht merkte, wenn ein Hai ihn mit der Nase anstupste?
    »Wie ich gesehen habe, hast du Tante Martha getroffen.«
    »Ja – wundervoll, die alte Dame.«
    Joseph zuckte mit den Schultern. »Sie hat ihre Vorurteile, und damit hält sie nicht hinterm Berg, das kann ich dir sagen. Aber soll sie ruhig. Ich glaube, sie meint es gut. Mit mir und Morwenna kommt sie allerdings überhaupt nicht klar. Egal, wir lieben sie trotzdem.«
    »Na gut, dann bin ich ja gewarnt. Ich werde morgen mit ihr zu Mittag essen und mich so gut wie möglich benehmen. Megan liebt sie sehr.«
    »Ja, das stimmt. Hey, brauchst du Hilfe?«
    »Wie bitte? Nein, ich … ich komme schon klar. Ich wollte gerade eine Saite wechseln, als Martha kam. Wir machen ein paar Songs ohne Soundbox. Nur Gitarre und Vocals. Eine Saite war gerissen, aber jetzt passt alles.«
    »Wie lange macht ihr Pause?«
    »Zwanzig Minuten.«
    »Wollt ihr euch nicht zu uns gesellen? Eine Kleinigkeit essen?«
    »Dazu wird die Zeit nicht reichen, zehn Minuten sind bestimmt schon um. Aber trotzdem vielen Dank für die Einladung.«
    »Setz dich doch einfach zu uns und bestelle etwas für die zweite Pause.«
    Finn zögerte. Josephs Einladung klang vernünftig. Nach der Begegnung mit Martha hatte er sich anfangs bedeutend wohler gefühlt, aber jetzt spürte er wieder ein Unbehagen, das einfach nicht weichen wollte. Er wollte Megan von all diesen Leuten wegbringen.
    Wie albern! Die Leute waren großartig, und sie spielten großartig. Das Hotel war nicht einmal alt, es war ganz neu. Keine Geister. Nur Rippchen, Fritten, Steaks, Getränke, Tanzen, Lachen, Spaß. Sie verdienten eine Stange Geld. Genau so hatte er sich das doch immer vorgestellt. Der Collegestudent, der an der Kasse saß, Core Valey, in seinem schwarzen Umhang über einem weißen Hemd und einem Jackett – den Umhang trug er bestimmt nur zu Halloween – war vorhin kurz vorbeigekommen und hatte ihm gesagt, dass er schon mehrere Kartons ihrer CDs verkauft hatte. Kartons! Finn bedankte sich und sagte ihm, dass er sich auch eine CD aussuchen solle.
    Was wollte er denn noch?
    Er wollte sich verdrücken, und zwar auf Nimmerwiedersehen.
    »Finn, alles in Ordnung?«
    »Ja, Joseph, danke der Nachfrage, ich habe nur über deine Einladung nachgedacht. Ja, klar, ich glaube, das ist eine gute Idee. Sieh nur zu, dass man euch unser Essen nicht auf die Rechnung schreibt – unsere Verköstigung ist Teil der Gage.«
    »Keine Sorge. Morwenna versteht sich ausgezeichnet darauf, eine Rechnung zu überfliegen, als ob sie sich kaum vorstellen könne, dass die Bedienung einen Fehler gemacht hat. Aber glaub mir – in den zwei Sekunden liest sie die Rechnung mit einem Adlerblick.«
    »Nicht schlecht«, murmelte Finn. Er zögerte ein wenig, dann fragte er so beiläufig wie möglich: »Wer sitzt denn noch an eurem Tisch?«
    »Niemand, nur Morwenna und ich. Wir haben den anderen unseren Laden überlassen, sie schließen ab und räumen auf, nachdem heute eine richtige Horde hereingestürmt kam und alles betatscht hat. Ach, übrigens – wie geht es deiner Hand?«
    Seine Hand tat weh, höllisch weh. Aber Finn zuckte nur mit den Schultern. »Sie wird schon wieder.«
    »Kannst du denn damit spielen? Blöde Frage, du klingst toll.«
    »Es ist ja nur die Handfläche, das wird schon wieder.«
    »Ich gebe dir ein Bier aus, es sei denn, Alkohol gehört auch zur Gage?«
    Finn zuckte abermals mit den Schultern und lächelte bedauernd. »Nein, das nicht. Du kannst mich gerne zu einem Bier einladen.«
    »Wir sitzen direkt dort drüben.«
    »Megan wollte uns etwas zu trinken besorgen. Sobald sie da ist, kommen wir zu

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