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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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»Hallo«, murmelte sie. Dann warf sie noch einmal einen Blick in den Speisesaal – Susanna McCarthy war weg.
    Wahrscheinlich belauscht sie das Gespräch von einem anderen Apparat im Haus, musste Megan unwillkürlich denken.
    »Megan? Megan Douglas?«
    Es war definitiv Andy. Er klang wie ein alter Fischer aus Maine.
    »Ja, ich bin’s. Wie geht es Ihnen, Mr Markham?«
    »Andy, sagen Sie Andy zu mir. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mich Andy nennen sollen.«
    »Tut mir leid. Also, Andy, was kann ich für Sie tun?«
    »Etwas sehr Wichtiges«, meinte er ernst. Er klang sehr vernünftig und absolut entschlossen. »Sie können mir zuhören, mir wirklich zuhören. Und dann können Sie mich als Spinner bezeichnen, wenn Sie wollen.«
    Sie zögerte, denn ihr war klar, dass sie ihm eigentlich nicht zuhören wollte. Denn jetzt klang er doch eher verrückt. Und mit diesem verrückten Zeug schien er die Leute extrem zu nerven.
    »Bitte!«
    Er wusste, dass sie zögerte. Sein Flehen klang aufrichtig. »Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen, dass ich versuche, Ihnen zu helfen, junge Frau!«, beharrte er.
    Wieder klang er durch und durch ehrlich.
    »Na gut, Andy. Ich höre Ihnen zu.«
    »Nein. Sie müssen sich mit mir treffen.«
    Sie zögerte wieder. Ihn treffen? Finn würde an die Decke gehen, wenn er das erfuhr.
    »Wo? Wann? Ich fürchte, ich habe heute schon einige Verabredungen.«
    »Jetzt. Es sind nur zehn Minuten mit dem Auto. Draußen am Stadtrand, in der Nähe des Hotels, in dem Sie auftreten. Jetzt sofort.«
    »Jetzt? Was ist, wenn …«
    »Ihr Mann schläft doch noch, oder?«
    Sie war verblüfft.
    »Geben Sie mir Ihre Adresse. Ich komme, wenn ich … wenn ich kann.«
    Er gab ihr keine Adresse, nur eine Wegbeschreibung. Dann legte er auf.
    Sie saß noch eine Weile in dem Stuhl mit dem Hörer in der Hand und war sich sicher, ein zweites Klicken gehört zu haben. Susanna McCarthy, dachte sie; sie hatte also wirklich gelauscht.
    Sie stieß einen langen Seufzer aus. Na gut, Finn schlief noch, sie würde fahren. Und falls er mittlerweile aufgewacht war – na ja, sie hatte ja gesagt, sie würde kommen, wenn sie könnte.
    Wenn Susanna den Anruf abgehört hatte, würde sie Finn sagen, wohin Megan gefahren war, falls er sich auf die Suche machen wollte.
    Aber eigentlich hatte sie nicht vor, länger als nötig wegzubleiben.
    Sie stand auf, seltsam entschlossen, obwohl sie sich vor der Begegnung fürchtete und sich fragte, warum sie überhaupt zugesagt hatte, wenn schon die Vorstellung ihr so verhasst war.
    Es war seine Stimme gewesen, seine flehentliche Stimme.
    Sie eilte in ihr Zimmer zurück. Finn schlief noch immer tief und fest.
    »Finn?«, rief sie.
    Er rührte sich nicht.
    Sie nahm die Wagenschlüssel von der Kommode. Sie klapperten. Finn rührte sich noch immer nicht.
    Kopfschüttelnd nahm sie ihre Handtasche und ging.
    Bei Tageslicht war der Parkplatz wirklich nur einen Steinwurf von der Pension entfernt. Seltsam, dass der Weg ihr gestern Nacht so lächerlich lang vorgekommen war, und so beängstigend. In der Sonne war es ein netter Spaziergang, selbst mit all dem toten Herbstlaub auf den Wegen. Ein paar Blätter – sehr wenige – hingen noch an den Bäumen. Der Tag wirkte ausgesprochen mild.
    Sie folgte Andys Wegbeschreibung. Nach wenigen Minuten hatte sie das Ortszentrum hinter sich gelassen. Bald kam sie an dem neuen Hotel vorbei, in dem sie auftraten. Etwa eine Minute nach der Zufahrt zum Hotel stieß sie auf die Abzweigung, die er ihr genannt hatte – ein schmaler, kurviger Weg, der offenbar in einen Wald führte.
    Wie dumm. Die Bäume wurden immer dicker. Trotz des bevorstehenden Winters waren die Äste noch so belaubt, dass kaum ein Sonnenstrahl hindurchdrang. Vielleicht war Andy Markham doch verrückt? Dieser Weg schien jedenfalls nirgendwohin zu führen.
    Dann kam sie zu einer großen, mit Unterholz und Gestrüpp bedeckten Lichtung. Hier endete der Weg. Sie stellte den Motor ab und sah sich um.
    Mehrere Wege führten von hier aus tiefer in den Wald, aber keiner war breit genug für ein Auto. Hier ging es nur noch zu Fuß weiter. Zu beiden Seiten der Lichtung gab es Nischen, wo ebenfalls keine Bäume standen. Dort wuchs zwar Gras und Unterholz, aber die Bäume waren wahrscheinlich schon vor langer Zeit gefällt worden. Ihr fiel auf, dass zwischen den langen Gräsern, dem Unkraut und den niedrigen Büschen auch ein paar Steine lagen.
    Der Ort war unheimlich. Manche dieser verwitterten Steine waren größer

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