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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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Menschen, die Böses tun. Aber in dieser Welt gibt es auch andere Kräfte. Und ich habe lange genug gelebt, um zu wissen, wann diese Kräfte am Werk sind. Sehen Sie sich doch nur an, was alles angerichtet wurde. Im Namen Gottes? Glauben Sie nicht, dass manchmal auch etwas hineinspielt, was nichts mit Gott zu tun hat? Haben Sie noch nie gefühlt, dass das Böse Sie berührt, nur ganz leicht, unten an Ihrer Wirbelsäule, und dann emporkriecht und sich als Eis in Ihrem Nacken festsetzt? Dort draußen gibt es das Böse. Und manche können besser damit umgehen als andere.«
    Die Bäume raschelten im kühlen Wind. Irgendwo schien die Sonne, doch sie drang nicht durch das dichte Blätterdach. Oh Gott, ja, sie spürte die Kälte.
    »Na gut, Andy, sagen wir, irgendwann Anfang des achtzehnten Jahrhunderts gab es einen wirklich bösen Mann. Und er dachte, er könne eins werden mit diesem Dämon Bac-Dal. Er wurde verfolgt und getötet. Vielleicht, weil er einen Mord auf dem Gewissen hatte, eine Vergewaltigung, andere Verbrechen – wie sie bei ganz normalen Menschen leider allzu bekannt sind. Aber was hat das alles mit heute zu tun?«
    Plötzlich zischte etwas am Himmel auf – ein Blitz, gefolgt von einem Donnerschlag, bei dem Megan heftig zusammenfuhr.
    Andy blickte sie wissend an.
    »Dieses Wetter!«, meinte sie abfällig, auch wenn die eisigen Finger, von denen er gesprochen hatte, sie mittlerweile fest am Nacken gepackt hatten. »Regen, Blitz und Donner, lauter Naturphänomene.«
    Er nickte.
    »Tja nun, junge Frau – Naturphänomene. Aber verstehen Sie nicht? Der Zeitpunkt ist richtig. An Halloween, dem Abend vor Allerheiligen, haben wir Vollmond. Und auch dieser Tag geht weit zurück, sehr weit zurück. Es ist die Nacht der Toten, in der den Seelen der Verstorbenen erlaubt wird, mit den Lebenden in Verbindung zu treten. Spüren Sie es nicht? Das hier ist ein Spielplatz derer, die das Gute verdreht und das Böse daraus gemacht haben. Die Zeit ist gekommen für Bac-Dal.«
    »Andy, ich muss jetzt gehen. Finn ist mittlerweile bestimmt schon auf.«
    »Sie haben mich nicht verstanden.«
    »Was soll ich denn verstehen?«
    »Dass es unterschiedliche Kräfte gibt auf dieser Welt, Kräfte des Guten und Kräfte des Bösen.«
    »Andy«, sagte sie so freundlich wie nur möglich, »überlegen Sie doch: Menschen verursachen das Böse in dieser Welt.«
    Er schüttelte stur den Kopf und starrte sie wortlos an. Warum wurde ihr so unbehaglich unter diesem Blick? Warum spürte sie in diesem Moment so deutlich, dass niemand in der Nähe war?
    Es konnte gut sein, dass sie völlig allein war in dieser abgelegenen Lichtung, mit einem Mann, der tatsächlich ein wenig verrückt geworden war.
    »Die Zeit naht«, erklärte er starrsinnig. »Und Sie müssen sich dessen bewusst sein.« Plötzlich packte er ihre Handgelenke so fest, dass sie sich vorkam wie in einem Schraubstock.
    »Andy, Sie tun mir weh!«
    Sofort ließ er sie los. Trotzdem hatte sie auf einmal das Gefühl, dass die raschelnden Blätter sie beobachteten, Schatten warfen, sich leise etwas zuflüsterten.
    »Welche Zeit naht? Halloween? Andy, das ist ein Feiertag, der jedes Jahr begangen wird.«
    »Halloween, der Vorabend von Allerheiligen. Wenn Geister und Dämonen auf Erden wandeln.«
    »Andy …«
    »Bac-Dal naht. Und ich habe Angst.«
    »Angst wovor?«
    »Du solltest auch Angst haben.«
    »Warum, Andy? Warum sollte ich Angst haben?«
    »Bac-Dal will dich.«
    Finn saß auf dem Balkon, als sie zurückkehrte.
    Obwohl es nicht sehr sonnig war, trug er eine Sonnenbrille. Er hatte Kaffee gemacht, offenbar hatte das Zimmermädchen die Kaffeevorräte aufgefüllt. Finn trank nie koffeinfreien Kaffee. Und er rauchte. Normalerweise rauchte er nur gelegentlich. Sie sah, dass er fast ein halbes Päckchen geraucht hatte.
    Sie hatte keine Ahnung, was in ihm vorging, und auch nicht, warum er sich hinter einer Sonnenbrille versteckte. Doch er sah angespannt, verhärmt und müde aus. Kein gutes Zeichen, schließlich hatten sie erst eine Nacht Arbeit hinter sich. Außerdem wirkte er schlecht gelaunt.
    Sobald sie Andy und den gruseligen Friedhof hinter sich gelassen hatte, war sie sich töricht vorgekommen, weil sie sich von der Erzählung derart hatte einschüchtern lassen. Das Ganze war doch wirklich lächerlich. Als sie Andy gefragt hatte, warum er denn überzeugt sei, dass der Dämon es auf sie abgesehen habe, konnte er ihr keine Antwort geben. Und auch als sie wissen wollte, wer denn seiner Meinung

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