Das Erwachen
deinen Freund Eddie.«
»Jederzeit, Finn. Egal, wie sehr es hier zugeht, ich begleite dich dorthin. Bitte sei nicht voreingenommen, Finn! Dir zuliebe, aber auch Megan zuliebe.«
»Ich versuche es. Hey, wir gehen bald mal zu deinem Freund, okay? Ich mag Bücher, egal, welche. Es kann ja nicht schaden.«
Er schickte sich zu gehen an. Joseph saß hinter der Theke, in die Morgenzeitung vertieft, die er vor sich ausgebreitet hatte. Doch als Finn vorbeikam, sah er hoch.
»Hey, Joseph!«
Joseph sagte nichts. Er starrte ihn nur an, als könne er in ihn hineinblicken und dort etwas finden. Eine Antwort, nach der er suchte.
»Finn, du bist doch durch Boston gekommen, stimmt’s?«
»Ja, wir sind nach Boston geflogen. Warum?«
Joseph schüttelte den Kopf. »Nein, vorher. Als du zu Megans Familie nach Maine wolltest, letzten Monat. Du bist doch die Küste hochgefahren, oder?«
»Ja«, sagte er zögernd. Worauf wollte Joseph hinaus?
»Bist du schon mal im Lobster’s Tale gewesen, einer Bar in Boston?«
»Lobster’s Tale?« Finn zuckte mit den Achseln. Er war versucht, Joseph zu sagen, dass ihn das nichts angehe. Vielleicht hätte er sich fragen sollen, warum Joseph über jeden seiner Schritte Bescheid wusste, als er nach Maine gefahren war, um seine Frau zu treffen und ihre Ehe zu retten. Aber dafür gab es eine einfache Erklärung – Megans Eltern kannten jeden Schritt, den er gemacht hatte. Ihr Vater schien über ihre Versöhnung sehr froh gewesen zu sein, und wahrscheinlich hatte Megans Mutter ihrer Schwester alles brühwarm berichtet, und die hatte es ihrer Tochter Morwenna erzählt und Morwenna dann Joseph.
Schön, eine Familie zu haben …
»Nun, warst du mal dort?«, fragte Joseph beharrlich.
Finn zuckte mit den Schultern. Er ärgerte sich über die Frage. Warum zum Teufel wollte Joseph das wissen? »Nicht, dass ich wüsste. Von Washington aus habe ich den Interstate-95 genommen, dann bin ich auf dem US-1 gelandet, und dann habe ich mich noch verfahren, auch wenn ich das nur ungern zugebe; schließlich ist die Strecke ziemlich einfach.«
»Hast du in Boston geschlafen?«
»Was soll das heißen?«
»Ich meine, die Nacht dort verbracht auf deinem Weg nach Norden?«
»Ich … ja, ich glaube schon. Ich war in einer kleinen Pension am Stadtrand, in der Nähe eines Steakhauses mit ein paar Plastikkühen davor.«
»Aha.«
»Warum?
»Du erinnerst dich nicht an das Lobster’s Tale?«
»Nein, ich erinnere mich nicht an eine Bar namens Lobster’s Tale. Warum fragst du?«
»Nur so, aus reiner Neugier.«
»Joseph, niemand ist aus reiner Neugier so beharrlich.«
»Wir versuchen doch nur, dir zu helfen, Finn.«
»Joseph, tu mir einen großen Gefallen: Hilf mir nicht!«, fauchte Finn.
Als er an der Theke vorbeiging, erhaschte er einen Blick auf die Schlagzeilen der Zeitung, in der Joseph gelesen hatte. »Ermordetes Mädchen zuletzt in einer Bar in Boston, dem Lobster’s Tale, gesehen.«
Plötzlich wuchs seine Wut ins Unermessliche. Wenn er jetzt nicht so rasch wie möglich aus dem Laden ging, würde er Joseph an seinem schwarzen Kragen packen und ihn erdrosseln.
Es juckte ihn in den Fingern, so groß war die Versuchung. Verzweifelt kämpfte er dagegen an.
Eine Sekunde später stürmte er hinaus.
Sobald er auf der Straße stand, fiel die Anspannung von ihm ab. Joseph war doch nur ein nerviger, wichtigtuerischer Trottel, mehr nicht. Und Sara … Zum Teufel, Sara war ein kleines, lästiges Biest, das überhaupt nicht anziehend war.
Obwohl es kühl war, stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Er musste weg von diesen Menschenmassen.
Und seine Frau finden.
Er biss sich auf die Unterlippe, geplagt von Zweifeln, Unsicherheit und neuer Wut.
Mit langen Schritten lief er zu dem neuen Museum.
Er wollte Mike Smith zur Rede stellen.
Megan kümmerte sich um die Wäsche, eine banale Aufgabe, die sie nicht daran hinderte, ständig an ihre Ehe zu denken.
Als sie mit einem Stapel Kleider durchs Wohnzimmer ging, sah sie Martha vor ein paar Fotoalben sitzen.
Sie lächelte Megan zu. »Komm und sieh sie dir an, die hast du bestimmt schon länger nicht mehr gesehen.«
Megan legte die Wäsche aufs Sofa und machte es sich neben Martha bequem. Sie dachte, dass Martha ein paar alte Bilder aus ihrer Kindheit herausgekramt hätte. Aber so war es nicht.
Es waren Fotos von Megans Hochzeit. Megan und Finn waren arme Collegestudenten gewesen, sie hatten nicht gewollt, dass Megans Eltern ein Vermögen für die Hochzeit ihrer
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