Das Erwachen

den hinteren Teil des Ladens.
    Dort stand ein Schreibtisch mit einem Computer, alles nicht weiter überraschend – bis auf Eddie selbst.
    Finn zuckte erstaunt zusammen. Diesen Mann hatte er doch schon einmal getroffen! Nur dass sein Name nicht Eddie gewesen war und er nicht gesagt hatte, dass er eine Buchhandlung hatte.
    Der Mann hinter dem Schreibtisch sah genauso aus wie der Polizist, den sie in der vergangenen Nacht an der Bar getroffen hatten, auch wenn er kostümiert gewesen war. Gestern hatte er sich als Theo Martin vorgestellt, Officer Theo Martin.
    »Eddie, das ist Finn Douglas«, sagte Sara. »Morwenna hat dich wegen ihm angerufen.«
    »Hallo, Finn!« Der Mann stand auf und reichte ihm die Hand.
    Finn starrte ihn an und schüttelte ihm mechanisch die Hand. »Eddie?«, meinte er fragend.
    »Ganz richtig.« Der Mann verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Ich nehme an, du kennst meinen Bruder.«
    »Den Polizisten?«, erwiderte Finn. »Ihr seid Zwillinge?«
    »Eineiige«, erklärte Eddie. – »Das sieht man.«
    Eddie grinste. »Wie ich gehört habe, würdest du dir gerne ein paar Bücher anschauen.«
    »Tja, mir ist gesagt worden, dass ich das tun sollte.«
    Eddie nickte. »Die alten Bücher stehen in Vitrinen. Ich hole sie dir gleich. Setz dich doch, dort drüben unter den Mänteln sind Stühle.«
    Sara verfrachtete die Mäntel auf einen Bücherstapel und bedeutete Finn, sich auf einen freigeräumten Stuhl zu setzen. Zögernd kam er ihrer Aufforderung nach. Auch wenn er mit Sara hergekommen war, hatte er noch immer das seltsame Bedürfnis, sich möglichst von ihr fernzuhalten.
    Eddie war mittlerweile offenbar in den Keller gegangen und gesellte sich bald darauf wieder zu ihnen. Finn kannte sich mit Büchern nicht besonders gut aus, aber er sah auf den ersten Blick, dass das Buch, das Eddie mitgebracht hatte, nicht aus dem Altertum stammte.
    »Ein Augenzeugenbericht über einen uralten babylonischen Dämon?«, fragte er Sara spöttisch.
    Sie funkelte ihn warnend an.
    »Ich habe tatsächlich ein paar sehr alte Exemplare«, meinte Eddie und setzte sich Finn und Sara gegenüber auf den Rand des Schreibtisches. »Aber sie würden dir nicht viel nützen – es sei denn, du kennst dich in alten Sprachen aus. Himmel, selbst das Englische ist manchmal schwer zu verstehen bei diesen alten Schinken.«
    »Du beherrschst alte Sprachen?«, fragte Finn.
    Eddie zuckte mit den Schultern. »Ich kann Arabisch und Hebräisch lesen und Hieroglyphen einigermaßen entziffern. Mein Hauptfach an der Uni war Latein.«
    »Wow!«, meinte Finn bewundernd.
    »Aber das hier«, – er hielt das Buch in seiner Hand hoch – »wurde von einem Mann namens Cabal Thorne verfasst, und zwar Anfang des achtzehnten Jahrhunderts. Thorne war überzeugt, dass er einen altertümlichen Text richtig übersetzt hatte. Er gehörte einer Reihe von Geheimbünden an, die zur damaligen Zeit wirklich streng geheim waren. Und er war nach Amerika ausgewandert, weil in Europa die Hexenverfolgungen länger andauerten als in den Kolonien, wie die Vereinigten Staaten damals hießen. Thorne kam in England auf die Welt, er stammte aus einem sehr reichen Elternhaus und hasste traditionelle Religionen jeglicher Art. Nach langen Reisen in Afrika, Indien und dem Nahen Osten gelangte er zu der Überzeugung, dass er unter den richtigen Umständen, mit der richtigen Anzahl von Anhängern und bei genauer Befolgung der vorgeschriebenen Riten einen Dämonen ins Leben zurückbringen könne. Bac-Dal hieß dieses Geschöpf, das angeblich in engem Kontakt zum Teufel persönlich stand. Als ein Vasall des Teufels war Bac-Dal eine wahre Bedrohung für alle Guten, also die Menschen, die die in fast allen bekannten Religionen vorgeschriebenen Verhaltensregeln befolgen – du weißt schon, keinen Mord und keine Unzucht, nicht stehlen, keine Kinder misshandeln, keine Frauen vergewaltigen, nicht plündern und so weiter. Die Macht ging Cabal Thornes Überzeugung nach an den, der sie aufgrund seiner Fähigkeit, sie zu ergreifen, am ehesten verdiente. Das Überleben der Stärksten, verbunden mit allen möglichen Ausschweifungen und Dekadenz. Kannst du mir folgen?«
    »Ich kann deiner Geschichte folgen. Aber ich glaube nicht an Dämonen.«
    Eddie zuckte mit den Schultern. »Bac-Dal braucht Diener, die ihn ins Leben zurückholen. Leute, die vorhaben, ihn zurückzuholen, gründen einen Zirkel …«
    »Keinen Wicca-Coven«, beeilte sich Sara einzuwerfen. »Einen Zirkel von