Das Erwachen
meisten gegeben«, sagte er, als er sich wieder ein wenig gefasst hatte. »Er war ein Hydden, der für das Recht und gegen das Unrecht eintrat, auch wenn er bisweilen ... ja, oftmals dazu neigte und auch tatsächlich ...«
Wieder brach er in Tränen aus.
»Sagen Sie es, mein Junge, wenn Sie so weit sind, hören Sie nicht auf!«
»Er war, würde ich sagen, ein Griesgram. Irgendwie. Wenn er, als ich noch jung war, den Eindruck bekam, dass ich nicht so arbeitete, wie ich sollte, dann hat er ... es hat mir nichts ausgemacht, wirklich nicht ... aber dann neigte er dazu ... es hat nicht direkt wehgetan ... aber ...«
Noch mehr Tränen.
Noch mehr Geduld von Seiten der Zuhörer.
Unter ihnen stieg die Hoffnung, dass aus der Trauerfeier für Brif, so dürftig sie auch begonnen hatte, doch noch ein denkwürdiges Ereignis werden würde.
»Wenn ich über meinen Büchern einschlief, pflegte er mir mit seinem Knüppel, dem da drüben, auf die Finger zu klopfen und zu sagen: ›Bedwyn, bist du noch bei der Sache?‹ Und da war noch etwas anderes ...«
Solchermaßen stockend und stammelnd schaffte es Stort, genug zu sagen, um den Hydden, der für immer von ihnen gegangen war, wieder lebendig werden zu lassen.
Dann plötzlich, als er einmal zu oft ins Stocken geriet und nicht mehr weiter zu wissen schien, ertönte aus der Menge zu aller Entsetzen der Ruf: »Master Brif hatte ein Geheimnis, das ihm auf der Seele brannte, und es ist an der Zeit, dass es ans Licht kommt!«
Die Menge teilte sich, und Old Mallarchi kam, die halb leere Flasche Muggy-Met in der Hand, nach vorn zu Stort.
»Master Stort wird wohl nichts dagegen haben, wenn Brifs alter Freund und Zechkumpan ein paar Worte sagt ...«
»Pa, du solltest zu Hause das Bett hüten und nicht in der Gegend herumtorkeln!«, rief Ma’Shuqa, entsetzt, weil ihr Vater Schande über die Familie brachte.
»Papperlapapp, Tochter«, entgegnete er. »Brif hätte dasselbe für mich getan.«
Dafür erntete er Beifallsrufe. Stort, der froh war über die Ablenkung und Unterstützung, klatschte sogar, und andere taten es ihm nach.
»Was Old Mallarchi zutage bringen will und was nie zuvor gesagt wurde, ist Folgendes.«
Er hielt inne und nahm einen Zug aus seiner Flasche Met, wobei er sich Zeit ließ.
Die Menge wartete.
Als er fertig war, hielt er die Flasche in die Höhe und deutete darauf.
»Dieser Trunk wird nicht nach meinem Rezept gebraut, nein, das wurde er nie. Es war Master Brif, der das Rezept ausgegraben hat, und zwar aus einem alten Buch über die Braukunst. Ein Rezept für einen Met, der einen schnellen Weg zur Erlösung verspricht, erdacht von den schalkhaften Mönchen zu Lichfield, wo früher mal ein Monasterium stand, wie es die Gelehrten nennen. Darum soll hier und jetzt dieser Met, den ihr alle kennt und den einige von euch trinken, in Meistermet oder kurz Meister umbenannt werden. Ihm zum Gedenken. Das ist auch schon alles, was Old Mallarchi zu diesem Thema zu sagen hat! Sie können jetzt fortfahren, Master Stort!«
Damit sank Old Mallarchi in Ma’Shuqas Arme, die ihn mit einer töchterlichen Umarmung wiederbelebte: »Pa, du bist mir vielleicht einer!«
Irgendwie änderte sich die Stimmung.
Sie wurde plötzlich ernster, denn die unterschwellige Sorge um die Zukunft, die in der Trauergemeinde umging, war noch immer nicht angesprochen, war weder beschwichtigt noch nutzbar gemacht worden.
Stort spürte es.
»Ich wollte noch etwas anderes sagen«, fuhr er fort, »aber ich verstehe mich nicht darauf, solche Dinge in Worte zu kleiden, und ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns, die wir Master Brif geliebt haben, zu sagen vermag, was er auf seine treffliche Art gesagt hätte. Denn der Stein ist gestohlen worden, und mit ihm ein Stück vom großen Herzen der Stadt Brum. Wir wollen ihn wiederhaben ... wir wollen ihn wiederhaben. Ich weiß nicht, zu welchen Worten er gegriffen hätte, um uns den Weg zu weisen, aber Sie sollen eines erfahren – er war davon überzeugt, dass eines Tages der Augenblick kommen würde, da wir für das Gute und gegen das Böse in Hyddenwelt würden einstehen müssen. Doch er hätte nicht gewollt, dass ich das sage, weil er wusste, dass ich es nicht richtig hinbekommen würde. Wie dem auch sei ... auf jeden Fall ist es meine Schuld, dasser ... ich meine, wenn ich anders gehandelt hätte, wäre er nicht gestorben, und wir, ich meine, ich würde jetzt nicht hier stehen und mich so ... Verzeihung ... so schämen.«
Wieder brach der arme
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