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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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forderten die Nordländer auf, gegeneinander zu kämpfen, selbstverständlich der Reihe nach, und auch Slew kam nicht darum herum, gegen einen von ihnen anzutreten.
    Von Brif vor Slew gewarnt, beobachtete Pike diesen besonderen Kampf mit großer Aufmerksamkeit. Slews Gegner war der Nordländer, den er zur Tür hinausgeworfen hatte. Dieser hatte noch einen Brummschädel und wollte sich wieder Respekt verschaffen. Pike erkannte einen guten Kämpfer, wenn er einen vor sich hatte, und als derNordländer den Kampfplatz betrat, sah er sofort an der Art, wie er den Knüppel hielt, dass er ein sehr guter war.
    Der Mönch hingegen wirkte sonderbar unbeholfen für einen Mann, der sich, wie Pike gehört hatte, zuvor so trefflich geschlagen hatte.
    »Das kommt von der Trinkerei«, sagte ein Stammgast, den er kannte. »Und es wird ein erbitterter Kampf, auch wenn er freundschaftlich sein soll, Mister Pike. Gut möglich, dass Sie dazwischengehen und ihm ein Ende machen müssen, wenn der Mönch zu Boden geht.«
    Von Beginn an war offensichtlich, dass der Mönch unterliegen würde, aber nur ein erfahrener Knüppelmann wie Pike konnte sehen, was sich tatsächlich abspielte. Einen Kampf zu verlieren erfordert bisweilen mehr Geschick, als ihn zu gewinnen, wenn der »Verlierer« nicht ernsthaft verletzt werden will. Für jedermann war zu erkennen, dass der Nordländer auf Rache sann und sie auch üben würde, sollte sich auch nur die geringste Möglichkeit dazu bieten.
    Also forderte Pike zwei Kollegen auf, sich bereitzuhalten und sofort einzugreifen, falls aus der Sache blutiger Ernst werden sollte.
    Der Kampf begann. Der Mönch steckte ein paar Hiebe ein, taumelte, fing sich aber wieder, wobei seine Bewegungen in Pikes Augen zu geschmeidig wirkten für einen, der angeblich betrunken war. Wieder taumelte er rückwärts. Sein Gegner sah eine Chance, drang auf ihn ein und vollführte eine gekonnte Finte von der Art, auf die man reagieren muss, wenn man Müdigkeit und Unterlegenheit vortäuscht. Slew reagierte und eröffnete dem anderen dadurch die Möglichkeit, den Kampf rasch und brutal zu beenden. Vielleicht wusste er, dass die Knüppelmänner sich einmischen würden, vielleicht auch nicht. Doch es war kein Knüppelmann, sondern einer der anderen Nordländer, der sich einmischte. Er stellte Slew ein Bein, um seinen Sturz zu verschlimmern und seine kurze Schmach zu vergrößern. So lief das unter Kämpfern: Eine Rechnung wurde beglichen, die Ehre wiederhergestellt, und am nächsten Tag war man gut Freund trotz blauer Flecken, Schnittwunden und gebrochener Rippen.
    Doch es kam anders.
    Pike und seine Freunde sahen den ausgestreckten Fuß nicht, und Slew dem Anschein nach auch nicht. Hätte er sich anmerken lassen,dass er ihn gesehen hatte, wäre man ihm womöglich auf die Schliche gekommen.
    Also stolperte er, ohnehin schon in Bedrängnis, über den Fuß und stürzte zu Boden. Im Schatten am Rand des Kais blieb er liegen, womit seine Niederlage besiegelt war.
    Es war ein alter Nordländertrick.
    Er funktionierte immer.
    Dem Gegner eine Lektion erteilen, sich Respekt verschaffen, ohne dass jemand großen Schaden nahm.
    Nur dass der Nordländer, der nun mit seinem schweren Knüppel ausholte, dies offensichtlich in der Absicht tat, Schaden zu verursachen.
    Nur Pike sah, was dann geschah. In seinem ganzen Leben hatte er nichts dergleichen beobachtet. Eben noch lag Slew im Schatten, und schon einen Wimpernschlag später war er ein Schatten. Statt seine Rippen zu treffen und mehrere zu zerschmettern, krachte der Knüppel auf die Pflastersteine, sodass dem Nordländer die Arme durchgerüttelt wurden und er selbst das Gleichgewicht verlor.
    Noch während dies geschah, verwandelte sich der Schatten wieder in einen Körper, jedoch einen halben Schritt daneben. Seine Hand schnellte nach oben, packte den Knüppel und hielt ihn fest. Mit einer Kraft und Geschicklichkeit, wie Pike sie noch nie erlebt hatte, zwang Slew den Nordländer langsam zu Boden.
    Es kam noch besser.
    Slew hätte seinen Gegner nun leicht ins Wasser stoßen können, tat es aber nicht. Er zog ihn herab, sodass er auf ihm zu liegen kam und die Luft aus ihm herauspresste, hielt aber die ganze Zeit über den Knüppel fest.
    Dann stand er auf, gestand seine Niederlage ein, lachte und schnappte gleichzeitig nach Luft.
    Rechnung beglichen.
    Nichts passiert.
    Brif sah es auch, und er sah noch etwas anderes.
    Etwas Dunkles und Gefährliches.
    Einen Schatten, der ihn frösteln machte.
    »Er

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