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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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mithilfe großzügiger Geschenke und gezielter Ernennungen darauf hin. Allerdings hat sich ein großer Teil der Kardinäle als unempfänglich für solche schmeichelhaften Zuwendungen erwiesen. Auf keinen Fall dürfen diese alten Getreuen des Usurpators auf dem Heiligen Stuhl die Wahl entscheiden. Jeder von Ihnen wird in seinem Hotelzimmer die Adressen von deren Angehörigen finden. Übermitteln Sie diese so rasch wie möglich an Ihre Kontaktleute, die dann den erforderlichen Druck ausüben können. Es ist dafür gesorgt, dass die betreffenden Konklavisten rechtzeitig erfahren, in wie hohem Maße das Geschick ihrer Angehörigen von ihrem Abstimmungsverhalten abhängt.«
    »Und was ist mit denen, die keine Angehörigen haben?«, will ein Kardinal mit näselnder Stimme wissen.
    »Das sind höchstens drei oder vier. Bei denen müssen wir dafür sorgen, dass sie nicht am Konklave teilnehmen können.«
    »Würde eine solche Häufung von Herzattacken nicht Aufsehen oder gar Argwohn erregen?«
    »Bekanntlich wissen unsere Feinde zwar, dass wir existieren, nicht aber, wer wir sind. Daher werden wir uns ihre Furcht und ihren Kummer zunutze machen, um unsere Sache voranzutreiben.«
    Er lässt eine Pause eintreten, um seine Worte wirken zu lassen. Dann fährt er fort: »Noch etwas. In der vorigen Nacht ist es dem Präfekten der Geheimen Archivare des Vatikans gelungen, sich Zutritt zur Halle der Siegel zu verschaffen. Da zu befürchten stand, dass er uns dabei auf die Spur gekommen ist, haben wir uns genötigt gesehen, ihn unschädlich zu machen. Seine Leiche wurde in der Basilika gekreuzigt.«
    »Und warum hat man ihn nicht einfach verschwinden lassen?«
    »Weil die Angst, liebe Freunde, unser bester Verbündeter ist. Die Art, wie er aus dem Weg geräumt worden ist, dürfte unseren Feinden sehr zu denken gegeben haben. Sie wissen jetzt, dass wir imstande sind, mitten im Herzen des Vatikans zuzuschlagen. Ungelöst ist allerdings nach wie vor das Hauptproblem: Wir müssen unbedingt unser Evangelium auffinden, bevor es unseren Feinden in die Hände fällt. Wir wissen, dass vor Kurzem Pater Carzo, ein Exorzist der Wunder-Kongregation, aus Amerika in Europa eingetroffen ist. Ihn begleitet eine Sonderfahnderin des FBI … wie heißt sie noch?«
    »Maria Parks, Großmeister. Sie hat im Kloster der Weltfernen Schwestern von Denver eine ganze Reihe von Geheimnissen aufgedeckt, was für unseren Orden eine weitere Gefahr bedeutet.«
    »Ein notwendiges Übel. Bedenken Sie, dass diese Frau für uns die einzige Möglichkeit bedeutet, das Evangelium wiederzuerlangen. Daher müssen wir all unsere Anstrengungen auf sie und diesen Pater Carzo richten. Sorgen Sie dafür, dass ihnen nichts zustößt, bis sie das Evangelium entdeckt haben.«
    »Und danach?«
    »Danach wird es zu spät sein.«
    Schweigen.
    »Eine Sache noch, bevor wir uns trennen. Eins der Gläser, aus denen Sie heute Abend getrunken haben, enthielt eine tödliche Dosis des Giftes, für das unser Orden seit Jahrhunderten bekannt ist. Das Glas des Judas.«
    Entsetzte Aufschreie folgen dieser Erklärung, während sich zugleich am Ende des Tisches einer der Kardinäle schwer atmend mit beiden Händen an die Kehle fährt.
    »Armondo Valdez, Kardinal-Erzbischof von São Paulo, ich beschuldige Sie des Hochverrats am Schwarzen Rauch.
    Sie haben Pater Jacomino, Superior der Jesuiten, nicht nur die Existenz der Halle der Siegel enthüllt, sondern auch den Weg dorthin. Das war ausgesprochen dumm von Ihnen: Es ist Ihre Schuld, dass wir jetzt gezwungen sind, Gewalt anzuwenden, wo wir unser Ziel mit List hätten erreichen können.«
    Es gelingt Kardinal Valdez, sich zu erheben und seine Maske abzunehmen. Sein Gesicht ist von Schmerzen verzerrt. Im nächsten Augenblick entquillt seinem Mund schwarzes Blut, und er sinkt zu Boden. Seine Beine zucken noch, doch sein Gehirn ist bereits tot.

2
    Mit dem offenem Geländewagen, den sie am Flughafen Genf gemietet haben, nähern sich Maria und Carzo Zermatt. In den langgezogenen Kurven kommt es der jungen Frau so vor, als erdrücke die hoch aufragende kalte Masse des Matterhorns den Horizont. Sie sieht zu Carzo hin. Er blickt betrübt und in Gedanken verloren drein. Vor ihrer Abfahrt hatte er eine Telefonzelle aufgesucht, weil er sich, wie er sagte, von einem Kontakt im Vatikan äußerst wichtige Angaben machen lassen wollte. Maria hatte gesehen, wie er eine Nummer wählte und ungeduldig an die Scheibe trommelte, während er darauf wartete, dass am

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