Das ewige Leben
hat durch die Frage vom Brigadier Aschenbrenner der Brenner wieder in seinen eigenen Kopf hineingefunden.
»Besser als dem Köck«, hat er geantwortet.
»Woher willst du das wissen?«
»Was?«
»Wie es dem Köck geht? Vielleicht geht es dem besser als uns beiden.«
»Du meinst, du hast ihm einen Gefallen getan?«
»Wem?«
»Dem Köck.«
»Wieso soll ich ihm einen Gefallen getan haben?«
»Wie du ihm die Kugel in den Kopf geschossen hast.«
Mein lieber Schwan, das war ein Stimmungswechsel beim Kripochef Aschenbrenner, als würde auf einmal die Mur von Puntigam nach Andritz fließen. »Zu blöd dazu, sich selber eine Kugel in den Kopf zu schießen«, hat er geschnauft, »aber dann den starken Mann spielen und mir in die Arbeit hineinpfuschen. Das hab ich schon gern.«
Jetzt ist dem Brenner erst aufgefallen, wie schlecht der Aschenbrenner ausgeschaut hat. Er hat fast so elendig aus der Wäsche geschaut wie damals im Foyer der Raiffeisen-kasse. Du musst wissen, der Aschenbrenner ist damals fast ausgeflippt wegen dem Schuss, den sie aus dem Tresorraum gehört haben. Der Köck war mit dem Saarinen hinten und hat es ihnen dann tausendmal geschildert, wie der Saarinen auf einmal ohne Grund in den Plafond geballert hat. Ein harmloser, idiotischer Schuss, aber im Grunde war es der tödliche Schuss für den Saarinen, weil ohne den Schuss wären sie ja nicht Hals über Kopf geflüchtet und der Saarinen nicht an die Ampel gefahren.
»Ich möchte wissen, was dich der Köck auf einmal angeht.« Der Herr Brigadier ist dagesessen und hat ihn so angewidert angeglotzt, als wäre der Brenner Schuld daran, dass ex fast keine Luft mehr kriegt.
»Beim Köck hast du besser gezielt als bei mir«, hat der Brenner gesagt.
Der Kripochef hat verächtlich geschnauft. »Mach dich nicht lächerlich, Brenner. Kannst du dich überhaupt noch erinnern, was ich dir am Adventssamstag in der Früh gesagt habe?«
»Sicher«, hat der Brenner gelogen.
»Jetzt erzählst du mir alles, was du über den Köck weißt. Oder ich kann für nichts mehr garantieren.«
»So schön wie du hat er nicht gewohnt.«
Der Kripochef hat natürlich genau verstanden, was der Brenner ihm damit sagen will. Weil Paradies immer verdächtig. Sicher, als Kripochef verdienst du nicht schlecht. Kein schlechtes Gehalt, da kannst du dir schon ein bisschen was leisten, aber damit kann man ein dickes Auto erklären, damit kann man eine dünne Frau erklären, damit kann man einen Palmenurlaub erklären, aber damit kann man ganz bestimmt kein Paradies erklären.
So ist das nämlich im Leben, das Paradies wird dir nicht nachgetragen, und ohne dass du dir ein bisschen was zuschulden kommen lässt, kommst du nicht hinein in das Paradies. Da dürfte einmal ein Mönch beim BibelAbschreiben einen kleinen Schreibfehler gemacht haben, jetzt haben die Leute über Jahrhunderte geglaubt, man kriegt das Paradies, indem man sich nichts zuschulden kommen lässt. Und man fliegt wegen Schuld aus dem Paradies hinaus. Also genau falsch herum.
Komisch ist eigentlich nur, dass die Leute das so lange geglaubt haben, wo doch ein Blinder sieht, dass es umgekehrt ist und das Paradies sich nur den brutalsten Typen öffnet. Bestes Beispiel der Aschenbrenner. Der hat jetzt dem Brenner als Retourkutsche für die Anspielung auf die schöne Wohnung ein paar Wahrheiten eingeschenkt, wo jeder normale Mensch zehnmal zurückschrecken würde, bevor er einem frisch aus Puntigam links Entlassenen so etwas auf den Kopf zusagt.
»Weißt du, was du und der Köck gemeinsam habt?«, hat der Kripochef gefragt.
»Dass du uns -«
»Dass ihr«, hat der Aschenbrenner ihn unterbrochen, »nie erwachsen geworden seid. Dass ihr immer nur überall davongelaufen seid. Dass ihr immer geglaubt habt, ihr seid so viel gescheiter als wir kleinkarierten Idioten, die irgendwann eine Verantwortung für ihre Arbeit und für ihr Leben übernommen haben.«
Dem Brenner ist vorgekommen, der Kripochef glaubt das selber, was er da verzapft, jetzt hat er ihn einfach reden lassen, weil uninteressant war es nicht.
»Aber ab einem gewissen Alter wird es leider schwieriger mit der Überheblichkeit«, hat der Aschenbrenner geschnauft. »Auf einmal ziehen die billigen Tricks von früher nicht mehr. Was mit zwanzig lustig war, ist mit fünfzig nur noch erbärmlich.«
Du merkst schon, da hat der Aschenbrenner immer noch viel aus der Einfühlung herausgezogen, weil sonst hätte er es gar nicht so genau treffen können, was der Brenner auch
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